Von Wutausbruch bis Handschlag
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Scholz und Merz im TV-Duell: Die Bilanz des Schlagabtauschs

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Die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz und Friedrich Merz standen sich am Sonntagabend im TV-Duell gegenüber. Zeitweise wurde die Diskussion hitzig – und der Kanzler wütend.

von Michaela Grottker und dpa

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Bislang führten sie den Kampf um die Bundestagswahl 2025 auf Distanz. Beim TV-Duell im ARD und ZDF am Sonntagabend standen sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz direkt gegenüber. Bereits schnell entbrannte eine hitzige Diskussion über die Migrationspolitik, die den Bundeskanzler sogar laut werden ließ. Was war noch wichtig?

Scholz wird bei Asylpolitik wütend: „Warum soll man so doof sein?“

„Warum soll man so doof sein?“, fragte Olaf Scholz wütend und fixierte Friedrich Merz im Gespräch. „Warum soll man so doof sein, dass in dem Augenblick, in dem Deutschland endlich unter meiner Führung nach vielen, vielen Jahren durchgesetzt hat, wofür wir lange gekämpft haben, dass die anderen diejenigen, die in ihren Ländern das Verfahren durchführen müssen, wieder zurücknehmen, dass wir dann sagen, aber kurz vor Schluss halten wir uns nicht an das Recht.“

Die Pläne der Union zur Zurückweisung von Migranten an der Grenze hatte Scholz damit erneut als rechtswidrig zurückgewiesen und vor einer „europäischen Krise“ gewarnt. Er drängte Merz zudem dazu, dem von der Regierung vorgelegten Gesetz zur Umsetzung der europäischen Asylreform zuzustimmen. 


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„Wortbruch und Tabubruch“: Scholz greift Merz beim TV-Duell scharf an

Bereits zum Beginn der Sendung war das Thema schnell auf die Brandmauer der CDU zur AfD gefallen. Dabei hatte Bundeskanzler Olaf Scholz seinem CDU-Herausforderer Friedrich Merz einen Tabubruch vorgeworfen – er fürchte, Merz könne entgegen aller Beteuerungen eventuell doch später mit der AfD zusammenarbeiten wollen. Merz hingegen beteuerte: „Es wird diese Zusammenarbeit nicht geben“, betonte er. „Uns trennen in den Sachfragen Welten“, betonte er. „Es gibt keine Gemeinsamkeiten zwischen AfD und Union.“

Merz kontert im TV-Duell: „Was Sie hier erzählen, ist ein Märchenschloss“

Merz warf Scholz vor, „weit über zwei Millionen irreguläre Migranten nach Deutschland“ gelassen zu haben. Das entspreche mehr als den Einwohnern der Stadt Hamburg, so der CDU-Vorsitzende. „Sie kriegen es in Ihrer Koalition nicht so hin, wie es notwendig wäre“, hielt er Scholz vor. Der Kanzler nehme die Realität in Bund und Ländern beim Thema Migration nicht mehr wahr. «Sie leben nicht in dieser Welt», sagte Merz. „Was Sie hier erzählen, ist ein Märchenschloss.“ 

„Mit Realität nichts zu tun“: Merz erschüttert über Scholz’ Wirtschaftspolitik

Auch in der Wirtschaftspolitik gerieten Scholz und Merz aneinander. Merz warf Scholz eine gestörte Wahrnehmung bei der krisenhaften Lage der deutschen Wirtschaft vor. „Ich bin einigermaßen erschüttert, mit welcher Wahrnehmung Sie hier heute Abend den Zustand unserer Wirtschaft beschreiben“, sagte der Unions-Kanzlerkandidat. Er fügte direkt an den Kanzler gewandt hinzu: „Das hat mit der Realität da draußen – ehrlich, Herr Scholz – gar nichts zu tun.“ Scholz hatte zuvor erklärt, es gebe in Deutschland keine Deindustrialisierung.


Merz kann Trumps Haltung zu nur zwei Geschlechtern nachvollziehen

Ebenfalls uneinig waren sich Merz und Scholz beim Thema Gendern. Der Unionskanzlerkandidat zeigte zudem Sympathien für den umstrittenen Beschluss Donald Trumps in den USA nur zwei Geschlechter anzuerkennen. „Ist eine Entscheidung, die ich nachvollziehen kann“, sagte der CDU-Chef beim TV-Duell von ARD und ZDF zum Vorgehen der US-Regierung in der Frage. 

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) widersprach hingegen: „Ich halte das für unangemessen. Jeder Mensch soll so glücklich sein, wie er glücklich sein möchte“, sagte Scholz. „Ich finde, wenn Menschen sich nicht einordnen wollen, dann soll ihnen das auch möglich gemacht werden.“

Bundestag ohne FDP? Merz und Scholz stimmen überein

Bei der Bewertung, was ein Bundestag ohne FDP wäre, stimmten die Kontrahenten aber überein. „Ärmer, aber durchaus lebensfähig“, sagte Merz bei der Vervollständigung des Satzes. „Ich kann es nicht besser formulieren“, sagte Scholz. Die FDP liegt in den Meinungsumfragen zur Bundestagswahl aktuell bei rund vier Prozent. Sie käme damit nicht mehr ins Parlament.

ARD-Fernsehmoderatorin Sandra Maischberger (l-r), Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz, Unions Kanzlerkandidat, CDU Bundesvorsitzender, und die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner vor dem TV-Duell von ARD und ZDF.
ARD-Fernsehmoderatorin Sandra Maischberger (l-r), Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz, Unions Kanzlerkandidat, CDU Bundesvorsitzender, und die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner vor dem TV-Duell von ARD und ZDF.  Foto: Michael Kappeler

Merz und Scholz: Abschied aus TV-Duell per Handschlag

Trotz der überwiegenden Unstimmigkeiten und des teils harten verbalen Schlagabtausch haben sich Olaf Scholz und Friedrich Merz per Handschlag aus dem ersten TV-Duell im Wahlkampfendspurt verabschiedet. Scholz ging auf Merz zu, streckte dem CDU-Vorsitzenden die Hand entgegen – die dieser dann zu einem kurzen Schütteln ergriff.

Zuvor waren Scholz und Merz von den Moderatorinnen des Duells in ARD und ZDF gefragt worden, mit welchem Satz sie sich verabschieden wollten. Merz antwortete mit Blick auf die Union: „Wir haben einen Plan für dieses Land. Wir trauen diesem Land viel zu. Ich traue mir zu, eine gute, neue, erfolgreiche Regierung in Deutschland zu führen.“ Scholz sagte: „Mit Sicherheit eine Regierung, die dafür sorgt, dass es in Deutschland weitergeht und stabil bleibt, gibt es nur mit einer Stimme für die SPD.“

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