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Erfahrungen mit der Deutschen Giganetz: Freude im Landkreis Heilbronn, Frust im Hohenlohekreis

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Im Februar 2022 erfolgte in Brackenheim der erste Spatenstich zum Glasfaser-Ausbau durch die Deutsche Giganetz in der Region. Rund anderthalb Jahre später fallen die Urteile über Arbeit und Kommunikation des Hamburger Konzerns sehr unterschiedlich aus.

von Wolfgang Müller und Christian Nick
Wann kommt endlich die Verlege-Fräse? In Bad Friedrichshall, Neuenstein oder Brackenheim war sie schon in Aktion. Andernorts ist weiter Warten angesagt. Beim Radweg nach Gaisbach (kleines Foto) will Kupferzell nun selbst ein Rohr legen.
Wann kommt endlich die Verlege-Fräse? In Bad Friedrichshall, Neuenstein oder Brackenheim war sie schon in Aktion. Andernorts ist weiter Warten angesagt. Beim Radweg nach Gaisbach (kleines Foto) will Kupferzell nun selbst ein Rohr legen.  Foto: Christian Nick, Montage: Stimme.de

Ein "kommunikatives Desaster": So nennt Kupferzells Bürgermeister Christoph Spieles die Ereignisse, welche sich im Hohenlohekreis in den vergangenen Monaten rund um Giganetz (DGN) präsentiert haben. In seiner Kommune wird der Ausbau, der laut ursprünglicher Zusage längst hätte ins Rollen kommen müssen, auf Frühjahr 2024 verschoben - und nun zunächst nur im Bereich des Hauptorts bis nach Feßbach realisiert. Wie es überdies dann mit dem eigenwirtschaftlichen DGN-Ausbau in der Gemeinde weitergeht? Da steht ein Fragezeichen. Man fühlt sich vom Hamburger Konzern im Regen stehengelassen.

 


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Jene Unsicherheit hat Folgen, die sich vor Ort auch in kleinen Details spiegeln: Eigentlich, so führte Bauamtsleiter Uwe Wied in der vergangenen Ratssitzung aus, habe Giganetz zugesagt, beim derzeit laufenden Radwege-Bau nach Künzelsau-Gaisbach ein entsprechendes Glasfaser-Leerrohr mitverlegen zu lassen. Nun hat das die Gemeinde für rund 50.000 Euro selbst in die Hand genommen. Wer später dann besagte Teil-Infrastruktur nutzt und wie? Auch dies steht in den Sternen.

Freude im Westen, Frust im Osten: Das waren bisher die Erfahrungen mit der Deutschen Giganetz

Inzwischen bemüht man sich auch in Kupferzell wieder um Fördergelder, um die Gemeinde doch noch in absehbarer Zeit flächendeckend zum schnellen Internet bringen zu können. "Diese Vorgehensweise führt jedoch zu einer besonderen finanziellen und organisatorischen Belastung für die Kommunen des Hohenlohekreises. Genau das sollte mit der Kooperation mit der DGN vermieden werden", sagt Landrat Matthias Neth gegenüber unserer Redaktion.

 


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In der Vorvermarktungsphase habe der Hamburger Konzern "große Unterstützung" von Kommunen, Kreis und Bürgern erfahren. "Daher ist die aktuelle Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger gut nachvollziehbar. "Lediglich als "Gesamtprojekt" – im Fokus auf die Region Heilbronn-Franken als Ganzes und angesichts der allgemeinen Herausforderungen – sei der Giganetz-Glasfaser-Ausbau "nach wie vor als positiv zu betrachten", urteilt der Landrat.

"Kommunikation der Deutschen Giganetz ist verbesserungswürdig"

Insbesondere die Änderung der einst in Aussicht gestellten Reihenfolge – die DGN arbeitet jetzt nach dem Grundsatz "Bauen mit dem Licht", richtet sich also stärker an der vorhandenen Infrastruktur aus – und deren Folgen müssten besser transportiert werden: "Diese Kommunikation der DGN war und ist unserer Meinung nach verbesserungswürdig", so Neth. Die Situation im bis auf Weiteres abgehängten Jagsttal sei neben dem nur "schleppenden" Ausbau im Hohenlohekreis "besonders ärgerlich" - und laufe den mit dem Konzern getroffenen Absprachen zuwider.

Kommunen im Landkreis Heilbronn trotz Problemen zufrieden

In Brackenheim kann man unterdessen bereits von mannigfaltigen praktischen Erfahrungen berichten: Die Stadt war Pilotprojekt für den Glasfaserausbau der DGN in der Region. Rund 115 Kilometer Leitungen sind in der Flächenkommune mit den acht Stadtteilen nunmehr verlegt worden. "Die Firmen waren sehr fleißig", sagt Bürgermeister Thomas Csaszar. "Dass nicht immer die Straßenverkehrsordnung berücksichtigt wurde, haben wir auch festgestellt." Etwa, wenn während der Arbeiten Fußgängerwege nicht richtig ausgeschildert gewesen seien. Beschwerden habe es auch über die Art der Pflasterarbeiten und vergessene Teerbeläge gegeben.

Spatenstich in der Heuss-Stadt war im Februar 2022. Rund 700 Anschlusspunkte auf der Agenda seien aktuell noch offen. Auch übers Beschwerdemanagement hätten Bürger geklagt. Trotzdem, so sagt er, hat Csaszar großen Respekt vor der Hamburger Firma: Nicht zuletzt, weil durch den privatwirtschaftlichen Ausbau der öffentlichen Hand Gesamtkosten von rund neun Millionen Euro erspart blieben.

 


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Seit gut einem Jahr baut die DGN in Bad Friedrichshall: Vereinzelt gebe es Abstimmungsprobleme. "Die Zusammenarbeit klappt aber überwiegend gut", so Bürgermeister Timo Frey. "Wer schon mal gebaut hat, weiß, dass nicht immer alles klappt. Es kommt dann darauf an, wie man damit umgeht." Bürger, die Beschwerden haben, könnten sich auch an die dortige Stadtverwaltung wenden, die die Anliegen weiterleite. Äußere Umstände, welche zu Verzögerungen und Schwierigkeiten führten, könne man nicht der DGN anlasten. Frey denkt dabei an Zinsanstieg und Preisexplosion im Bausektor. Auch er zeigt sich froh über den privatwirtschaftlichen Ausbau: Dadurch spare allein seine Stadt rund 3,5 Millionen Euro.

 
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