Wie Hohenloher Wiedervereinigung, Einheitsfeiern und weitere Feste gemeinsam erlebten
Mit Einheitsfeiern auf Schloß Stetten und einer Städtepartnerschaft erinnern Bürger im Hohenlohekreis an die Wiedervereinigung. Noch heute sind Besucher aus dem sächsischen Großenhain regelmäßig Gast bei Öhringer Festen und bringen Stollen und Theaterstücke mit.

Die Tage zwischen dem Mauerfall und der Vollendung der deutschen Einheit zählen zu der aufregendsten Zeit, die Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt hat. 30 Jahre danach werden auch im Hohenlohekreis viele Erinnerungen an diese Zeit wach, als sich West und Ost in den Armen lagen.
Und während die Feiern zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober, seither zentral an einem wechselnden Ort über die Bühne gehen, wird seit 30 Jahren in einer Feierstunde auf Schloß Stetten an den Tag gedacht. "Ich war damals sehr enttäuscht, dass ein Jahr nach der Wiedervereinigung keiner im Hohenlohekreis einen Empfang machen wollte, dann habe ich gesagt, mache ich eben selbst einen", erinnert sich Wolfgang von Stetten zurück.
Prominente Ehrengäste
So lud der CDU-Politiker, der 1990 bei der ersten gemeinsamen Bundestagswahl in das gesamtdeutsche Parlament gewählt wurde, den ersten demokratisch gewählten und zugleich letzten Ministerpräsidenten der DDR Lothar de Maizière in die Brunnenhalle zur Einheitsfeier ein und begründete eine Tradition, die viele namhafte Politiker auf das Schloss brachte. "De Maizière hatte ich im Wahlkampf 1990 kennengelernt, als ich oft im Osten war", erläutert Wolfgang von Stetten.
Es folgten Auftritte von Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth, Ministerpräsident Günther H. Oettinger und Kosmonaut Sigmund Jähn. Als 2017 Wolfgang Bosbach zugesagt hatte, musste die Veranstaltung das einzige Mal in die Stadthalle verlegt werden, weil der Andrang so groß war. Schließlich wollten 900 Leute den eloquenten CDU-Politiker sehen.
"Ich habe immer an die Wiedervereinigung geglaubt, aber ich habe nicht daran geglaubt, dass ich sie noch miterlebe", sagt Wolfgang von Stetten. "Es war ein unglaublich emotionaler Moment und deshalb ist es mir so wichtig, daran zu erinnern", betont der 79-Jährige.
Tradition wird fortgesetzt
Das sieht sein Sohn Christian, der die Tradition der Einheitsfeiern fortsetzt, genauso: "Wenn man 1990 miterlebt hat, wie nachts um ein Uhr noch hunderttausende Menschen auf den Straßen Berlins unterwegs waren, vergisst man das nicht", sagt der heutige CDU-Bundestagsabgeordnete.
Ein emotionaler Moment waren Mauerfall und Wiedervereinigung auch für Claudia Stange aus Großenhain in Sachsen, die damals zehn Jahre alt war. "Mein erster Gedanke war, dass ich jetzt meine Oma im Westen besuchen will", erinnert sich Stange. Dass die Kommune heute die Partnerstadt von Öhringen ist, findet die Sächsin "toll", zumal sie mit der Schauspielbühne Großenhain regelmäßig in der Stadt an der Ohrn auftritt, zuletzt im September beim Öhringer Theaterabend. "Die Stadt ist wunderschönen gelegen, die Menschen sind offen und man kommt schnell miteinander ins Gespräch", sagt Stange.
Der Regisseur und langjährige Leiter der Spielbühne, Uwe Naumann, hat die Ereignisse vor 30 Jahren im Fernsehen verfolgt. "Ich konnte es kaum fassen", erinnert sich der 63-Jährige. Die Städtepartnerschaft hält er ebenso für einen Glücksfall. "Unser Team war jetzt bereits acht Mal bei der Langen Nacht der Kultur und es war immer sehr schön", unterstreicht Naumann. Dabei ist die Partnerschaft eigentlich viel älter als die Wiedervereinigung.
Besuche und Gegenbesuche
Sie reicht mit ersten Besuchen und Gegenbesuchen bis in das Jahr 1954 zurück und wurde nur 15 Tage nach dem Mauerfall von den damaligen Bürgermeistern Otmar Wanke aus Großenhain und Jochen K. Kübler aus Öhringen bei einem ersten Zusammentreffen wiederbelebt. Bereits zu Weihnachten schickten die Sachsen einen echten Christstollen. Die Tradition hält die Bäckerei Faust aus Großenhain auf dem Öhringer Weihnachtsmarkt bis heute aufrecht.
Und für Jens Dost, der ebenfalls in der Spielbühne aktiv ist, ist die Wiedervereinigung längst in Fleisch und Blut übergangen: " Ich stelle ich mir nicht mehr die Frage, ob ich vom Osten in den Westen fahre. Das ist inzwischen längst selbstverständlich. Ich fahre einfach vom Sächsischen ins Schwäbische", betont er.
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