"Man kann es nicht perfekt machen"
Claudia Majores verzichtet weitgehend auf Plastik: Nicht nur für die Umwelt, sondern auch wegen der Gesundheit. Die Untereisesheimerin erklärt im Interview, an welche Grenzen sie dabei stößt.

Seit rund einem dreiviertel Jahr versucht Familie Majores aus Untereisesheim, plastikfrei zu leben. Gemeinsam haben sie sich entschieden, jene Dinge zu vermeiden, die dem Klima schaden. Über ihre Erfahrungen haben sie bereits auf stimme.de berichtet. Im Gespräch erzählt Mutter Claudia Majores, wo die Umstellung einfach war und welche Tücken dabei lauern.
Vieles in Ihrem Haushalt hat sich verändert, Sie verzichten beispielsweise bewusst auf Plastik. Wie lief die Umstellung?
Claudia Majores: Das war ganz unterschiedlich. Manches war total einfach zu ersetzen, anders schwierig.
Wo lief es reibungslos, welche Produkte vermissen Sie überhaupt nicht?
Majores: Duschgel zum Beispiel vermisse ich gar nicht. Da benutze ich heute Seife. Flaschen gibt es bei uns nur noch aus Glas. Egal ob Wasser, Milch oder Saft - das war auch einfach. Plastiktüten vermisse ich auch nicht.
Was hat sich sonst geändert?
Majores: Viele Kleinigkeiten kaufe ich gar nicht mehr. Wenn man bewusst Prospekte anschaut, sieht man, wie viel Plastik es da gibt. Da überlegt man, was man wirklich braucht. Ich schaue die schon gar nicht mehr an.
Worauf können Sie und Ihre Familie trotz aller guten Vorsätze nicht verzichten?
Majores: Auf mein Shampoo verzichte ich nicht. Auch bei Süßigkeiten wird es schwierig, Chips oder Schokolade für die Kinder kaufen wir schon ein. Oder Müsli, das ist auch mit Plastik verpackt. Uns fällt es auch schwer, komplett auf Fleisch zu verzichten.Wir sind nicht hundert Prozent konsequent, aber wir bemühen uns.
Was ist die größte Schwierigkeit bei so einer Umstellung?
Majores: Man muss immer daran denken und aufpassen, dass man nicht schlampert. Man muss dran bleiben und sich immer wieder bewusst machen, dass es wichtig ist. Gute Planung muss sein, wenn ich einkaufen gehe, muss ich genug Stoffbeutel und Behälter mitnehmen. Wenn ich keinen Glasbehälter dabei habe und noch Käse kaufen will, wird es schwierig.
Ist das Thema denn inzwischen in der Gesellschaft angekommen?
Majores: Es wird auf alle Fälle akzeptiert. Wenn man bewusst lebt, bekommt man keinen negativen Öko-Stempel mehr. Ich erlebe eher so Reaktionen wie "Das würde ich auch gern machen".
Warum tun sich dann Ihrer Meinung nach manche so schwer damit?
Majores: Es ist schwierig, weil es bei dem Thema auch viel Verunsicherung gibt. Zum Beispiel wird erst Bambusgeschirr empfohlen, dann heißt es, der Kleber ist giftig. Man kann es nicht perfekt machen.
Warum ist es trotzdem wichtig, etwas zu tun?
Majores: Generell muss was passieren, da kann jeder was machen. Wir haben nicht viel Einfluss beispielsweise auf Firmen, trotzdem ist es wichtig, etwas zu erreichen. Ich möchte einfach meinen Beitrag leisten, und das ist kein Riesenaufwand. Auch wenn es nicht perfekt ist, mache ich das, was ich für richtig halte. Dabei geht es mit gar nicht nur um die Umwelt, es ist auch ungesund aus Plastikflaschen zu trinken. Gerade für meine Kinder ist es mir wichtig, dass sie nicht immer Plastik im Mund haben.
Wenn Sie einen Wunsch in Sachen Klimaschutz frei hätten, wie würde er lauten?
Majores: Ich würde mir ganz klar wünschen, dass sich beim Einkauf etwas ändert. Beim Metzger sollte es einfach selbstverständlich sein, einen Behälter mitzubringen. Ich würde mir wünschen, dass ich das nicht jedes Mal wieder erklären muss. Vor allem im Einzelhandel sollte es einfacher werden, plastikfrei einzukaufen. Die Firmen sollten die Verpackung einfach weglassen, das ist besser als jedes Recyclingsystem.
Wie lautet die Bilanz für Ihren plastikfreien Alltag?
Majores: Für uns ist es normal geworden. Ich finde es auch schöner, wenn die Wurst in einer Glasdose liegt oder die Nudeln, die ich unverpackt kaufe, im Glas in der Küche stehen.
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