Um Mitternacht bleiben Bundespolizisten auf Streife locker
Polizisten der Bundespolizei bekommen es im Heilbronner Hauptbahnhof immer wieder mit aggressiven Menschen zu tun. Nervige Situationen bringen sie dennoch nicht aus der Ruhe. Auf Streife mit zwei Beamten.

Drei junge Männer – vermutlich auf dem Heimweg – albern herum. Eine junge Frau mit großen, weißen Kopfhörern sitzt auf einer kleinen Bank. Eine S-Bahn nach Schwaigern hält am Bahnsteig. Mitternacht am Heilbronner Hauptbahnhof. Polizeiobermeister Denis Schöpp (39) und Polizeimeister Alexander Peil (20) drehen ihre Runde. Es ist eine ruhige Nacht. Ereignislos verstreicht die Zeit nicht.
Beamte mögen die Spätschicht, weil da mehr los sei
Am Ende von Bahnsteig eins befindet sich das Büro des Bundespolizeireviers Heilbronn. Schöpp und Peil gehen los. Was gefällt ihnen besser – Früh- oder Spätschicht? "Spätschicht", antworten beide prompt. Tagsüber sei es eher ruhig.
In der Bahnhofshalle warten eine Handvoll Menschen. Es fahren kaum mehr Züge ab oder kommen an. Ein Mann will das Gebäude betreten. Schöpp und Peil sprechen ihn sofort an. Ein Pole, Ende 70. Er wirkt verwahrlost. Der Senior ohne Wohnsitz hat vor einiger Zeit ein Hausverbot erhalten. Die Polizisten fordern ihn auf, das Gebäude zu verlassen. "Er riskiert sonst eine Strafanzeige", erklärt Schöpp. Ein Auge zudrücken gehe nicht. "Bei Straftaten können wir nicht wegschauen." Leise auf Polnisch vor sich hin schimpfend trollt sich der Mann.
Polizisten kennen den spezifischen Personenkreis

Der Regen des Tages hat in der Nacht nachgelassen. Die Luft ist mild. Der volle Mond steht tief über den Dächern der Stadt. Um eins endet die Schicht. Auf ihrem Rundgang prüfen Denis Schöpp und Alexander Peil, ob sich etwa Menschen, Obdachlose oder Trinker, in der Halle oder im Außenbereich schlafen legen. "Die wecken wir dann und bitten sie zu gehen", erklärt Polizeiobermeister Schöpp. "Es sind bekannte Gesichter", sagt Peil. Sein Kollege ergänzt: "Manchmal ist jemand nur für zwei Wochen da und verschwindet dann wieder."
Beim Rundgang sind die Polizisten wachsam. "Wir zeigen Präsenz", sagt Schöpp. Darüber würden sich die Fahrgäste freuen, ist er überzeugt.
Im Gewahrsam randaliert und uriniert
Die Polizisten erzählen von der Spätschicht am Abend zuvor. Es sei ihnen gemeldet worden, dass ein Mann ins Gleisbett gefallen sei. Dem sei nicht so gewesen. Sie finden jedoch einen Mann schlafend am Bahnsteig. Betrunken. Ein Arzt wird gerufen, um den Gesundheitszustand zu überprüfen. Der kommt zu dem Ergebnis: kein medizinischer Fall. Der Mann hält sich weiterhin im Bereich des Bahnhofs auf. Immer wieder werden die Polizisten auf ihn aufmerksam. Er wird aggressiv. Schöpp und Peil nehmen ihn in Gewahrsam. Plötzlich habe sich der Mann in seiner Zelle ausgezogen und gegen die Wände uriniert. Alles sei nass gewesen, erzählen die Beamten. Er sei in ein Krankenhaus gebracht worden.
Langjähriger Bundesbeamte: Früher habe es mehr Trinker im Bahnhof gegeben
Nerven solche Situationen? Schöpp und Peil zucken lässig die Schultern. "Wir haben den Beruf gewählt. Damit müssen wir umgehen können." Grundsätzlich seien die Trinker, die sich am Bahnhof aufhalten, unproblematisch.
Bundespolizist Wolfgang Meidel versieht seit 1992 Dienst im Heilbronner Hauptbahnhof. Sein Eindruck nach mehr als 30 Jahren: Der Bahnhof sei heute sauberer, kundenfreundlicher. Er erinnert sich an die Kneipen früher im Gebäude. Zu der Zeit habe es mehr Obdachlose und Trinker gegeben.
Team spricht von einem tollen Miteinander
Ihr erster Job ist es, Straftaten zu verhindern oder Tatverdächtige ausfindig zu machen. Meistens haben sie es mit Schwarzfahren zu tun, Diebstählen, Sachbeschädigungen etwa durch Graffiti, sagt Schöpp. Ob etwas passiert, lässt sich nicht vorhersagen. Während des Volksfestes auf der Theresienwiese im Juli beispielsweise seien mehr Menschen mit dem Zug an- und abgereist. Probleme habe es keine gegeben.
Den beiden Polizisten gefällt ihr Job in Heilbronn. Das liegt ihnen zufolge auch am guten Team. "Wir lachen viel und arbeiten super zusammen", sagt Peil. Eine junge Kollegin sieht es ähnlich: "Ich kann mich hier entwickeln und mehr aus mir herausholen", nennt sie einen Punkt, der ihr im Revier Heilbronn zusagt. Das Miteinander sei familiär.
Um eins ist Feierabend. Ein privater Wachdienst kommt und schließt den Bahnhof ab. Morgens um sechs starten Peils und Schöpps Kollegen mit der Frühschicht. Für die beiden geht es nach Hause – schlafen.
Wie das Heilbronner Revier organisiert ist
Im Bundespolizeirevier Heilbronn sind 30 Männer und Frauen beschäftigt. Das Revier gehört zur Bundespolizeiinspektion Stuttgart. Das umfasst weiter die Reviere Stuttgart, Tübingen und Ulm. Die Inspektion deckt nahezu die Hälfte der Fläche Baden-Württembergs ab, nämlich 45 Prozent, teilt eine Pressesprecherin mit. Die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr liegt noch nicht vor. Im Jahr 2021 registriert das Revier Heilbronn 730 Straftaten. In dieser Zahl seien einige Massendelikte wie das Schwarzfahren nicht enthalten. In der gesamten Bundespolizeiinspektion Stuttgart sind laut Pressesprecherin 8167 Straftaten angezeigt worden.





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