In der Notfallambulanz der SLK-Kliniken sitzt jeder Handgriff
Die Notaufnahme des SLK-Klinikums am Gesundbrunnen ist rund um die Uhr besetzt. In der Nachtschicht um 1 Uhr sind Laura Schmidt und ihr Team gefordert.

Die mehrspurige, sonst stark befahrene Saarlandstraße liegt verlassen da. Durch die Sperrung der Saarbrückener Straße, der Verbindung zwischen Böckingen und Frankenbach, rollt dort auch tagsüber deutlich weniger Verkehr. Jetzt ist die Ecke wie ausgestorben. Pechschwarz wirkt die Nacht um 1 Uhr, als das Blaulicht eines Rettungswagens in der Ferne auftaucht. Er biegt zur Zentralen Notaufnahme des Klinikums am Gesundbrunnen ab. Hier herrscht statt Ruhe geschäftiges Treiben. Die hell erleuchteten Behandlungszimmer bilden einen deutlichen Kontrast zur nächtlichen Finsternis.
Herzinfarkt ist medizinischer Notfall
Aus dem eben eingetroffenen Rettungswagen wird ein älterer Mann auf eines der bereitstehenden mobilen Krankenbetten gehoben. "Verdacht auf Herzinfarkt", sagt Laura Schmidt. Die 29-Jährige hat heute Abend die Pflegerische Bereichsleitung und behält den Überblick. Der Mann hatte zu Hause über Schmerzen im Brustbereich und Atemnot geklagt.
Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt sollte sofort der Rettungsdienst verständigt werden, da ein Herzinfarkt ein medizinischer Notfall ist, bestätigt Schmidt. "Generell wird aber jeder, der zu uns kommt und über Beschwerden klagt, behandelt", erklärt die Pflegefachfrau. Dabei würden sie nach den Prinzipien der Triage vorgehen: "Die Notfallambulanz führt eine schnelle und gründliche Ersteinschätzung der Patienten durch, um festzustellen, wer die dringendste Versorgung benötigt." Schmidt weiß, dass das sogenannte Manchester-Triage-System, ein standardisiertes Verfahren in der Notaufnahme, vereinzelt zu Unverständnis bei Patienten führt, die mit leichteren Verletzungen bis zu drei Stunden warten müssten.
Kein Tag wie der andere

Kein Tag wie der andere, keine Nacht wie gedacht. "Wer hier arbeitet, muss schon ein besonderer Schlag Mensch sein", sagt Laura Schmidt und lächelt. Seit fünfeinhalb Stunden ist die junge Frau im Dienst - bis 6 Uhr muss sie noch durchhalten. Ihr Tipp gegen Müdigkeit? "Viel trinken, dann werden die Nieren durchgespült." Allerdings ist das mit dem Trinken so eine Sache: "Häufig haben wir so viel zu tun, dass mein Kaffee in der Tasse kalt wird, bevor ich ihn trinken kann", gibt Laura Schmidt zu.
Insgesamt sechs Pflegekräfte und zwei Medizinische Fachangestellte sind heute Abend gemeinsam mit Notfallmedizinern, Allgemeinmedizinern, Chirurgen, Internisten und anderen Fachärzten im Einsatz. "Ohne die vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit im Team - auch mit den Ärzten - geht es hier nicht", erklärt Schmidt, die eine zweijährige Zusatzausbildung in der Notfallpflege hat. Schließlich kann die Arbeit auch psychisch belastend werden, wenn Kinder betroffen sind oder aber schwere Verletzungen nach einem Verkehrsunfall dazu führen, dass der Mensch nicht überlebt.
Randalierer zum Wochenende

Heute Nacht ist es vergleichsweise ruhig. Im Nachgespräch am Telefon wird Schmidt von der darauffolgenden Freitagnacht berichten. Für Betrunkene ist dann Rushhour in der Notaufnahme. Bis zu einem Viertel der Rettungsdienstfahrten erfolgt aufgrund von Alkohol. Für Schmidt und ihr Team eine Herausforderung, denn Alkoholisierte wehren sich nicht selten gegen die Einlieferung ins Krankenhaus und die dort nötigen Untersuchungen.
"Nicht ohne Grund haben wir hier auch rund um die Uhr einen Sicherheitsdienst", sagt die Pflegefachfrau. Gerade als junge Frau müsse man sich ein dickes Fell zulegen. Beleidigungen sind nicht selten, einmal wurde ihr ins Gesicht gespuckt. "Doch es gibt auch viele Patienten, die echte medizinische Notfälle waren, und sich danach für unsere Hilfe bedanken", sagt Laura Schmidt. Und man merkt ihr an, dass sie genau für diese Menschen zur Arbeit geht, während die meisten anderen in ihren Betten liegen und schlafen.
Das Manchester-Triage-System
Die Manchester-Triage ist ein System, das in Krankenhäusern verwendet wird, um zu entscheiden, wie dringend jemand medizinische Hilfe benötigt. Die Patienten werden nach Farben eingestuft, je nachdem, wie schwer ihre Verletzungen oder Krankheiten sind. Diejenigen, die am dringendsten Hilfe benötigen, werden zuerst behandelt. Rot steht für Patienten mit lebensbedrohlichen Zuständen, die sofortige Hilfe benötigen, Gelb für schwere, aber nicht lebensbedrohliche Fälle, Grün für leichte Verletzungen oder Erkrankungen, Blau für nicht dringende Fälle und Schwarz für Patienten, bei denen der Tod bereits eingetreten ist oder die als nicht wiederbelebbar gelten.

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