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Göckelesmaier-Chef rechtfertigt Bierzelt-Neuerung auf Heilbronner Volksfest

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Das Heilbronner Volksfest auf der Theresienwiese hat begonnen. Zur teilweise kritisierten Abschaffung eines klassischen Bierzelts hat Göckelesmaier-Chef Karl Maier eine klare Meinung.

Karl Maier (57) hat die Leitung der Firma Göckelesmaier inne.
Karl Maier (57) hat die Leitung der Firma Göckelesmaier inne.  Foto: Ralf Seidel, Montage: HSt

Zum Auftakt des Heilbronner Volksfests erlebte Karl Maier eine emotionale Achterbahnfahrt: wegen der Fußball-EM, aber auch wegen des Regenwetters. Doch nach einem herrlichen Sonntag mit wunderbarem Feuerwerk strahlt der Göckelesmaier-Chef mit der Sonne um die Wette, wobei er das EM-Aus der deutschen Elf noch nicht ganz verkraftet hat. Was ihn sonst noch so umtreibt und wie es mit seiner Firma weitergehen könnte, sagt der 57-Jährige im Interview mit der Heilbronner Stimme.

Das EM-Spiel Spanien gegen Deutschland hallt überall noch nach. Beim zwischenzeitlichen Ausgleich standen Ihnen Tränen des Glücks in den Augen. Spielen Sie eigentlich selber Fußball?

Karl Maier: Ja, schon immer, als Schüler, während der Bundeswehrzeit, im Studium: von der E-Jugend des TSV Birkach bis zu den Aktiven des SV Bernhausen, bis hinauf in der Bezirksliga, da habe ich dreimal die Woche trainiert.

 

Ich will jetzt nicht fragen, ob Sie nach dem unglücklichen Ausscheiden der deutschen Elf auch weinen mussten, aber: Haben Sie es schon verkraftet?

Maier: Also vor allem den nicht gegebenen Elfmeter habe ich tatsächlich noch nicht verkraftet. Ich kann es nicht begreifen. Hilft ja aber nichts. Wir sind ausgeschieden. Ich fand das ausgesprochen unglücklich, um nicht zu sagen ungerecht. Wir hätten es mit dieser Leistung verdient gehabt unter den ersten Vier zu sein. Schade.


Macht das auch einen Strich durch ihre Rechnung beziehungsweise Kalkulation fürs Volksfest?

Maier: Ein Stück weit schon, Wenn man sich vorstellt, wir hätten jetzt ein Halbfinale mit deutscher Beteiligung. Bei ordentlichem Wetter hätten wir die Bude an diesem Dienstag voll gehabt. Und bei einem Sieg hätte die DFB-Elf an unserem Abschlusstag das Finale gespielt. Da hätten wir uns an der LED-Wand im Biergarten auf einiges gefasst machen können. Da hätten wir ein vielfaches an Umsatz gemacht.

 

Hätte hätte Fahrradkette, würde Lothar Matthäus jetzt sagen. Sie begründen den vergrößerten Biergarten und den Abschied vom klassischen Bierzelt mit der Sommerhitze. Aber auch in normalen Jahren sah es im Zelt oft mau aus. Andernorts sind die Zelte proppenvoll. Sind die Heilbronner anders?

Maier: Das fragen wir uns auch seit vielen, vielen Jahren. Warum tun wir uns hier mit dem Zelt drinnen so schwer im Unterschied zu Bietigheim, das ja nur ein paar Kilometern von hier entfernt ist, aber auch zu Stuttgart und Göppingen, die auch nicht so weit weg sind. Wir wissen es nicht. Liegt es an der Bevölkerungsstruktur, am Heilbronner Naturell oder doch an der Hitze? Vom Ferienbeginn und der Urlaubszeit, wo sich jede Veranstaltung schwer tut, sind wir ja seit einigen Jahren weggegangen.

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Auch Sonderaktionen haben wenig gefruchtet.

