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Frühstart für den Badespaß: Ein Morgen im Heilbronner Freibad Neckarhalde

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Damit die ersten Schwimmer sich im Freibad Neckarhalde pünktlich um 6 Uhr ins Wasser stürzen können, muss einiges passieren. Wir haben Betriebsstellenleiter Nico Häberle über die Schulter geschaut und gefragt, was er alles erledigen muss, bevor das Bad öffnen kann.

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Ein Blick ins Heilbronner Freibad Neckarhalde. Von einem bewölkten Himmel und 20 Grad lassen sich die ersten Frühschwimmer nicht abschrecken.
Foto: Christoph Donauer
Ein Blick ins Heilbronner Freibad Neckarhalde. Von einem bewölkten Himmel und 20 Grad lassen sich die ersten Frühschwimmer nicht abschrecken. Foto: Christoph Donauer  Foto: Donauer, Christoph

Ohrenbetäubend lärmen mehrere große und kleine Pumpen vor sich hin. Sie stehen in einem unscheinbaren Gebäude am Rande des Freibads Neckarhalde in Heilbronn. Nico Häberle stört das nicht, im Gegenteil: Er hört genau hin. "Wenn man hier jahrelang durchläuft, hört man sofort, wenn etwas nicht richtig funktioniert."

Jeden Morgen startet er um 5 Uhr in den Dienst und damit seine Kontrollrunde. Er überprüft die vielen Zählerstände. Verändern sich die Werte zu stark, deutet das auf einen Rohrbruch hin. "Das sieht man nicht an einem Tag, das ist ein schleichender Prozess." Bei einem alten Bad könne das schon hin und wieder vorkommen, sagt Häberle. Der 21-Jährige aus Nordheim ist Betriebsstellenleiter in dem Bad, das von den Heilbronner Stadtwerken betrieben wird.

 


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Erst wird das Wasser im Freibad Neckarhalde grob gefiltert, dann immer feiner

Damit das Wasser nicht nur läuft, sondern sauber ist, ist es ständig in Bewegung. Alles, was über den Beckenrand läuft, kommt in einem Auffangbecken an. Dort wird der gröbste Schmutz abgehalten, wie etwa Blätter, Knospen und Haargummis. Dem übrigen Wasser wird sogenanntes Flockungsmittel zugegeben. Es sorgt dafür, dass sich aus kleinsten Partikeln größere Flocken bilden. Sie werden im nächsten Schritt, dem Filtern, aufgefangen. "Wir haben insgesamt fünf Filter, für jeden Beckenkreislauf mindestens einen."

Durch die muss das Wasser durch und passiert dabei Aktivkohle, Sand und Kies. Der Rest wird dann mit frischem Wasser vermischt und gechlort. Damit der PH-Wert stimmt, kommt noch etwas Schwefelsäure dazu. "Das Wasser aus unseren eigenen Brunnen ist ziemlich kalkhaltig. Deshalb müssen wir gegensteuern", erklärt Häberle. Ein PH-Wert von sieben, möglichst neutral, sei ideal. Das sei auch für die Flockungsanlage wichtig. "Die arbeitet nur in einem schmalen Bereich zwischen 6,5 und 7,5."

 


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Dank der Solaranlagen war die Gaskrise in dem Freibad kein großes Problem

Ist all das geschafft, muss das Wasser noch auf eine angenehme Temperatur gebracht werden. In der Neckarhalde passiert das vor allem über eine Solaranlage, die wie ein Durchlauferhitzer arbeitet. Die Gaspreiskrise sei deshalb "kein großes Problem gewesen", sagt Häberle.

Lediglich zu Beginn der Saison, im April und Anfang Mai, wird zusätzlich mit Gas geheizt. Natürlich gehöre noch viel mehr zum Job, zählt Häberle auf: Wasserproben nehmen, Wege ablaufen, Hecken schneiden, Büroarbeit. "Ich komme leicht auf 18 000 Schritte am Tag."

Die Frühschwimmer stehen um 5.55 Uhr Schlange

Inzwischen ist es 5.55 Uhr. Noch sind die Tore geschlossen, doch davor hat sich schon eine Menschentraube gebildet. Man kennt sich, die Gespräche drehen sich um das nächtliche Gewitter und die Zahl der geschwommenen Bahnen in der vergangenen Woche. "Wir können froh sein, dass wir hier noch die Möglichkeit haben", sagt eine der Seniorinnen. "Wie oft hört man, dass Schwimmbäder schließen oder erst spät öffnen?"

 


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Punkt 6 Uhr öffnet sich die Schranke und die Gruppe bewegt sich Stück für Stück zum Gitter, das sich nach Vorzeigen der Dauerkarte öffnet. Die Schwimmer begeben sich ohne Umwege in die Umkleide und stürzen sich ins Wasser, um ihre Bahnen zu ziehen. "Uns wird morgens nie langweilig. Es kommen immer dieselben 50 Leute, bei jedem Wetter", sagt Häberle. Das Wasser ist 23,6 Grad warm und völlig klar - wie es sein soll.

Seine Kollegin passt derweil auf die Schwimmer auf. Die Bademeistertätigkeit sowie jährliche Schwimm- und Erste-Hilfe-Kurse gehören auch für Häberle zum Job. Vom Bienenstich bis zum Herzanfall hat er schon alles erlebt. "Irgendetwas passiert immer." Bei 20 Grad und bewölktem Himmel wie an diesem Tag laufe aber alles ein bisschen ruhiger. "Für Schwimmmeister ist das das beste Wetter", sagt Häberle und lacht. "Dann bekommt man all seine Aufgaben erledigt."

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