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Niedernhall
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Wie gut sind die Menschen in Niedernhall versorgt?

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In der Serie "Nahversorgung im Vergleich" haben wir uns im ersten Teil in Niedernhall umgesehen. Ärzteversorgung, Einzelhandel, Gastronomie: Wo drückt der Schuh und worin ist die Stadt "deutschlandweit einzigartig"?

Die Morstein-Apotheke hat seit 30. Januar geschlossen.
Die Morstein-Apotheke hat seit 30. Januar geschlossen.  Foto: Ludwig, Tamara

Es ist ein Makel, den man bei der Stadt Niedernhall nicht einfach so hinnehmen will: Die Morstein-Apotheke hat seit 30. Januar geschlossen - wegen Personalmangels. In einer Stadt mit vier Arztpraxen, einem gerade eröffneten Gesundheitszentrum, betreutem Wohnen und perspektivisch einem Seniorenzentrum sieht die Verwaltung Handlungsbedarf.

Das ist auch der Grund, warum sie sich aktiv in die Suche nach einer Nachfolge einschaltet, denn genau genommen ist das keine kommunale Aufgabe. Ende März holte sich die Verwaltung vom Gemeinderat die Erlaubnis ein, Anzeigen für die Suche nach einem Apotheker zu schalten und somit städtisches Geld zu setzen. "Es sollte in dieser Angelegenheit nichts unversucht bleiben", war in der Sitzungsvorlage zu lesen.

Stattliche Infrastruktur

Indes ist die geschlossene Apotheke aber - so scheint es zumindest - das einzige Sorgenkind in der sonst durchaus stattlichen Infrastruktur. Schließlich ist Niedernhall mit rund 4000 Einwohnern keine besonders große Stadt. "Bisher sind wir noch sehr gut aufgestellt", bestätigt auch Bürgermeister Achim Beck. Sowohl in der Altstadt wie auch außerhalb finden die Menschen eine gute Grundversorgung vor.

 Foto: Grafik

Verwunderlich ist jedoch, dass der stetig wachsende Stadtteil Giebelheide, der immerhin fast die Hälfte aller Einwohner beherbergt, bislang ohne eigene Nahversorgung mit Lebensmitteln ist. Versuche gab es bereits, jedoch war nichts von Dauer. Auch darüber haben schon Diskussionen im Ratsgremium stattgefunden. Dort herrschte damals die Meinung vor, dass der Weg ins gut versorgte Tal ja nicht weit sei.

Viel geboten auf 300 Metern

Und tatsächlich kommt man beim Gang durch die Niedernhaller Hauptstraße an mehreren Gaststätten vorbei, Friseure, Bäckerei-Café und Metzger gibt es, drei Bankfilialen verteilen sich an der nur knapp 300 Meter langen Strecke. Ein leuchtend-gelbes Postschild an einem schmiedeeisernen, kunstvollen Aufhänger sticht ins Auge. Beim genaueren Blick offenbart sich keine reine Postfiliale, sondern ein fast schon versteckter kleiner Supermarkt, in dem Kunden gemächlich ihre Einkaufswagen zwischen den gut gefüllten Regalen hindurchschieben. Ein älterer Herr hält gerade ein Schwätzchen mit der Verkäuferin an der Kasse, sie hilft ihm, das passende Kleingeld in seinem Portemonnaie zu finden.


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Wenige Meter weiter in ihrer Drogerie macht Dorothea Mäder gerade Passfotos von einem jungen Mann. Eine Dienstleistung, die Mäder neben ihrem Drogeriesortiment anbietet und auch damit das Angebot in der Stadt erweitert. Mäder findet, "Niedernhall ist bislang gut aufgestellt." Am ehesten vermisse sie ein Bekleidungsgeschäft. "Bei Textil sind wir schwach", sagt sie. Auch den Raumausstatter gebe es leider nicht mehr - dort ist inzwischen eine Versicherungsagentur eingezogen. Was die Apotheke angeht, hofft sie, dass eine Lösung gefunden wird. Für die Innenstädte, egal ob klein oder groß, helfe allerdings nur eins: "Die Leute müssen mit ihren Füßen beweisen, dass sie das Angebot brauchen."

Schuh-Mekka am Kocher

Besonders auffällig in Niedernhall - und dafür ist das Kocherstädtchen über seine Grenzen hinaus bekannt - sind die beiden direkt nebeneinander gelegenen Schuhgeschäfte. Im Vergleich: Künzelsau hat inzwischen kein Fachgeschäft für Schuhe mehr.

Barbara Bernlöhr (r.) berät im Schuhhaus Setzer Kundin Edeltraut Rapp.
Barbara Bernlöhr (r.) berät im Schuhhaus Setzer Kundin Edeltraut Rapp.  Foto: Tamara Ludwig

In Niedernhall haben die inhabergeführten Läden Krämer-Schuhe und das Schuhhaus Paul Setzer eine lange Tradition - genau genommen sind es in beiden Fällen etwa 100 Jahre. "Deutschlandweit ist das sicher einzigartig", ist Barbara Bernlöhr, Geschäftsführerin vom Schuhhaus Setzer mit Blick auf diese ungewöhnliche Konstellation überzeugt. Die Kundschaft komme nicht nur aus der Stadt, sondern "von überall her".

Allein von der hiesigen Kundschaft könnten sich keine zwei Schuhgeschäfte halten, weiß Bernlöhr. Umso wichtiger sei es, Aufmerksamkeit auch online auf das Fachgeschäft zu ziehen. Die gelernte Dekorateurin lebt gerne in sozialen Netzwerken ihre kreative Ader aus, bewirbt dort Angebote. Ein großes Plus sei zudem, dass man in den eigenen Räumen sei und niemandem Miete zahlen müsse. Damit es funktioniert, gehört aber auch "Leidenschaft und Herzblut" dazu. "Man muss es lieben."


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Serie

Wie steht es um die Nahversorgung in den Gemeinden und kleineren Städten im Hohenlohekreis? Welche Einkaufsmöglichkeiten gibt es? Wie ist die ärztliche Versorgung? Ist das Ortszentrum verwaist oder lebendig, regieren dort Leerstände oder bunte Schaufenster? In loser Folge schaut sich die Hohenloher Zeitung die Situation in den Kommunen genauer an, um sich einen Eindruck von der jeweiligen Versorgung zu verschaffen. Mit Niedernhall beginnt in dieser Ausgabe die neue Artikel-Serie.

 
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