So stellen sich Metropolen auf die Erderhitzung ein
Radspuren statt Autoverkehr, urbane Wälder und ein nachhaltiges Wassermanagement: London, Paris und Barcelona setzen in ihrer Stadtplanung auf Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Immer mehr Städte setzen Maßnahmen um, mit denen sie dem Klimawandel begegnen wollen. Ein wichtiges stadtplanerisches Konzept ist die sogenannte Schwammstadt: Anfallendes Regenwasser wird lokal aufgenommen und gespeichert, anstatt es direkt via Kanalisation abzuleiten. Die dadurch bezweckten Effekte: Überflutungen bei Starkregen sollen gemindert, die Temperaturen durch Verdunstung des zurückgehaltenen Wassers gesenkt und Stadtklima und Aufenthaltsqualität insgesamt verbessert werden.
Auto-Abstellplätze werden zu Grünflächen, Auto-Fahrspuren müssen weichen
Um das zu erreichen, werden zum Beispiel versiegelte Flächen aufgebrochen und durch Grünflächen ersetzt: Gepflasterte Auto-Abstellplätze werden zu grünen Vorgärten, die Dächer von Carports werden bepflanzt, betonierte Fahrspuren für Autos müssen Radwegen und Grüninseln weichen. Hier einige Beispiele, was in europäischen Metropolen bereits umgesetzt wird.
London: Die Stadtverwaltung hat ein Programm für mehr Grünflächen in der Metropole an der Themse ausgerufen. Möglichst viele Hausbesitzer, Firmen und Einrichtungen sollen sich beteiligen, Dächer und Fassaden bepflanzen und kleine Parks zwischen Häusern entstehen lassen. "Die Begrünung der Londoner Straßen ändert nicht nur deren Aussehen, die Stadt wird dadurch ein besserer Platz zum Leben, Arbeiten und Investieren", heißt es auf den Internetseiten des "Mayor of London", Sadiq Khan. Dort gibt es auch Tipps für die Umsetzung. Ebenfalls dazu gehört ein Plan zur nachhaltigen Entwässerung für die Weltstadt: "Regenwasser sollte als wertvolle Ressource statt als Abwasser behandelt werden", heißt es darin. Betonböden müssten aufgebrochen und durch aufnahmefähige Böden ersetzt werden, um die Kanalisation zu entlasten. Auch der Erhalt von Artenvielfalt durch mehr Stadtgrün ist ein Thema, das die britische Metropole offensiv angeht.
Paris: Anne Hidalgo, Bürgermeisterin der Weltstadt an der Seine, hat das ehrgeizige Ziel ausgegeben, bis 2030 "Europas grünste Stadt" zu werden. Die Umsetzung läuft mit hohem Tempo. Rund 1500 Kilometer an Fahrradwegen wurden gebaut, seit sie 2014 ins Amt kam, während des ersten Lockdowns 2020 wurden rund 65 Kilometer Straße im Zentrum in Fahrradspuren umgewandelt, Autos wurden damit von so zentralen Straßen wie der "Rue de Rivoli" verbannt – das soll ein permanenter Zustand werden. Ein weiteres großes Vorhaben: Urbane Wälder schaffen – und zwar an bekannten Punkten wie dem Rathaus oder dem großen Bahnhof Gare de Lyon. Bis 2026 sollen 170.000 zusätzliche Bäume in der Stadt gepflanzt sein, 50 Prozent der Stadtfläche soll bis 2030 begrünt werden. "Es ist meine Verantwortung als Politikerin, Antworten auf die Klimakatastrophe zu geben", sagte Hidalgo der Londoner "Times" bereits 2019. "Individuelles Handeln wird nicht genug sein, politisch Handelnde müssen die Bedingungen für umfassenden Wandel schaffen."
Barcelona: Es ist nicht so, dass in Barcelona keine Autos mehr fahren. Wer durch die katalanische Stadt im Norden Spaniens läuft, merkt jedoch: Die Verkehrswende ist hier in vollem Gange. Besonders in der geradlinigen Planstadt Eixample verläuft inzwischen neben fast jeder Straße ein breiter, baulich abgetrennter Radweg. Mietfahrräder stehen an jeder Ecke bereit. Seit diesem Jahr gilt Tempo 30, außer auf Hauptstraßen. Autos, die vor 2006 (Diesel) oder 2000 (Benziner) gebaut wurden, dürfen werktags nicht mehr durch die Innenstadt fahren – wer sein Fahrzeug abgibt, bekommt drei Jahre lang ein kostenloses Ticket für den Nahverkehr. Außerdem reduziert Barcelona an vielen Stellen Parkplätze am Straßenrand: Wo früher Autos standen, flanieren nun Fußgänger und Cafés stellen Tische auf. Weltweite Beachtung löst die Idee der "Superblocks" aus. Dabei werden neun Häuserblocks zusammengefasst. Die innenliegenden Straßen dürfen nur noch von Anwohnern und Lieferanten befahren werden, auf früheren Kreuzungen entstehen Grün- und Begegnungsflächen. Elf Superblocks sind derzeit in Planung.