Deutsche Bahn streicht zahlreiche Zugverbindungen der Hohenlohebahn
Auf der Hohenlohebahn-Strecke der Westfrankenbahn ist ein Ersatzfahrplan eingeführt worden: Täglich fahren zahlreiche Züge nicht mehr. Zwar gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen - aber bei dem gibt es einige Probleme. Der Ausnahmezustand wird wochenlang andauern.

Die Probleme bestehen seit geraumer Zeit - nun haben sie einen weiteren Höhepunkt erreicht: Schon seit Monaten fielen auf der Westfrankenbahn zwischen Heilbronn, Schwäbisch Hall und Crailsheim regelmäßig Züge aus. Fahrgäste beklagten sich, die Deutsche Bahn nannte die Pandemie und Personalmangel als Grund.
Bereits vor anderthalb Jahren forderte der Ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) Hall-Heilbronn-Hohenlohe von der Landesregierung, den Fahrplan des Abschnitts zwischen Heilbronn, Öhringen und Schwäbisch Hall zu verbessern und einen generellen Regionalexpress-Stunden-Takt ohne Umstieg auf die S-Bahn zu garantieren.
Fahrplan drastisch reduziert
Im April dieses Jahres hat sich unter anderem auch Landtagsabgeordneter Arnulf von Eyb (CDU) schriftlich an Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gewandt und den Unmut der Hohenloher Bahn-Nutzer geschildert. "Seit Ende der Osterferien" seien alle Betreiber aufgefordert, "dass auf allen Linien die Züge wieder im normalen Taktfahrplan verkehren sollen", heißt es in der Antwort des Ministers, die der HZ vorliegt. Leider jedoch bewege sich auf der Westfrankenbahn die "Betriebsqualität noch nicht wieder auf dem angestrebten Niveau", so Hermann.
Nun folgt der nächste Hammer, den Heinrich Schüz, Gemeinderat und Bahn-Nutzer aus Waldenburg, folgendermaßen schildert: "Es wurde im Zuge der sogenannten kleinen Fahrplanumstellung ungefähr die Hälfte der Verbindungen einfach gestrichen", klagt der Bürgermeister-Stellvertreter. Heinrich Schüz deutlich: "Wenn man ein zuverlässiges ÖPNV-System will, dann geht so etwas gar nicht!" Kurz vor dem Fahrplan-Kahlschlag sei einmal an einem Tag ganze sechs Stunden lang kein Zug auf der Strecke gefahren.
In der Tat: Unter der Woche fallen je Richtung nun täglich mindestens sieben Fahrten zwischen Crailsheim und Heilbronn aus. Zwar verkehren Ersatz-Busse - aber nur zwischen Öhringen-Hauptbahnhof und Hall-Hessental. Ebendiese brauchen deutlich länger als die Bahn. Und: In Öhringen muss auf die Stadtbahnlinie S4 umgestiegen werden. Gewisse Verbindungen jedoch wackeln, weil der Bus erst zu spät den Bahnhof erreicht. Wichtige Anschlusszüge können so nicht genommen werden. "Wir haben 5000 Menschen, die im Gewerbepark arbeiten", sagt Schüz. Wenn die sich nicht auf beständige Verbindungen verlassen könnten, sei das fatal.
Ausnahmezustand wird wochenlang dauern
Nachfrage bei der Deutschen Bahn: Was sind die Gründe für die massiven Zug-Streichungen? "Die Westfrankenbahn fährt seit Samstag, 4. Juni, auf den Strecken Crailsheim-Heilbronn, Miltenberg-Seckach und Aschaffenburg-Crailsheim mit einem vorübergehend reduzierten, aber für die Fahrgäste verlässlichen Zugangebot", heißt es recht lapidar von der Pressestelle des Konzerns in Stuttgart. Der weiterhin "erhöhte Krankenstand" in Reihen der Lokführer sei "unter anderem" Grund für die Ausfälle.
Der Ausnahmezustand werde indes nicht dauerhaft anhalten - sondern der Konzern plane, "das aktuelle Ersatzkonzept bis zum Ende der Sommerferien schrittweise zurückzufahren". Ob das tatsächlich in Gänze klappt, muss zumindest mit einem Fragezeichen versehen werden: Denn der durch die beginnende Corona-Sommerwelle gegenwärtig wieder hohe Krankenstand ist nur eine Seite der Medaille: Nach HZ-Informationen hat der Betreiber überdies mit dem Problem zu kämpfen, dass zahlreiche Lokführer von der Konkurrenz abgeworben wurden und werden. "Für einen stabilen Zugbetrieb qualifiziert die Westfrankenbahn derzeit weitere Lokführer und -führerinnen, um sie auf den Fahrzeugen und im Streckennetz der Westfrankenbahn einzusetzen", so die DB-Pressesprecherin.
Doch die zumindest angekündigte Rückkehr zum Status quo ante vermag nicht nur Bahn-Nutzer und Bürgermeister-Vize Heinrich Schüz nicht wirklich zu beruhigen. Denn schon vor dem Ersatzfahrplan habe eben bereits deutlich zu viel auf der Hohenlohebahn im Argen gelegen: "Die Situation und die seit Langem defizitäre ÖPNV-Struktur haben Auswirkungen auf die ganze Region. So steigt niemand auf die Bahn um."