Extremwetter wird zum Risiko für Städte
Behörden mahnen eindringlich zu mehr Konsequenz und Tempo bei der Klimafolgenanpassung. Heilbronn geht das Thema noch nicht systematisch an, Neckarsulm hat eine lange Liste an Vorhaben, um selbst gesetzte Ziele für mehr Klimaresilienz zu erreichen.

Deutsche Städte stehen wegen immer häufiger drohenden Extremwettern vor gigantischen Herausforderungen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sieht dringenden Handlungsbedarf, Schutzvorkehrungen zu verstärken. Peter Jakubowski vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sprach am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz von einer "Herkulesaufgabe". Besonders städtisch geprägte Regionen müssten Flächen entsiegeln, damit diese mehr Wasser aufnehmen können.
Umweltbundesamt mahnt zu flächendeckendem Handeln
Bereits im Juli, unmittelbar nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands, hatte das Umweltbundesamt (UBA) angemahnt: Maßnahmen, mit denen Länder, Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen Schäden reduzieren, für Extremwettereignisse vorsorgen und sich an unvermeidliche Klimafolgen anpassen könnten, seien bekannt. "Doch bisher fehlt es in Deutschland an geeigneten rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen, um diese Maßnahmen flächendeckend umzusetzen."
Das UBA rät zu "naturbasierten Ansätzen". Diese seien "besonders wirksam, denn sie schützen nicht nur vor den Folgen der Erderhitzung, sondern helfen gleichzeitig, die Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele Deutschlands zu erreichen". Dazu gehörten das Entsiegeln von Flächen, das Schaffen von mehr Freiräumen für Gewässer, der Schutz des städtischen Grüns gegen Bebauungsdruck, mehr Bäume in den Städten und Fassaden- sowie Dachbegrünungen.
Entsiegelung zentraler Innenstadt-Flächen wie im Bereich Kiliansplatz ist in Heilbronn bisher kein Thema
Die Stadt Heilbronn setzt solche Maßnahmen bislang nicht systematisch um, wie eine Sprecherin sagt. Sie verweist auf ein "Klimaschutzteilkonzept" für die Stadt Heilbronn. Die Ergebnisse der Untersuchung würden voraussichtlich im September im Gemeinderat präsentiert, "dem können wir nicht vorgreifen". Heilbronn habe jedoch schon immer "einen sehr hohen Anteil an Stadtbäumen" gehabt. Bei der Erweiterung des Wohngebiets Neckarbogen gebe es zudem "hohe Anforderungen an eine klimafreundliche Energieversorgung und nachhaltige Bauweise".
An einen Rückbau versiegelter Flächen in der Innenstadt, wie zum Beispiel am Kiliansplatz, werde ihres Wissens nach nicht gedacht, "aber es wurden Sonnensegel als Schattenspender beschafft". Bei einem weiteren innerstädtischen Projekt, einem Hotel-Neubau auf dem Barthel-Areal habe die Verwaltung vor, noch einmal auf den Investor zuzugehen, "aber wir haben einen schweren Stand, was Fassadenbegrünung angeht". Das Baurecht gebe den Rahmen vor.
Klimawandel in der Region
Wie der Klimawandel die Region verändert, haben wir hier zusammengefasst
Stadt Neckarsulm möchte zur klimafreundlichen Industriestadt werden
Die Stadt Neckarsulm hatte Ende Juli den Entschluss gefasst, auf einen weiteren B27-Anschluss zu verzichten. Oberbürgermeister Steffen Hertwig sagte damals: "Wir müssen bei allen Überlegungen die Faktoren Klimaschutz und Nachhaltigkeit noch intensiver berücksichtigen."
Auf die Frage nach konkreten Umsetzungsschritten für eine bessere Klimafolgenanpassung hat die Stadt nun eine lange Liste von Punkten übersandt, mit denen es gelingen soll, Neckarsulm "zu einer beispielhaften klimafreundlichen Industriestadt bei gleichzeitig hoher Lebensqualität werden zu lassen". Dazu gehöre zum Beispiel ein "multimodales städtisches Mobilitätskonzept", mit dem der motorisierte Individualverkehr zu Gunsten alternativer Mobilitätsformen reduziert und der Anteil von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr im Verkehrsmix gestärkt werden soll. An einem Stark-regen-Risikomanagement zur Schaffung einer "wasser-resilienten Stadt" werde gearbeitet.