Badewelt-Chef Wund stirbt bei Flugzeugabsturz
Sie wollten von Frankfurt nach Friedrichshafen fliegen - doch kurz vor dem Ziel stürzte die Cessna mit drei Insassen in einem Waldgebiet bei Ravensburg ab. Unter den Opfern ist Bäder-König Josef Wund, der unter anderem die Badewelt Sinsheim verwirklicht hat.
Unter den bei einem Flugzeugabsturz nahe Ravensburg ums Leben gekommenen Opfern ist auch der als „Bäder-König“ bekannte Unternehmer Josef Wund, der etwa die Thermen in Erding und Sinsheim verwirklicht hat. Das bestätigte der Vorstand der Josef-Wund-Stiftung, Christoph Palm, am Freitag. "Wir sind alle tieftraurig und bestürzt", sagte er auf Stimme-Anfrage. "Ziel der Stiftung ist es, das beachtliche Lebenswerk von Josef Wund fortzuführen. Die Familie hat uns gebeten, erstmal der Trauer ihren Raum zu lassen", sagte er im Gespräch mit der dpa.
Am Nachmittag reagierte die Badewelt Sinsheim auf die traurige Nachricht. In einer kurzen Stellungnahme heißt es: "Fassungslos über diesen großen Verlust gilt unser tiefstes Mitgefühl der Familie unseres Gründers sowie den Angehörigen der weiteren Verstorbenen". In Sinsheim laufen momentan die Vorbereitungen zum fünfjährigen Bestehen der Badewelt. Nach Stimme-Informationen soll am Eingangsbereich ein Kondolenzbuch ausgelegt werden.
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Josef Wund hat in der Region Spuren hinterlassen. Die 2012 eröffnete Badewelt neben der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena gehört zu seinem Bäder-Imperium. Zuletzt hatte der Unternehmer angekündigt, die Wellnessanlage im Kraichgau mit Investitionen von einer halben Milliarde Euro zur größten weltweit machen zu wollen.
„Wir müssen uns erst einmal sammeln“, sagte Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Es sei jetzt der falsche Zeitpunkt, darüber zu spekulieren, wie es mit dem Sinsheimer Großprojekt weitergeht. „So wie wir ihn kennen, hat er nichts dem Zufall überlassen“, meint Albrecht. Man werde jetzt aber erst einmal abwarten, was die kommenden Wochen bringen.
Josef Wund war als Macher bekannt
Als geradlinigen, professionellen, bisweilen ungeduldigen Geschäftsmann haben Beobachter den Friedrichshafener Architekten Josef Wund kennengelernt. Spätestens seit er bei der Weltausstellung 2000 in Hannover in letzter Minute den Bau des deutschen Pavillons übernahm und den Veranstaltern aus der Klemme half, haftete Josef Wund bundesweit das Image eines Machers an.
Er vermittelte den Eindruck, immer schon die nächste Idee parat zu haben. Für Widerstände auf diesem Weg brachte er wenig Verständnis auf. Wenn sich wie in Titisee-Neustadt oder auch in Sinsheim Gegner seiner Projekte formierten, sprach Wund von der „Dagegen-Welt“, die sich dem Fortschritt in den Weg stelle.
Wunds Badewelt in Sinsheim gilt als Glücksfall für die Region
Sinsheim hatte sich am Bau der Badewelt in ihrer heutigen Form mit einem Millionenbetrag beteiligt, im Gegenzug aber das angegliederte Sportbad bekommen, das für Schul- und Vereinssport genutzt wird. Wund versprach viel, und er hielt viel.
Die Badewelt gilt vielen als Glücksfall, von der auch Gastronomie und Hotels profitieren. Die Stadt Sinsheim, die vor einigen Jahren vom Wegzug bedeutender Messen schwer gebeutelt war, hat ihren Weg gefunden und setzt voll auf die Karte Tourismus. Die Badewelt spielte dabei eine entscheidende Rolle. Das ließ Wunds Kritiker im Kraichgau weitgehend verstummen.
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So wunderte es auch kaum jemanden, als die imposanten Erweiterungspläne mit Investitionen von einer halben Milliarde Euro öffentlich wurden. Zuletzt sah es so aus, als könnte die Erweiterung schon in diesem Jahr beginnen. Wie die Stadt erst am Donnerstag mitteilte, sollte es noch etwas länger dauern.
Es gebe noch Differenzen mit einem Nachbarn, hatte Wund kürzlich in einem Gespräch mit unserer Redaktion erläutert. Der Chef wollte sich selbst darum kümmern. Der Bäder-König, davon waren sie in Sinsheim überzeugt, würde das schon hinbekommen.
Sinsheimer Bad soll die "Nummer eins der Welt" werden
Die Badewelt Sinsheim ist das besucherstärkste Wellnessbad der Region und zählte zuletzt rund 700.000 Badegäste pro Jahr. Weil das Bad so populär ist, geriet es immer wieder an die Kapazitätsgrenze. Als erste Etappe der Erweiterung sollen ein Spaßbad mit 38 Rutschen und ein Hotel entstehen. Später sollen weitere Hotels, Wellnessanlagen, Beauty- und Medizinangebote hinzukommen.
„Nummer eins der Welt“ unter den Bädern soll Sinsheim werden, teilte die Firmengruppe Josef Wund vor wenigen Wochen mit. Bisher nimmt die Therme Erding – bis dato Flaggschiff des Wund’schen Bäderparks – diesen Titel für sich in Anspruch. Der Friedrichshafener Unternehmer hat mit dem immer gleichen Konzept ein Netz von Bädern aufgezogen: Palmen, Glas, Saunalandschaften.
Weitere Investitionen in Freizeitbäder sind geplant
Auch die Stadt Bad Vilbel im hessischen Wetteraukreis zeigte sich am Freitag erschüttert. Josef Wund habe sich in der vergangenen Zeit häufig in Bad Vilbel aufgehalten, weil sein Unternehmen dort ein großes Freizeitbad bauen wolle, sagte ein Sprecher der Kommune. Die Baugenehmigung sei erteilt und das Projekt in der finalen Phase. Nach früheren Angaben der Unternehmensgruppe Wund geht es in Bad Vilbel um Investitionen von mehr als 200 Millionen Euro.
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