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Nachtleben in Heilbronn
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In der Gartenlaube arbeiten, damit andere feiern können

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Während die Gäste Party machen, gibt es im Heilbronner Club Gartenlaube viel zu tun. Zwar arbeitet dort ein eingespielts Team, doch Fragen an den Chef gibt es trotzdem.

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Frank "DJ Franky" Siegmann am Mischpult. Er ist einer der zahlreichen Discjockeys, die in der Gartenlaube für Stimmung sorgen. Mit wechselnden Mottos an Samstagen und Mixed Music am Freitag.
Frank "DJ Franky" Siegmann am Mischpult. Er ist einer der zahlreichen Discjockeys, die in der Gartenlaube für Stimmung sorgen. Mit wechselnden Mottos an Samstagen und Mixed Music am Freitag.  Foto: privat

Die Leergutstapel im Keller der Heilbronner Gartenlaube werden immer höher. Gleichzeitig nehmen die Vorräte im Kühlhaus ab - noch sind sie aber groß genug. Während DJ Franky nochmal die Stimmung in dem Club an der Böckinger Viehweide anheizt und zum Schlussspurt ansetzt, beginnen um 3 Uhr hinter den Kulissen so langsam die ersten Vorbereitungen auf den Feierabend. Eineinhalb, zwei Stunden noch, dann wird über der Tanzfläche das Putzlicht angehen, bevor einige Zeit später die Lichter komplett ausgemacht werden.

Im Büro der Gartenlaube Heilbronn laufen die Fäden zusammen

Bei Betriebsleiter Matze Kern laufen im Büro die Fäden zusammen. Schon den ganzen Abend über. Er koordiniert nun, welche Theken wann geschlossen werden, wer in welchem Bereich zum Aufräumen eingesetzt wird. Immerhin 15 Bedienungen sind an diesem Samstag im Einsatz. Dazu kommen DJ, Sicherheitspersonal und Garderobe. Zwar läuft alles routiniert ab, doch die eine oder andere Frage gibt es immer.

 


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"Wir sind eine eingespielte Truppe, funktionieren wie in einer Symbiose", sagt Kern bildhaft. "Aber, wer die U96 aus dem Film das Boot kennt, weiß, dass es hier mal klemmt, dort mal etwas undicht wird und es ständig knirscht und knarzt." Will heißen, die Arbeit geht ihm und seinem Team nicht aus. Auch am Abend nicht.

Betriebsleiter ist Kapitän aber auch Seelsorger

"Mein Job ist im Prinzip die Rolle des Kapitäns gepaart mit der des Maschinisten und des Seelsorgers. Aber egal was auch passiert, wir wollen immer mit zufriedenen Gästen in den Hafen einlaufen." An diesem Abend bleibt es ruhig. Keine besonderen Vorkommnisse gibt es zu notieren - nur das Übliche wie ein klemmender Tischkicker und andere Kleinigkeiten.

 


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So schnappt sich Kern auch schnell das Klemmbrett mit der Bestellliste. Langsam kann er sich einen Überblick verschaffen, was an Vorräten noch da ist und was für die nächste Woche aufgefüllt werden muss.

Unzählige Gänge in den Keller

Auch das gehört dazu. Bedienung Deny Stahl holt sich einen Bierkasten aus dem Kühlhaus, um an der Theke aufzufüllen.
Auch das gehört dazu. Bedienung Deny Stahl holt sich einen Bierkasten aus dem Kühlhaus, um an der Theke aufzufüllen.  Foto: privat

Während der Betriebsleiter die Regale mit Flaschen, Gläsern und später das Kühlhaus mit den Getränkekisten inspiziert, ist Deny Stahl damit beschäftigt, die Theke, an der sie eingeteilt ist, auf Vordermann zu bringen. Kisten mit Leergut müssen in den Keller, dafür wird frisches Bier, Wein oder Saft zum Ausschenken benötigt.

 


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Unzählige Male steigen die Bedienungen am Abend in den Keller und wieder nach oben. Das ist der Job. Ein Nebenjob. Denn Stahl arbeitet wie viele ihrer Kollegen in Vollzeit, bessert die Kasse aber mit einem Nebenjob auf. "Die Zeit ist lange vorbei, dass nur Schüler und Studenten einen Nebenjob brauchen und in der Gastronomie arbeiten", bestätigt auch Kern.

Nicht nur Studenten oder Schüler arbeiten in der Gastronomie

Auch das gehört dazu. Bedienung Deny Stahl holt sich einen Bierkasten aus dem Kühlhaus, um an der Theke aufzufüllen.
Auch das gehört dazu. Bedienung Deny Stahl holt sich einen Bierkasten aus dem Kühlhaus, um an der Theke aufzufüllen.  Foto: privat

Seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen zeitweisen Zwangsschließungen hat sich das Personal in der Gartenlaube verändert. "Ich habe hier einen geilen Laden gefunden um zu arbeiten", sagt Deny Stahl, die 2021 in der Laube angefangen hat. Deshalb nimmt sie auch die Fahrt aus Sinsheim gerne auf sich. "Ich war früher Stammgast und habe hier gefeiert. Jetzt bekomme ich Geld dafür, dass ich da bin." Feiern ist so zwar nicht drin, doch Spaß hat sie trotzdem. "Ich arbeite gerne hier", sagt sie. "Fast jedes Wochenende."

Und während sie im Keller und an der Theke nach dem Rechten sieht, wird im Außenbereich so langsam der Ausschank im Strandbereich ganz hinten im Garten beendet und geputzt. Wer fertig ist, sammelt noch Gläser und Flaschen ein, die herrenlos herumstehen.

 


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Kern sitzt mittlerweile wieder im Büro, schaut, ob genug Wechselgeld und Pfandmarken da sind. Dann ist sein Einsatz vor den Theken gefordert, er checkt kurz, ob die Lüftung richtig arbeitet. Tut sie. Fehlalarm. Kein Problem. Besser so. In der Küche im Eingangsbereich belegt Antonio das nächste Blech mit Pizza und Tamara wirbelt am Verkauf. Auch um diese Uhrzeit haben die Gäste noch Hunger.

Kühlschränke müsse wieder gefüllt werden

Im Keller hat nun Jessi Hafner einige Flaschen in der Hand. Wein. Saft, Likör. "Wir müssen sehen, dass die Kühlschränke am Ende des Abends voll sind, damit am nächsten Öffnungstag nicht alles erst aufgefüllt werden muss", sagte die Kirchardterin. "Ich arbeite gerne hier. Die Leute sind cool. Auch die Gäste. Und es ist flexibel."

Vom Büro aus lässt Kern um 4 Uhr die nächsten Theken schließen, DJ Franky läutet so langsam den Feierabend ein und auf der Straße vor der Gartenlaube bringen sich die Taxis in Position.

In der Gartenlaube Heilbronn wird mittlerweile seit mehr als 40 Jahren gefeiert. Und das bei freiem Eintritt in einer Mischung aus Club, Kneipe und Biergarten. Seit mehr als 20 Jahren ist Matze Kern Betriebsleiter der Partylocation, die Michael Carle und sein damaliger Partner Uwe Truckenmüller 1982 gegründet haben. Als die Laube Im Jahr 1990 einem Sportplatz weichen und abgerissen werden sollte, entstand der Slogan: "Stirbt die Laube, stirbt Heilbronn". In den Jahren 2000 (Brandstiftung) und 2010 (brennende Zigarette) brannte das Lokal ab und wurde wieder aufgebaut.

 
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