Mit 6,2 Prozent hat die Partei „Die Linke“ im Wahlkreis Heilbronn ihren Zweit-Stimmenanteil mehr als verdoppelt. Die Alternative für Deutschland (AfD) hat ihr Ergebnis im Vergleich zu 2021 um 12,3 Punkte auf 25,5 Prozent verbessert. Jürgen Kögel hat aufgrund seines Listenplatzes als zweiter Heilbronner Abgeordneter das Ticket nach Berlin gelöst.
AfD und Linke freuen sich über deutliche Stimmenzuwächse im Wahlkreis Heilbronn
Die AfD feiert nach dem "„Rausschmiss“ in Kirchardt in einer „fantastischen Location“ in Heilbronn. Die Wähler der Linken wollen andere Schwerpunkte als nur die Migrationsdebatte in den Vordergrund rücken.
Die Gegensätze könnten nicht größer sein: AfD und Linkspartei feiern auf jeweils ihre Art die Stimmenzuwächse ihrer Parteien. „Wir sind die Partei, die am meisten gewählt wurde“, sagt Michael Gschibowski, stellvertretender Vorsitzender des AfD-Ortsverbands Bad Rappenau über seinen Heimatort Kirchardt. In Berwangen, wo es zuletzt heftige Diskussionen über die Unterbringung eines psychisch auffälligen Flüchtlings gegeben hatte, hat die AfD fast 40 Prozent der Stimmen eingefangen.
AfD feiert nach „Rausschmiss“ in Kirchardt in Heilbronn
Nach dem „Rausschmiss“ in Kirchardt habe man in einer „fantastischen Location“ in Heilbronn gefeiert. Den Ort will Gschibowski aber nicht nennen, weil man hoffe, dort noch öfter zusammenzukommen. „Wir sind absolut dankbar und haben uns riesig gefreut über das phänomenale Ergebnis.“ „Hochmomente“ habe man auch in Eppingen, Pfaffenhofen und Zaberfeld erlebt, so Gschibowski, wo die Partei jeweils die 30-Prozent-Marke übersprungen hat. „Es wurde viel und lange gefeiert.“
In Untergruppenbach fuhr die AfD mit 20 Prozent ein eher durchschnittliches Ergebnis ein. Marius Köth kennt im Ort „viele Befürworter, aber auch strikte Gegner“. „Wir wollen hier sicher und ohne Angst leben“, nennt er als Motivation, sein Kreuz bei der Anti-Migrations-Partei zu setzen.
In manchen Orten ist der Stimmenanteil der Rechts-Partei deutlich höher: In Neckarsulm-Amorbach bei 42 Prozent, im Bad Friedrichshaller Ortsteil Plattenwald sogar nahe 60 Prozent. Direkt Stellung nehmen will kaum jemand, aber einer, der nicht die AfD gewählt hat, sagt: „Das ist schockierend, jetzt wird wieder negativ über den Plattenwald berichtet.“
Im Bad Friedrichshaller Ortsteil Plattenwald wählen fast 60 Prozent die AfD
Viele Randgruppen, wenig Vereine, wenig ehrenamtliches Engagement und das „Verbleiben in der Russland-Blase“ seien die Hauptprobleme im Plattenwald, die jetzt wohl auch etliche Nicht-Wähler mobilisiert habe. So lautet die Einschätzung. Die Wahlbeteiligung im Plattenwald mit 54 Prozent war deutlich höher als 2021 mit 38,5 Prozent.
In Möckmühl-Korb lag der Stimmenanteil der AfD ebenfalls bei über 40 Prozent. Einer, der zwar nicht diese Partei gewählt hat, aber das Ohr nah an den Korbern hat, vermutet: „Die Leute auf dem Land haben Sorge um ihr Eigentum und wollen mit ihren Steuern keine Nichts-Tuer mitfinanzieren.“
Die Linke zeigt „Klare Kante gegen Rechts“
Die Linke feiert das Wahlergebnis am Sonntagabend ausgelassen. „Klare Kante gegen Rechts“ zu zeigen ist den Anhängern wichtig. Die 23-jährige Vanessa Binder „will den Rechtsruck in der Gesellschaft nicht mitmachen“ und findet es wichtig, bei „der aufgeblasenen Migrationsdebatte wichtige Themen wie Bildung, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit nicht zu vergessen“.
Sophia Pompe ist 28 Jahre, arbeitet und „zahlt auch gern Steuern“. Es ärgert sie aber, dass „die Reallöhne sinken und viele sich den Alltagseinkauf nicht mehr leisten können, währen die Reichen immer reicher werden“. Sie habe die Linke gewählt, weil es sie „frustriert, dass nur noch über Migration geredet wird“.

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