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Übernahme der Badewelt Sinsheim: Das ist die Geschichte der Therme im Kraichgau

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Die Badewelt Sinsheim bekommt einen neuen Eigentümer. Vor über einem Jahrzehnt war aber unklar, ob die Therme überhaupt nach Sinsheim kommen kann. Jetzt gibt es ein anderes Fragezeichen.


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Die Badewelt Sinsheim ist ein Besuchermagnet im Kraichgau. Direkt an der A6 gelegen erholen sich Hunderttausende Besucher pro Jahr auf Sinsheimer Gemarkung. Was heute ein Erfolg ist, war keinesfalls ein Selbstläufer.

Eine Bürgerinitiative will im Sommer 2010 den Bäderpark verhindern, das Risiko für die die Stadt sei zu groß. Das sind jedenfalls damals die Gründe der Kritiker. Ein halbes Jahr später ist es damit vorbei: „Der Rechtsstreit gehört endgültig der Vergangenheit an“, vermeldete im April 2011 die Stimme. Die Bürgerinitiative, die mit ihrem Bürgerbegehren gegen das Bäderparadies vor den Verwaltungsgerichten gescheitert ist, hat auch auf ihr letztes Rechtsmittel verzichtet. Sie wird einen beim Regierungspräsidium eingelegten Widerspruch zurückziehen.

Badewelt Sinsheim: Im Jahr 2011 geht es los

Im Juli 2011 unterzeichnen die Stadt Sinsheim und Investor Josef Wund, der als Bäderkönig gilt und dem die Therme Erding gehört, einen Vertrag über das mit 45 Millionen Euro veranschlagte Projekt. Im November desselben Jahres erfolgte der symbolische erste Spatenstich. Die Badewelt soll auch für Sinsheim ein Problem lösen: Die Stadt spart sich die Sanierung für drei marode Hallenbäder.

In der Badewelt entsteht ein Sportbad, das von örtlichen Schulen und Vereinen genutzt werden soll. Die Stadt steuert über einen Zeitraum von 22 Jahren 1,05 Millionen Euro per anno bei.

Die Badewelt Sinsheim ist ein Besuchermagnet in der Region.
Die Badewelt Sinsheim ist ein Besuchermagnet in der Region.  Foto: Badewelt Sinsheim

Eröffnung Ende 2012: Das ist der erste Besucher in der Sinsheimer Badewelt 

Im Dezember 2012 ist es soweit: Draußen wird zwar noch gearbeitet, die Parkplatzdecke muss stellenweise sogar noch asphaltiert werden, aber Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht begrüßt um 9 Uhr den ersten Gast der Badewelt Sinsheim: Der Rentner Erwin Breitenbach will ein paar Bahnen im Sportbecken ziehen.

Die Badewelt wächst schnell, holt auch Wettbewerbe der Saunameister ins Boot.

Dreieinhalb Jahre nach Badewelt-Eröffnung: Josef Wund präsentiert große Pläne

Der Paukenschlag dann schon im Jahr 2016: Dreieinhalb Jahre nach Eröffnung der Badewelt Sinsheim kündigt der Friedrichshafener Architekt Josef Wund eine große Investition an. Die Therme sollte zum publikumsstärksten Freizeitbad der Wund-Gruppe und damit weltweit werden. Die Therme Erding, bei München gelegen, gilt zu diesem Zeitpunkt als das Maß aller Dinge.

Josef Wund macht Tempo: Schon Ende 2017, so heißt es damals, sollen Rutschen und Wellenbad in Betrieb gehen, weitere Saunen und Übernachtungsmöglichen kommen.

Josef Wund kündigt Rutschenlandschaft, Wellenbad und weitere Saunen an

Detailliert ist alles, es scheint alles fast schon in der Spur zu sein: Los gehen soll es mit der Rutschenlandschaft Galaxy, die 38 Großrutschen erhält. Ein Wellenbad sowie weitere Saunen entstehen. Es werden drei Hotels gebaut, in einem ist sogar Platz für Schönheitschirurgen vorgesehen. Das Investitionsvolumen nennt Josef Wund bei einem Gespräch nur vage: Es seien „nicht ganz 500 Millionen Euro“. Die Finanzierung sei gesichert.

Im Endausbau würde Sinsheim an der Therme Erding vorbeiziehen. Sie gilt als die weltweit größte. Wund betont im Dezember 2016: Sinsheim wäre dann „ein bisschen größer“. Im Spätjahr können 2200 Personen gleichzeitig in der Badewelt sein, nach der Erweiterung sind es den Angaben zufolge 9000. An Spitzentagen kommen insgesamt 5000 Besucher pro Tag, daraus werden bis zu 15 000. Das jedenfalls die Vision.

Josef Wund stirbt 2017: Die Ausbaupläne in Sinsheim kommen nie voran

Dann kommt der Rückschlag: Josef Wund stirbt 2017 bei einem Flugzeugabsturz. Seinen Nachlass zu regeln, obwohl schon zu seinen Lebzeiten in die Wege geleitet, zieht sich. Letztlich geht vieles an eine nach ihm benannte Stiftung über. Mit Überschüssen aus dem laufenden Betrieb der Bäder finanziert die Stiftung unter anderem einen Lkw-Anhänger, in dem ein Pool eingebaut ist und in dem kleine Kinder schwimmen lernen. 

Die Verantwortlichen halten stets an den Ausbauplänen fest, die Stadt Sinsheim stellt die benötigten Grundstücke zur Verfügung, nur realisiert werden die Ideen nicht.

Dezember 2025: Therme-Group und Wund-Holding regeln Verkauf von drei Thermen

Das ist auch der aktuelle Stand. Dezember 2025: Die österreichische Therme-Group, 2011 gegründet, und die Josef-Wund-Stiftung vereinbaren, dass drei Thermalbäder der Wund-Holding an die Therme-Group gehen. Es geht neben Sinsheim um die Bäder in Titisee-Neustadt und Euskirchen. Die beiden Firmen arbeiten schon zusammen: Edelfried Balle leitet die Wund-Holding und ist Mitglied des Beirats der Therme-Group.

Die Therme-Group betreibt derzeit schon die Thermen in Bukarest und Erding, hat aber Großes vor: Pläne gibt es für Dubai, Singapur, Südkorea, Toronto und Standorte in den USA.

In einer Mitteilung heißt es: „Mit nun allen vier Standorten unter unserer Verantwortung werden wir ihre Erlebnisse weiterentwickeln“, kündigte Firmenchef Hanea in der Mitteilung an. Unklar ist, was das für die Sinsheimer Erweiterungspläne bedeutet.

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