Wie gut sind die Menschen in Forchtenberg versorgt?
In der Serie "Nahversorgung im Vergleich" sehen wir uns im zweiten Teil in Forchtenberg um. Ärzteversorgung, Einzelhandel, Gastronomie: Wo drückt der Schuh und worin ist die Stadt gut?

Forchtenbergs mittelalterliche Altstadt lockt Touristen - mit ihren Fachwerkbauten, Türmen, Torbauten und der Stadtmauer. Doch zwischen den historisch wertvollen und denkmalgeschützten Bauten finden sich immer wieder verdunkelte Schaufenster: Es herrscht Leerstand, vergangenes Jahr machte auch noch der Blumenladen zu. Dennoch scheinen die meisten Bewohner zufrieden mit dem Nahversorgungsangebot ihrer Stadt zu sein und auch der Bürgermeister Michael Foss sagt: "Ich schätze die Infrastruktur als gut ein."
Zehn Allgemeinärzte im MVZ Hohenlohe
Wenn sich Forchtenberger über eines nicht beklagen können, dann ist es die für eine 5000-Einwohner-Stadt außergewöhnlich hohe Anzahl an Medizinern. Alleine zehn Ärzte im MVZ Hohenlohe kümmern sich um die allgemeinmedizinischen Belange, dazu kommen Kinderarzt, Innere Medizin und Frauenärzte. "Ein außergewöhnlich gutes und breites medizinisches Versorgungsangebot, auch für die Nachbargemeinden", attestiert Foss. Zwei Zahnärzte - einer davon in Ernsbach - runden die Versorgung ab.
Doch nicht alles ist so rosig wie die Gesundheitsversorgung. Vor allem im Einzelhandel zeigen sich Schwächen. "Mitte letzten Jahres schloss der Blumenladen, den vermisse ich", erklärt Foss. "Es war ein tolles Angebot, auch für die Stadt haben wir hier oft Blumen gekauft." Es sei "sehr schwer" für die Leerstände jemanden zu finden. Doch es gibt auch ab und an Zuzug. "Vor wenigen Jahren wurde ein neues Café in der Hauptstraße eröffnet, was uns sehr gefreut hat."
Inzwischen sind jedoch nur noch wenige Einzelhändler in der Stadt: Das Bekleidungsgeschäft NKD, das Spielwarengeschäft Chila, das 2022 eröffnete - auf rund 220 Quadratmetern findet man hier über 3000 Produkte -, das Näve Leuchtenland sowie ein Optiker. Inhaberin des letzteren ist Marion Schellhorn. Sie kennt die Probleme des Einzelhandels: "Viele fahren in die großen Städte, um dort einzukaufen, die meisten haben ein Auto und es gibt dort einfach mehr Auswahl." Auch, dass viele im Internet einkaufen, sei ein Problem. In Schellhorns Laden, in dem sie seit 2003 arbeitet und den sie 2007 übernommen hat, macht sich das jedoch nicht bemerkbar: "Ich habe meine Stammkundschaft", erklärt Schellhorn. Andere Arten von Geschäften würden eher von Laufkundschaft leben - und die gibt es in Forchtenberg nicht so viel. "Bei mir macht man einen Termin, eine Brille ist kein ,Mitnehmartikel"."
Seniorenmobil bindet Teilorte an Forchtenberg an
Ebenfalls von Stammkundschaft lebt die Metzgerei Karle. Das Traditionsgeschäft gibt es in Forchtenberg seit über 100 Jahren. Jennifer Karle findet die Stadt, was die Nahversorgung angeht, "gut aufgestellt". Gleich mehrere Metzgereien und Bäcker, einen Getränkemarkt und den Discounter Aldi gibt es. "Mit dem Rest kann man sich arrangieren", so Karles Urteil. So sei die fehlende Drogerie weniger ein Problem. "Wenn man alle zwei Wochen mal größer einkaufen geht, kann man sich das einfach mitnehmen." Auch die Teilorte seien gut angeschlossen, findet Karle: "Wir haben hier das Seniorenmobil, das die älteren Menschen, die vielleicht nicht mehr fahren können, kostenlos in die Stadt fährt. Da tut die Verwaltung schon einiges."
Ein Problem gibt es in ihrem Laden jedoch, wie in so vielen anderen: Nachwuchssorgen. Eine Vollzeitkraft wird derzeit händeringend gesucht. "Dank der vielen Industriebetriebe haben wir ja fast Vollbeschäftigung in Forchtenberg", so Karle. Doch das sei auch Konkurrenz. "Dort muss man halt nicht am Wochenende arbeiten." Die Konsequenz: Derzeit sind die Öffnungszeiten verkürzt. "Ich hoffe, spätestens ab dem Herbst können wir wieder normal öffnen", so Karle.
Stadt Café Forchtenberg sucht Pächter
Nicht nur in ihrem Laden gibt es diese Sorgen. Gegenüber der Metzgerei befindet sich das Stadt Café. Und das hat einen Aushang vor der Tür: Pächter gesucht. "Bis September ist dort noch offen", sagt Foss. Bis dahin, so hofft er, ist ein neuer Inhaber gefunden.
Vorm Stadt Café läuft gerade die 15-jährige Jana. Was fehlt ihr, als jungem Menschen, in der Stadt? "Ein Club", sagt sie lachend. "Nein, im ernst, wir haben super viele Restaurants hier, aber irgendwie fehlt etwas Cooles für die Jüngeren", erklärt sie. "Aber dafür haben wir super viele schöne Feste, die gleichen das irgendwie aus."




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