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Glasfaser-Ausbau durch Deutsche Giganetz: Ist in Neuenstein bei 75 Prozent der Anschlusspunkte bereits Schluss?

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In der 6700-Einwohner-Stadt baut das Unternehmen Deutsche Giganetz nördlich der A6 wohl nicht weiter aus. Auch andere Kommunen befürchten, dass viele Lücken bis auf Weiteres bestehen bleiben.

von Christian Nick
Wo kommen die Kabel fürs Lichtgeschwindigkeits-Netz der Zukunft unter die Erde − und wann? Diese Frage bewegt viele Bürger und ist auch in den Rathäusern der Region ein großes Thema. Nicht nur in Neuenstein braucht man nun Alternativen. Foto: dpa
Wo kommen die Kabel fürs Lichtgeschwindigkeits-Netz der Zukunft unter die Erde − und wann? Diese Frage bewegt viele Bürger und ist auch in den Rathäusern der Region ein großes Thema. Nicht nur in Neuenstein braucht man nun Alternativen. Foto: dpa  Foto: Sina Schuldt

"Zwei Herzen schlagen diesbezüglich in meiner Brust." Was Neuensteins Bürgermeister Karl Michael Nicklas zu jener seelischen Ambivalenz Anlass gibt, schildert er im Gespräch mit der Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung. Die positive Botschaft: Rund 76 Prozent der sogenannten Anschlusspunkte im Neuensteiner Stadtgebiet seien mittlerweile durch die Deutsche Giganetz (DGN) mit Glasfaser versorgt.

Die schlechte: " Ich gehe davon aus, dass es nicht mehr werden", sagt der Rathauschef. Südlich der A6 habe die DGN bis auf einzelne Ortsteile fast alle Haushalte ans schnelle Netz anbinden können – nördlich davon indes, so Nicklas, werde der Hamburger Konzern nicht weiter verlegen. "Jedenfalls Stand jetzt."

Glasfaser-Ausbau: Im ländlichen Raum bleiben viele Lücken

Da die Finanzierung für die DGN schwieriger wird und die Rentabilität des eigenwirtschaftlichen Ausbaus in vielen Flecken im ländlichen Raum zunehmend wankt, müssen sich zahlreiche Kommunen wieder Gedanken um Alternativen machen: Was tun, wenn Giganetz zunächst das Ziel, "möglichst flächendeckend" eigenwirtschaftlich Glasfaser-Infrastruktur zu schaffen, mancherorts nicht erreicht, sondern womöglich größere Lücken bleiben sollten?

Zwölf der 16 Kommunen im Hohenlohekreis haben sich daher an einem von der Kreisverwaltung initiierten neuerlichen Markterkundungsverfahren beteiligt, das abklopfen sollte, ob andere Anbieter in die Bresche springen. Das Ergebnis: "Außer der Deutschen Giganetz machte kein Netzbetreiber Ausbau-Zusagen", heißt es von der Stadtverwaltung. Also muss man dort wieder selbst ran: "Wir stellen gerade einen Antrag auf Förderung im sogenannten Wirtschaftlichkeits-Lückenmodell", berichtet Nicklas. So verfährt man dieser Tage vielerorts. Noch vor Weihnachten soll die Entscheidung über die Förderfähigkeiten fallen. Doch selbst wenn es klappt: Neuenstein muss dann mindestens 500.000 Euro berappen - und vor Frühsommer 2025 wird keinesfalls gebaut werden können.


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Karl Michael Nicklas: "Wir sind einerseits sehr froh, dass Giganetz bereits im November vergangenen Jahres bei uns begonnen hat und wir immerhin so viel für Neuenstein rausgeholt haben." Andererseits sei der sich nun abzeichnende Ausbau-Stop "extrem ärgerlich", bedauert der erste Mann der Stadt. Und schiebt nach: "Wir haben schon auf Giganetz gesetzt." Denn wenn jemand ankündige, dass er fast flächendeckend ausbauen wolle, sei der Gemeinderat natürlich leicht zu überzeugen. Er sehe jedoch auch die wirtschaftlichen Herausforderungen und könne die Argumentation des Konzerns "nachvollziehen", so Nicklas.

 

Glasfaser-Ausbau im Jagsttal ruht – Netcom: Wir waren kooperationsbereit

Unterdessen betont Giganetz-Konkurrent Netcom: Der auf Eis gelegte Ausbau der DGN im Jagsttal sei nicht an mangelnder Kooperationsbereitschaft der Netcom gescheitert. Vielmehr habe man der DGN für jenes eine der drei dortigen Backbone-Rohre, das von Netcom gepachtet und bereits komplett mit Glasfaser-Kabeln belegt ist, auf eine entsprechende DGN-Anfrage hin angeboten, dort eine sogenannte Dark-Fiber-Nutzung vornehmen zu können. "Auf dieses Angebot haben wir keine Antwort der Giganetz erhalten. Genauso wenig gab es weitere Anfragen für das Mittlere Jagsttal", so Netcom-Sprecherin Silvia Schick.

Giganetz-Repräsentantin Simone Gerrits teilt mit, man setze sich für "konstruktive Zusammenarbeit und Lösungsfindung" ein - und arbeite gegenwärtig daran, "einen Backbone-Vertrag mit der Netcom für eine Redundanzleitung zwischen Untergruppenbach und Kirchhardt abzuschließen". Gerrits weiter: "Dies unterstreicht die angestrebte positive Zusammenarbeit zwischen den beiden Parteien." Die Backbone-Situation im Jagsttal präsentiere sich jedoch "komplexer, als wir ursprünglich angenommen haben".

Bretzfelds Bürgermeister Martin Piott fordert die DGN indes auf, am ursprünglich kommunizierten Ziel festzuhalten: "Nach unseren bisherigen Annahmen gehen wir davon aus, dass die Deutsche Giganetz die zugesagten 90 Prozent im eigenwirtschaftlichen Ausbau umsetzt, zumal ja die Bauarbeiten bei uns bereits begonnen haben." Dennoch stellt auch hier die Gemeindeverwaltung bereits einen Antrag auf Fördermittel.

 

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