Politik pocht auf Fernverkehrsanschluss für Heilbronn
Ernüchtert haben Politiker und Fahrgastvertreter auf die jüngste Studie zum Ausbau der Frankenbahn reagiert. Ein Fazit: Auch bei Investitionen im dreistelligen Millionenbereich wird der Schienenverkehr zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg nur marginal schneller.

"Das kann nicht der Anspruch einer Region wie Heilbronn sein", sagt der Heilbronner CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Throm. Die Expertise zum Ausbaubedarf auf der Frankenbahn war mit Spannung erwartet worden. Sie listet detailliert nötige Ausbauschritte, Kosten und Prioritäten auf und soll einem Arbeitskreis mit Vertretern von Land und Kommunen als Grundlage für Gespräche mit der DB Netz AG dienen.
Abgeordnete: Fernverkehr bleibt Ziel
"Es ist gut, dass jetzt konkrete Maßnahmen und die jeweiligen Kosten dazu vorliegen", kommentiert der SPD-Bundestagsabgeordnete Josip Juratovic das 59 Seiten starke Werk. Neben einem Schienenverkehr mit weniger Verspätungen müsse die Strecke "an Geschwindigkeit gewinnen", so der Gundelsheimer. "Deshalb ist für mich immer noch der Anschluss an den Fernverkehr das Ziel."
Absage an den Intercity ab Heilbronn
Zuletzt war bekannt geworden, dass auch nach 2028 kein Intercity in Heilbronn halten wird. Der Fernverkehrsanschluss ist im "Deutschlandtakt 2030", dem Konzept der Deutschen Bahn, nicht vorgesehen. Auch die Frankenbahnstudie macht wenig Hoffnung auf flottere Verbindungen, wie eine erste Analyse unserer Zeitung zeigte. Es gibt zwar eine Reihe von Maßnahmen, die bis 2030 realisierbar sind. Sie alle haben aber zum Ziel, den verspätungsanfälligen Verkehr auf der Strecke zu stabilisieren. Richtig viel Geld kostet es, will man die Fahrzeiten auf der Frankenbahn verkürzen.
Streckenneubau wäre immens teuer
Streckenneubauten mit fast 25 Kilometer Länge würden sich 336 Millionen Euro summieren, kalkuliert zu Preisen von 2021. Sie brächten zwischen Würzburg und Heilbronn etwa acht Minuten Zeitersparnis. Zwischen Stuttgart und Heilbronn gibt es gar kein Potenzial für Streckenneubauten und mehr Tempo auf der Schiene.
Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel verweist darauf, dass viele der Punkte bereits Gegenstand einer Studie im Jahr 2009 waren. "Allein, in den letzten 13 Jahren ist fast nichts passiert." Mergel sieht jetzt den Bund als Eigentümer der Strecke in der Pflicht. "Es herrscht dringender Handlungsbedarf", so der OB.
Link: Politisch Druck machen
"Die Tatsache, dass auf dieser Strecke kaum kürzere Fahrzeiten möglich sind, darf nicht zu dem Fehlurteil führen, dass auf dieser Strecke kein Intercity fahren sollte", pocht der Heilbronner FDP-Bundestagsabgeordnete Michael Link auf einen Fernverkehrsanschluss. "Moderne Doppelstock-Intercitys könnten das gewährleisten." Politisch muss jetzt Druck gemacht werden, fordert Link, damit die Erkenntnisse aus der Studie umgesetzt werden.
Fahrgastvertreter enttäuscht
Dafür will sich auch Gudula Achterberg einsetzen. Die Grünen-Landtagsabgeordnete verweist jedoch auf die "immensen Kosten", die für Einsparungen bei der Fahrzeit nötig wären. "Für mich steht die Zuverlässigkeit der Verbindung im Fokus." Als "enttäuschend" bewertet Fabian Kropf die Ergebnisse. Er vertritt die Region im Fahrgastverband Baden-Württemberg und ist überzeugt: Schnelle Verbindungen bringen Fahrgäste. Fernverkehrszüge wie der IC bedeuteten nicht nur mehr Tempo, sondern auch attraktivere Anschlüsse. "Davon darf man nicht Abstand nehmen."
Zabergäubahn: Stellwerk zentraler Punkt
Derweil bleibt ein anderes Bahnprojekt in der Region oben auf der Agenda. Politiker verschiedener Parteien und Vertreter von Kommunen haben sich einmal mehr für eine Reaktivierung der Zabergäubahn zwischen Lauffen und Zaberfeld stark gemacht.
Eine zentrale Frage ist dabei, wer die Kosten für die nötige Erneuerung eines Stellwerks bei Lauffen trägt. Hier soll es weitere Gespräche mit dem Land und der Deutschen Bahn geben.