Frankenbahn-Gipfel in Möckmühl: Bund, Land und Kommunen wollen an einem Strang ziehen
Spitzenvertreter diskutieren in der Stadthalle Möckmühl vor mehr als 100 Zuhörern über die Aufgabenteilung bei der Ertüchtigung der Strecke von Heilbronn nach Würzburg.

Im Schulterschluss an einem Strang ziehen: Dieses Ziel beschwörte am Dienstag der Heilbronner Landrat Norbert Heuser beim sogenannten Frankenbahn-Gipfel in der Stadthalle Möckmühl immer wieder. Dafür hatte der Koordinator für die Frankenbahn hochrangige Vertreter von Bund, Land, der angrenzenden Landkreise sowie der Stadt Heilbronn eingeladen. Nach 30 Jahren kontinuierlichen Abstiegs der Strecke zwischen Heilbronn und Würzburg sollten Worten und gegenseitigen Schuldzuweisungen von Bund, Land und Kommunen nun endlich Taten folgen, so der Tenor der öffentlichen Podiumsdiskussion vor mehr als 100 Zuhörern.
Strecke ganz oben auf der Agenda
"Die Bahnstrecke ist verkommen", sagte Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Die Ausbesserung alter Schäden reiche nicht, "wenn wir die Verkehrswende einleiten wollen", so der Minister. Warum viele potenzielle Kunden die Frankenbahn nicht nutzten, liegt für Landrat Heuser auf der Hand. "Die Infrastruktur hat Lücken. Die Anschlüsse in Richtung Stuttgart und Würzburg sind unzuverlässig." Verbesserungen auf der Strecke Stuttgart-Heilbronn-Würzburg stünden deshalb ganz oben auf der Agenda.
Drei Maßnahmenpakete sollen Abhilfe schaffen
Die jüngste "Machbarkeitsstudie für den Infrastrukturausbau und der Fahrplanlagenverbesserung auf der Frankenbahn" für die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) soll dafür ein Leitfaden sein. Die Schwächen auf der Strecke seien identifiziert. Drei Maßnahmepakete sollen Abhilfe schaffen, so Dieter Maier von der NVBW, der die Studio vorstellte.
Lange Zugfolgezeiten und einseitige Bahnsteigkanten
"Der Abschnitt Heilbronn-Franken hat die größten Mängel", sagte Maier. Dabei sei das rund 3,5 Kilometer lange eingleisige Nadelöhr bei Möckmühl-Züttlingen noch nicht einmal das größte Problem. Lange Zugfolgezeiten von bis zu neun Minuten, einseitige Bahnsteigkanten auf Bahnhöfen und der überlastete Abschnitt zwischen Neckarsulm und Bad Friedrichshall verhinderten immer wieder einen reibungslosen Ablauf.
Situation im Schienennetz ist schwierig
Dass sich der Bund an einer Digitalisierung der Weichen und der Stelltechnik entlang der Strecke im Maßnahmenpaket eins beteiligt, dafür will sich Michael Theuer (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Beauftragter des Bundes für den Schienenverkehr, in Berlin einsetzen. Mit weiteren Versprechungen hielt sich Theuer aber zurück. "Die Situation im Schienennetz ist schwierig. Man muss realistisch sehen, was geht und was nicht geht", so der Staatssekretär. Bei der Verbesserung der regionalen Infrastruktur "müssen wir schauen, wer sich wie beteiligt", so Theuer.
Landrat stellt Vergleich mit Walachei auf
Zwar ist der Bund als Eigentümer in der Pflicht. Ohne finanzielles Engagement der Kommunen wäre in den vergangenen Jahren aber nichts passiert. Für Achim Brötel, Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, ist das ein Unding. "Die rumänische Staatsbahn hat mehr Verantwortungsbewusstsein für die hintere Walachei", so der Landrat.
Staatssekretär verweist auf Fördergelder des Bundes
Ähnlich sah das Christoph Schauder, Landrat des Main-Tauber-Kreises. Seinen Landkreis koste die Frankenbahn jährlich 1,1 Millionen Euro, obwohl es nicht in seine Zuständigkeit fiele. "Wir werden die Bundesrepublik nicht aus der Verantwortung entlassen", so Schauder. Theuer verwies dagegen auf Fördermittel von bis zu 90 Prozent aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) und spielte mit der Drohung, diese Gelder ja nicht mehr genehmigen zu müssen.
Für Fernverkehr ist zweigleisiger Ausbau nötig
Dass unter anderem auch Fernverkehrszüge in Heilbronn halten können, beinhalten die Maßnahmen aus dem dritten Paket des Forderungskataloges. Dazu gehöre auch der zweigleisige Ausbau bei Züttlingen. Theuer stellte nichts in Aussicht. Er verwies auf die Entscheidung von Verkehrsunternehmen wie der Bahn. "Manche Strecken rechnen sich, andere nicht."
Großstadt ohne Fernverkehrsanschluss
Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel will sich damit nicht abfinden. Heilbronn sei eine der wenigen Großstädte ohne Fernverkehrsanschluss. Für "ein wirtschaftliches Kraftzentrum" sei das "völlig unbefriedigend", so Mergel.
Gateway-Strategie
Im Großraum Heilbronn leben rund 500.000 Einwohner. Die Region gehört zu den wirtschaftsstärksten in Baden-Württemberg. Dennoch verfügt das Oberzentrum über keinen direkten Fernverkehrsanschluss. Die sogenannte Gateway-Strategie aus dem Forderungskatalog der Machbarkeitsstudie für die Frankenbahn sieht deshalb als Kompensation einen schnelleren Regionalverkehr mit zuverlässigem Anschluss an die Fernverkehrsknoten Stuttgart und Würzburg vor. Konkret soll unter anderem ein Fahrzeitgewinn von drei bis fünf Minuten nach Würzburg erreicht werden.