Stimme+
Keyless-Go, Funkblocker und Co.
Lesezeichen setzen Merken

Polizei Heilbronn warnt: Diese Maschen wenden Autodiebe an

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

In der Region Heilbronn sind Autodiebe unterwegs. Modelle von Audi, BMW und Co. verschwinden nachts scheinbar geräuschlos. Die Polizei Heilbronn kennt die Maschen der Täter und gibt Tipps.


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Autodiebe treiben in der Region Heilbronn ihr Unwesen. Opfer aus Neckarsulm, Öhringen und Kirchardt haben der Heilbronner Stimme geschildert, wie ihnen ihr Auto direkt vor der Haustür gestohlen wurde. Meistens kamen die Täter mitten in der Nacht und verschwanden mit ihrer Beute, ohne dass jemand Alarm schlug. Aber wie können sich Besitzer gegen Diebstähle schützen?

Autodiebstahl mit Störsender: Polizei Heilbronn warnt vor Jammer-Masche

Dafür ist erstmal wichtig zu wissen, welche Maschen bei den Autodieben gängig sind. Schon beim Verlassen und Abschließen des Autos ist Vorsicht geboten. Täter können einen Störsender nutzen – auch Jammer genannt –, um das Signal der Fernbedienung zu blockieren, wenn der Fahrer sein Auto verriegelt.

Dadurch bleibt das Fahrzeug unverschlossen, erklärt Manuel Unser von der Polizei Heilbronn auf Anfrage unserer Redaktion. Die Diebe können es später unbemerkt entwenden oder leerräumen.

Der Polizeisprecher empfiehlt, immer zu prüfen, ob das Auto wirklich abgeschlossen ist, etwa durch Ziehen am Türgriff. Auch mechanische Diebstahlsicherungen wie die Gangsperre sind hilfreich. Sie blockiert die Schaltung und verhindert, dass das Auto bewegt werden kann. 

Vorsicht vor OBD-Diebstahl: Kriminelle überlisten das Auto-Diagnosesystem

Andere Diebstahl-Maschen sind technisch komplizierter. Der sogenannte OBD-Diebstahl (On-Board-Diagnose-Hack) ist ebenfalls im Repertoire von Kriminellen. Die Abkürzung OBD beschreibt das Fahrzeugdiagnosesystem: Über eine Schnittstelle zwischen Auto und externen Geräten überwacht es die Systeme und findet und diagnostiziert Probleme.

Manchmal brechen Täter ins Fahrzeug ein und schließen ein Steuergerät an die OBD-Schnittstelle an, erklärt Unser. Dann manipulieren sie das System, indem sie einen neuen Schlüssel programmieren oder das Fahrzeug direkt über das Steuergerät starten.

Ein wirksames Mittel dagegen ist eine Sperre des OBD-Systems, etwa in Form von Schutzkappen. Mehrere Autohersteller empfehlen, eine solche physische Blockierung einbauen zu lassen. Zudem empfiehlt die Polizei Heilbronn, die OBD-Schnittstelle außerhalb von Werkstattbesuchen zu deaktivieren. Ein weiterer Tipp sind Alarmanlagen, die auf den Innenraum des Autos reagieren.

Autodiebstahl mit dem CAN-Bus-Hack: Manipulation der Datenübermittlung

Ein weiteres Beispiel ist der Controller Area Network-Angriff, kurz CAN-Bus-Hack. Der Bereich ist im Auto für die Kommunikation und Datenvermittlung zwischen den einzelnen Komponenten im Fahrzeug zuständig. Der Täter greift durch eine ungeschützte Stelle wie Scheinwerfer oder Stoßstange auf den CAN-Bus des Fahrzeugs zu, erklärt  Manuel Unser. „Über ein spezielles Gerät sendet er gefälschte Signale an das Steuergerät, sodass das Auto entriegelt und gestartet werden kann.“

Er empfiehlt Autobesitzern, einen Einbruchschutz für den Can-Bus anzuschaffen. Das können zum Beispiel ebenfalls Schutzkappen für die oben erwähnte Diagnoseschnittstelle sein (OBD-Sperre). Außerdem sei es wichtig, in einer sicheren Umgebung zu parken, um Manipulationen zu erschweren.

Autodiebstahl mit Keyless-Go: Polizei schildert möglichen Tatablauf 

Besonders anfällig für Auto-Diebstahl sind Fahrzeuge mit dem sogenannten Keyless-Go-System. Dabei handelt es sich um eine Komforteinrichtung, bei der kein Schlüssel ins Schloss gesteckt werden muss, um die Tür zu öffnen und den Motor zu starten. Der ADAC hat 700 Fahrzeuge mit dieser Einrichtung getestet, und nur zehn Prozent hielten dem Diebstahltest stand. Auch die Polizei Heilbronn warnt davor. 

„Kriminelle nutzen genau diese Technik für einen sogenannten Reichweitenverlängerungsangriff (Relay Attack)“, erklärt Manuel Unser und rekonstruiert einen möglichen Tatablauf. 

  • Ein Täter steht in der Nähe des Fahrzeughalters oder dessen Wohnung (z. B. vor der Haustür oder im Einkaufszentrum). Der zweite Täter befindet sich in der Nähe des Fahrzeugs.
  • Mit einem speziellen Funkgerät (Signalverstärker) fängt der erste Täter das Signal des Keyless-Schlüssels auf und leitet es an den Komplizen weiter.
  • Das Fahrzeug „denkt“, dass sich der legitime Schlüssel in der Nähe befindet, und entriegelt die Türen.
  • Der Täter kann das Auto starten und wegfahren.
  • Manche Fahrzeuge lassen sich nach dem Start auch ohne Schlüssel weiterfahren, solange der Motor nicht ausgeschaltet wird.

Autodiebe nutzen Keyless-Go-System aus: Polizei gibt Tipps zum Schutz

Der Schlüssel sollte nie in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür aufbewahrt werden, rät Manuel Unser. Durch Aluminiumhüllen lassen sich Funksignale abschirmen. Funkdichte Hüllen für Keyless-Schlüssel gebe es auch zu kaufen. Ein Selbsttest gibt Gewissheit: „Nur wenn das Fahrzeug sich nicht einmal dann öffnet, wenn Sie den ’abgeschirmten’ Schlüssel direkt neben die Fahrzeugtür halten, haben auch die Diebe keine Chance.“

Beim Verlassen des Fahrzeugs sollten Fahrer ein Augenmerk auf Personen mit Aktenkoffern haben – möglicherweise handelt es sich dabei um professionelle Autodiebe. Manchmal ist es zudem möglich, den Keyless-Zugang zeitweise zu deaktivieren. Hier könne man sich an den Hersteller des Autos oder eine Werkstatt wenden.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben