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Kleinigkeiten, die jeder zum Klimaschutz tun kann

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Wer bewusst nachhaltig leben möchte, kann im Alltag einiges tun. Eine Umstellung ist oft einfacher als gedacht: Glas statt Plastik, Behälter statt Verpackung oder Lebensmittel verwenden statt wegwerfen. Immer mehr Menschen engagieren sich so für die Umwelt.

Foto: Schlierner/stock.adobe.com
Foto: Schlierner/stock.adobe.com  Foto: Schlierner/stock.adobe.com

"Es passiert tatsächlich", sagt Cornelia Thormählen. Der Anfang der Klimakatastrophe mache sich vor der Haustür bemerkbar. Die Heilbronnerin ist überzeugt: "Wir haben nur noch wenige Jahre, um etwas zu ändern." Und wir tun es viel zu langsam. Deshalb unterstützt die 60-Jährige die Heilbronner Fridays-for-Future-Gruppe, engagiert ist sie allerdings schon mehr als ihr halbes Leben lang.

"Ich fahre Fahrrad und kaufe keinen Murks", erzählt die Lehrerin. Sie lebe "konsequent nachhaltig" und findet es wichtig, dass jeder etwas tut- auch wenn das Thema noch nicht bei allen angekommen sei. Ihre Schüler sagen, sie sei ein Vorbild.

Die Untereisesheimerin Claudia Majores hat Anfang des Jahres begonnen, sich näher mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen und im gemeinsam mit ihrer Familie einiges verändert. Die Majores versuchen, plastikfrei zu leben. Zuerst im Alltag, aber auch in ihrem Umfeld hat Claudia Majores einiges angestoßen. Beispielsweise hat sie angeregt, im Kindergarten Wasser aus Glasflaschen auszuschenken. Schwer sei die Umstellung nicht, verrät die 42-Jährige im Interview.

Einige Kleinigkeiten, die jeder selbst umsetzen kann, um Müll zu sparen, hat Stimme.de zusammengestellt.
 

  • Mit dem Einmachglas zum Einkaufen
In einen Unverpackt-Laden bringen Kunden ihre eigenen Behälter zum Abfüllen mit.
Foto: Andreas Veigel
In einen Unverpackt-Laden bringen Kunden ihre eigenen Behälter zum Abfüllen mit. Foto: Andreas Veigel  Foto: Veigel, Andreas

Wer einen Unverpackt-Laden betritt, fühlt sich ein bisschen an die längst vergangenen Tage der Tante-Emma-Läden erinnert. Statt auf Regale mit einzelnen Produkten fällt der Blick auf große Spender an der Wand, Kisten mit losem Obst und Gemüse, große Kanister und Metallfässer mit Flüssig-Waren sowie Trockenprodukte in stattlichen Glasgefäßen. "Süßigkeiten sind der Verkaufsschlager", sagt Ria Schäfli vom Original Unverpackt in Berlin, einem der ersten seiner Art in Deutschland. In den vergangenen fünf Jahren sind mehr als 120 weitere nach Angaben des Verbands für Unverpackt-Läden in Köln dazu gekommen. 60 Läden sind in Planung und als Fördermitglied dem Verband beigetreten. 29 sind in Baden-Württemberg registriert.

Ein weiterer Unverpackt-Laden eröffnet nächsten Samstag, 28. September, auch in Heilbronn. In einem früheren Sanitätshaus an der Allee gegenüber vom Theater machen sich Linda Tiedemann und Patrick Wimmer mit Liva selbstständig. "Die Kunden bringen ihre eigenen Gefäße mit und kaufen bewusst nur so viel ein, wie sie brauchen", sagt Wimmer.

 

  • Wachstuch statt Plastikfolie 
Marcell Regel sagt, es sei wichtig, über Plastik-Alternativen nachzudenken.
Marcell Regel sagt, es sei wichtig, über Plastik-Alternativen nachzudenken.  Foto: Ochs

Bei der Weltethos-Woche im Justinus-Kerner-Gymnasium in Weinsberg haben Schüler gezeigt, wie man Alternativen zur Frischhaltefolie selbst herstellen kann. Mit dabei war auch Zwölftklässler Marcell Regel, ihn hat die Idee genauso fasziniert wie viele andere Schüler: "Das ist heutzutage einfach wichtig", sagt der Schüler. Der Andrang bei der Aktion war groß. Bienenwachstücher liegen im Trend, sie sind plastikfrei und wiederverwendbar.

Einfach aus einem Stoffrest ein Baumwolltuch auf die gewünschte Größe zurecht schneiden, auf ein Backblech legen und anschließend Bienenwachs darüber raspeln. Das kann fünf Minute im Backofen schmelzen und mit einem Pinsel verteilt oder mit dem Bügeleisen erwärmt und glatt gestrichen werden. Alternativ dazu kann das Wachs auch erst in einem Topf erwärmt und flüssig auf dem Tuch verteilt werden.

Nach dem Trocknen kann das Tuch um Vesper oder Gemüse gewickelt werden. Auch als Abdeckung für Schüsseln ist es geeignet. Ganz nebenbei sieht es je nach Stoff auch noch viel schöner aus als jede Folie.

 

  • Statt in die Tonne auf den Teller
In Supermärkten holt Astrid Wagner Lebensmittel ab, die sonst im Müll landen würden.
Foto: privat
In Supermärkten holt Astrid Wagner Lebensmittel ab, die sonst im Müll landen würden. Foto: privat  Foto: privat

Astrid Wagner hat sämtliche Gefriertruhen der Nachbarschaft okkupiert - Brote, Bananen, Beeren. Wie es dazu kommt? Die 38-Jährige engagiert sich seit zwei Jahren bei der deutschlandweiten Initiative Foodsharing und rettet Lebensmittel vor der Mülltonne. Da aber auch ihre drei Söhne und ihr Mann nicht mehr als andere essen können, müssen immer wieder große Mengen eingefroren werden.

Astrid Wagner ist überzeugte Foodsaverin, eine von 350 Lebensmittelrettern in Heilbronn, die Tag für Tag dafür arbeiten,dass Lebensmittel, die nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit noch weiterverwendet werden können, nicht im Müll landen. "Unser Ziel ist es, irgendwann überflüssig zu werden", sagt die Sprachpädagogin. "Jeder weggeworfene Joghurt ist einer zu viel." Auch Tafeln oder Obdachlosenhilfen profitieren vom Einsatz der Lebensmittelretter, deren Motto "Weitergeben statt Wegwerfen" ist.

Im Internet kann sich jeder Interessierte auf der Website Foodsharing.de anmelden und über sogenannte Essenskörbe und Fairteiler an überschüssige Lebensmittel kommen.

 

  • Weniger Müll und weniger Windelkosten 

In den ersten drei Lebensjahren braucht ein Kind ungefähr 6000 Windeln und hinterlässt damit rund eine Tonne Müll. Das hat die Zeitschrift Eltern berechnet.

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Allein in Deutschland landen jeden Tag acht Millionen Windeln plus die Verpackung im Müll. Das sei der größte Einzelposten im deutschen Restmüll, sagt die Dresdener Firma Windelmanufaktur und rechnet gleich noch vor, was das kostet. Rund 1000 Euro müssen Eltern demnach in Wegwerfwindeln investieren, die Müllgebühren noch nicht mitgerechnet.

Stoffwindeln sind eine Alternative. Es gibt verschiedene Systeme in bunten Farben und mehreren Größen. Neben der Müllvermeidung argumentieren die Befürworter mit einem Kostenvorteil, den die wiederverwertbare Variante mit sich bringt. Zwischen 200 und 500 Euro rechnet die Windelmanufaktur für Windeln ein plus Kosten für die Wäsche. Wobei nicht jedes Mal die ganze Windel in die Waschmaschine wandert, sondern nur die Einlage in der Überhose gewechselt werden muss. Einige Kommunen, zum Beispiel seit Mai Untereisesheim, bezuschussen die Anschaffung.

 

Themenausgabe Welt-Klimawoche

Am Freitag, 20. September, erscheint die Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung/Kraichgau Stimme als Klimaausgabe, bei der das Thema auf vielfältige Weise beleuchtet wird. Der Text oben ist Teil der Klimaausgabe. Zudem ist ein Interview mit einem Wetterdienst-Experten, ein Artikel mit Einspartipps für den Haushalt, eine Geschichte über Parents-for-future und vieles mehr enthalten. 

 
 
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