Grund dafür ist das geänderte Wahlrecht, das bei der Bundestagswahl erstmals galt. Es hat zur Folge, dass Wahlkreissieger nur noch dann ein Mandat bekommen, wenn ihre Partei auf genügend Zweitstimmen kommt, anderenfalls gehen die siegreichen Direktkandidaten leer aus. Dafür entfallen die früher üblichen Überhang- und Ausgleichsmandate. Künftig hat der Bundestag nur noch 630 Abgeordnete statt aktuell 733.
Bundestagswahl 2025: Das Wichtigste aus Baden-Württemberg im Überblick
Während die einen am Morgen nach der Bundestagswahl schon die Plakate abhängen, sind bei den anderen die Auswirkungen der Ergebnisse voll angekommen. Ein Überblick.
Der Blick auf die Wahlkreiskarte in Baden-Württemberg zeigt: Die CDU erzielt im Südwesten die besten Ergebnisse. Bis auf drei kleine, grüne Punkte ist das Bundesland schwarz eingefärbt. Auch in den drei Wahlkreisen in der Region Heilbronn und Hohenlohe liegt die CDU vorn. Grund zum Jubeln haben trotzdem nicht alle Kandidaten der Partei, denn einige ziehen trotz eines Sieges im Wahlkreis nicht in den Bundestag ein.
Auch Alexander Throm, CDU-Kandidat aus dem Wahlkreis Heilbronn, glaubte zunächst, nicht in den Bundestag einzuziehen. Am Montag wendete sich für ihn jedoch das Blatt. Warum ist das so? Und was müssen die Menschen in Baden-Württemberg noch nach der Wahl wissen?
Neues Wahlrecht trifft CDU nach der Bundestagswahl hart
Bereits vor der Bundestagswahl war klar, dass das neue Wahlrecht Auswirkungen auf Baden-Württemberg haben wird. Am Tag nach der Wahl zeigt sich auch, wie stark: Sechs Kandidatinnen und Kandidaten der CDU ziehen nicht in den Bundestag ein, obwohl sie in ihren Wahlkreisen die meisten Stimmen bekommen haben – so viele wie in keinem anderen Bundesland.
Betroffen sind Melis Sekmen (Mannheim), Christoph Naser (Tübingen), Alexander Föhr (Heidelberg), Maximilian Mörseburg (Stuttgart II), Moritz Oppelt (Rhein-Neckar) und Stefan Glaser (Lörrach-Müllheim). Insgesamt werden 79 Abgeordnete aus Baden-Württemberg im Bundestag vertreten sein – fünf davon kommen aus dem Raum Heilbronn und Hohenlohe.
Keine Kandidaten im Bundestag: Drei Wahlkreise ohne eigene Abgeordnete
Der Nicht-Einzug mehrerer Wahlkreissieger hat in Baden-Württemberg auch zur Folge, dass drei Wahlkreise überhaupt keinen Abgeordneten nach Berlin schicken. Weil die Direktkandidaten nicht zum Zug kamen und zugleich kein anderer Bewerber über die Landeslisten der Parteien den Einzug in den Bundestag schaffte, entsenden die Wahlkreise Tübingen, Stuttgart II und Lörrach nach Angaben der Bundeswahlleiterin künftig keinen Vertreter ins Parlament.
Daran gibt es Kritik. „Ich halte das für grob falsch“, schrieb Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) auf Facebook. „Menschen müssen sich in der Demokratie vertreten fühlen. Ohne Abgeordneten ist das besonders schwer.“ Der Tübinger CDU-Kandidat Christoph Naser, der den Einzug ins Parlament verpasst hat, forderte eine Reform des Wahlrechts. „Mein Vorschlag wäre, dass die Wahlkreise insgesamt etwas vergrößert werden in ganz Deutschland. Wenn man die Anzahl der Wahlkreise reduziert, hat man automatisch weniger Grundmandate. Dadurch wäre eine Reduktion der Gesamtanzahl der Abgeordneten im Bundestag möglich“, so Naser.
Weidel, Esken, Lang und Co.: So steht es um den Einzug der „Promis“ in den Bundestag
Die bekannten Gesichter auf den Wahlzetteln in Baden-Württemberg schafften fast alle den Einzug ins neue Parlament. AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel, die in ihrem Wahlkreis am Bodensee deutlich hinter dem CDU-Kandidaten lag und das Direktmandat verpasste, zieht über die Liste dennoch ins Parlament ein. Auch SPD-Parteichefin Saskia Esken musste eine Niederlage in ihrem Wahlkreis Calw einstecken. Sie bleibt aber über die Landesliste abgesichert und weiter Bundestagsabgeordnete.
Das gilt auch für Grünen-Chefin Franziska Brantner im Wahlkreis Heidelberg und die frühere Grünen-Chefin Ricarda Lang im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd. Beide Politikerinnen verloren im Wahlkreis, ziehen aber ein.
Die Abgeordnete Melis Sekmen gewann nach ihrem Wechsel von den Grünen zur CDU den Wahlkreis Mannheim zwar knapp. Doch das Ergebnis reichte nicht für den Einzug in den Bundestag. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Abgeordneten im Bundestag, Thorsten Frei, gewann dagegen im Wahlkreis Schwarzwald-Baar mit mehr als 40 Prozent der Erststimmen und zieht damit in den Bundestag ein, ebenso wie CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter, der im Wahlkreis Aalen-Heidenheim sein Direktmandat verteidigte.
Die Sieger der Bundestagswahl in Baden-Württemberg: CDU, AfD und Linke
Abgesehen von den Direktkandidaten, die nicht in den Bundestag einziehen, kann die CDU in Baden-Württemberg die Bundestagswahl als Erfolg verbuchen. Sie gewann die Wahl dem vorläufigen amtlichen Endergebnis zufolge klar mit 31,6 Prozent der Stimmen – und schnitt damit auch besser ab als im Bundesschnitt. Die AfD wurde zweitstärkste Kraft im Südwesten und verdoppelte sich auf 19,8 Prozent. In Wüstenrot (Wahlkreis Heilbronn) erzielte die AfD jedoch deutlich höhere Ergebnisse – sowie auch in einigen anderen Wahlbezirken.
Auch die Linke konnte ihr Wahlergebnis von 2021 mehr als verdoppeln: Sie kam im Südwesten auf 6,8 Prozent der Stimmen. Deutlich angestiegen ist auch das Interesse der Wählerinnen und Wähler an der Abstimmung. Die Wahlbeteiligung stieg um mehr als fünf Prozentpunkte auf 83,4 Prozent. Auch in der Stadt Heilbronn steigerte die Linke ihre Zustimmung.
Die Verlierer der Bundestagswahl in Baden-Württemberg: Grüne, SPD, FDP und BSW
Der größte Verlierer im Südwesten ist nach Zahlen die FDP. Sie hätte zwar in Baden-Württemberg die Fünf-Prozent-Hürde mit 5,6 Prozent knapp übersprungen, verlor aber im Vergleich zur letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 9,7 Prozentpunkte. Abgestürzt ist auch die SPD, sie kam auf 14,2 Prozent und verlor damit mehr als sieben Prozentpunkte.
Die in Baden-Württemberg regierenden Grünen kamen auf 13,6 Prozent, ein Minus von 3,6 Prozentpunkten. Das Bündnis Sahra Wagenknecht, das zum ersten Mal bei der Bundestagswahl antrat, kam im Südwesten aus dem Stand auf 4,1 Prozent der Stimmen, scheiterte aber auf Bundesebene an der Fünf-Prozent-Hürde.
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