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So sieht es mit der Fridays-for-Future-Bewegung im Hohenlohekreis aus

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Rund um das Künzelsauer Schlossgymnasium regt sich der meiste Protest. Auch eine Parents-for-Future-Gruppe hat sich dort gebildet. In Öhringen gab es bisher noch keine Protestaktionen, aber eine Ortsgruppe ist bereits gegründet.

von Anna-Lena Sieber
Am Ende des vergangenen Schuljahres hat die Klima-AG einen Aktionstag am Schlossgymnasium Künzelsau organisiert. Zum Abschluss gab es noch eine Kundgebung im Schlosshof.
Foto: privat
Am Ende des vergangenen Schuljahres hat die Klima-AG einen Aktionstag am Schlossgymnasium Künzelsau organisiert. Zum Abschluss gab es noch eine Kundgebung im Schlosshof. Foto: privat  Foto: privat

"Man ist nicht nur für das verantwortlich, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut." Dieses Zitat des französischen Schauspielers und Dramatikers Moliére hat Priscilla Reinauer auf ihr Plakat geschrieben.

Bei den Demos der Fridays for Future hat sie es immer dabei. Die Protestgruppe hat die Mulfingerin sofort gepackt: "Ich finde es unglaublich beeindruckend, dass es eine weltweite Bewegung gibt, die ein gemeinsames Ziel verfolgt."

Wer eine Entschuldigung hat, darf demonstrieren

Sie ist eine der treibenden Kräfte hinter der Parents-for-Future-Gruppierung in Künzelsau. Die Eltern unterstützen damit ihre Kinder. Auch die heutige Demo haben sie organisiert. Während sich in Künzelsau rund um das Schlossgymnasium ein generationsübergreifender Protest gegen Klimapolitik und Konsumgesellschaft regt, bleibt es im restlichen Hohenlohekreis ruhig. Lediglich die Freie Schule Anne-Sophie kündigte an, mit 160 Schülern und Lehrkräften an der Demo teilzunehmen.

Die übrigen Schulen im Kreis fahren weitgehend den gleichen Kurs: Wenn die Schüler eine Entschuldigung der Eltern mitbringen, dürfen sie an der heutigen Demonstration teilnehmen. Nur scheint das noch nicht bei allen Schülern angekommen zu sein: "Wir dürfen da nicht hin, es heißt dann immer, wir schwänzen", ist auf dem Schulhof des Hohenlohe-Gymnasiums in Öhringen zu hören.

Öhringer wollen beim nächsten Streik mit dabei sein

Apropos Öhringen. Die größte Stadt des Hohenlohekreises hatte bisher noch keine einzige Fridays-for-future-Demonstration. Warum? An mangelnder Überzeugung, der Umgang mit der Natur solle nachhaltiger sein, liege es nicht, sagt Mario Dietel. Der 19-Jährige hat bereits Ende Juni eine Fridays-for-Future-Ortsgruppe für Öhringen angemeldet. Nur ein Kopf fehle der Öhringer Gruppe noch.

"Ich selbst möchte das wegen meinem Engagement im Gemeinderat nur ungern übernehmen." Viele Schüler seien bisher nach Heilbronn gefahren, um an den dortigen Demonstrationen teilzunehmen. "Die haben in der Masse das Gefühl, mehr bewegen zu können." Für die heutigen Demonstrationen verweist Mario Dietel auf Künzelsau oder Heilbronn. Aber: "Der nächste Klimastreik soll auch in Öhringen stattfinden."

Den Ernst der Lage allen klarmachen

Noch bleiben Öhringens Schulhöfe, wie hier der des Hohenlohe Gymnasiums, leer. Eine Fridays-for-Future-Ortsgruppe hat sich aber bereits gebildet.
Foto: Anna-Lena Sieber
Noch bleiben Öhringens Schulhöfe, wie hier der des Hohenlohe Gymnasiums, leer. Eine Fridays-for-Future-Ortsgruppe hat sich aber bereits gebildet. Foto: Anna-Lena Sieber  Foto: Sieber, Anna-Lena

Aber zurück zum Schlossgymnasium: Neben den Eltern haben auch die Schüler, genauer gesagt die Klima-AG des Schlossgymnasiums, eine Aktion für heutige die Demo geplant: Angelehnt an die ZDF-Fernsehshow "1, 2 oder 3" stellen sie Interessierten Fragen rund um das Thema Umweltschutz. Naxhije Dervishi ist eines der Mitglieder der Klima-AG, die auch im letzten Schuljahr den Klimaaktionstag mit anschließender Kundgebung im Schlosshof organisiert hat.

"Man kommt einfach nicht mehr um dieses Thema herum", sagt die 18-Jährige. "Wenn ich kleine Kinder sehe, werde ich nachdenklich. Wenn die mal so alt sind wie wir, haben die ganz andere Probleme als Abiturstress." Sie möchte den Ernst der Lage allen klar machen.

Die Leute haben schon wegen weniger geschwänzt

Entgegen vieler Vorwürfe nutzen die Schüler des Schlossgymnasiums ihre Freizeit, um Aktionen zu planen und Plakate zu malen. Freitagnachmittag findet dort sowieso kein Unterricht statt. "Aber selbst wenn Schüler schwänzen, es haben sicher schon Leute wegen weniger geschwänzt", sagt Dervishi. Aber weniger als was? "Die Natur leidet. Wenn die Bienen sterben ist die weltweite Nahrungssicherheit gefährdet, es gibt immer mehr Umweltkatastrophen, die Jahreszeiten verschwimmen ineinander, der Meeresspiegel steigt, die Luft wird immer mehr verpestet", empört sich Dervishi. Dringlichkeit und Frustration verhilft den Jugendlichen zu ihrer Motivation: "Wir haben einfach nicht mehr viel Zeit, um noch was ändern zu können. Ich wünsche mir auch von der Politik, dass mal jemand auf den Tisch haut und sagt: So geht´s nicht mehr."

Programm

Die Demo unter dem Titel „Hohenlohe for future“ startet heute um 12 Uhr am Künzelsauer Rathaus. Bei einem Stopp am alten Rathaus gibt es Mitmachaktionen für die Bevölkerung. Dort kann man etwa Wünsche an Politik und Gesellschaft auf Baumblätter schreiben. Nach einer Schleife über die Wertwiesen endet der Zug auf dem Schlossplatz. Bei der Abschlusskundgebung mit Musik gibt es ein kommunikatives Klima-Picknick. Das Essen dafür muss selbst mitgebracht werden. Ab 15 Uhr läuft der Film „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ im Prestige-Kino. Der Eintritt ist frei.

 
 
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