Maier: Ja, deshalb versuchen wir es nun mit einem anderen Konzept. Mit größerem Biergarten, mit einem kleinen Zelt nur für Schlechtwetter, Live-Musik nur am Wochenende, mit DJ in einer neuen Lounge und diesmal mit Fußball. Natürlich geht das nicht jedes Jahr, aber vielleicht machen wir trotzdem was in der Art, vielleicht ein Open-Air-Kino, wer weiß? Man muss einfach versuchen, andere Wege zu gehen. Natürlich tut es dann schon weh, wenn man voll auf Outdoor setzt und es verregnet einem einen kompletten Samstag. Das hatten wir hier eigentlich noch nie gehabt, aber ausgerechnet diesmal.

 

Manche meinen ja: Der Maier spart jetzt 40.000 Euro Gage für die Stimmungsbands, dann soll er auch den Bier- und Göckelespreis senken.

Maier: Das ist natürlich Käse, erstens haben wir am Wochenende zwei Bands und etliche DJs. Außerdem ist der bauliche und logistische Aufwand der gleiche. Wir haben ja auch ein Zelt aufgebaut, es ist nur ein bisschen kürzer als früher. Zur Not bietet es bei Regen 600 bis 700 Leuten Unterschlupf mit Service. Ein kleiner Zufluchtsort. Im wesentlichen dient es aber der Infrastruktur. Wir haben genauso viel Material hier angekarrt, wir haben die komplette Küche, Braterei, Imbiss, Getränkeversorgung, WC-Anlagen mitgebracht und aufgebaut. Und der Garten ist noch größer geworden als er bisher war.

 

Sie sind jetzt 57. Planen Sie schon für die Zukunft? Ihr Sohn Henri packt inzwischen ja auch feste mit an. Wird er in ihre Fußstapfen treten?

Maier: Das wissen wir alle noch nicht. Er ist zumindest sehr interessiert, aber er hat jetzt erst mal in Stuttgart seinen Bachelor beendet und möchte den Master in Hamburg draufsatteln. Jetzt überbrückt er die Zeit mit einem Praxissemester auf unseren Festplätzen, um einfach noch mehr Eindrücke und Infos zu sammeln, um irgendwann eine Entscheidung zu treffen. Je mehr er weiß, je mehr er gesehen hat und sich nicht nur was vorstellt, sondern tatsächlich auch live erlebt hat, umso besser wird seine Entscheidung ausfallen. Also ich würde mich riesig freuen, wenn er einstigen würde, wenn nicht, muss ich das auch akzeptieren.

 


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Ein Blick in die Zukunft und gleichzeitig in die Vergangenheit: Nächstes Jahr gibt es das Volksfest seit 100 Jahren. Haben Sie dafür schon Pläne?

Maier: Das höre ich jetzt tatsächlich zum ersten Mal, ist aber natürlich eine interessante Information, aus der man was machen kann. Wir feiern dieses Jahr ja auch 90 Jahre Göckelesmaier auf dem Cannstatter Volksfest. Meine Frau Daniela arbeitet bereits an einer kleinen Festschrift und am 9. Oktober steigt auf dem Wasen ein großer Jubiläumsabend. Danach können wir uns ja in die Heilbronner Jubiläumsplanungen werfen. Mit Sicherheit wird das 2025 eine Rolle spielen.

 

Nach dem Fest ist vor dem Fest.

Maier: Klar. Es ist nicht so, dass wir nach Ende der Saison im Herbst einfach die Flügel hängen lassen und warten, bis es wieder Frühling wird. Die fünf großen Feste, die wir als Generalunternehmer organisieren, also nicht nur unser Festzelt aufschlagen, sondern eben die komplette Veranstaltung managen mit den ganzen Schaustellern, die wir unter Vertrag nehmen, mit der kompletten Werbung, Radiospots, Plakatierungen et cetera, Security, Müllentsorgung, Rotes Kreuz, die Verkehrssicherung: All das läuft ja dann über uns, genauso wie die Versorgung mit Strom und Wasser und so weiter. Und die beiden großen Feste auf dem Stuttgarter Wasen, Frühlingsfest, Volksfest, die haben natürlich einen gewaltigen Vorlauf und bringen große bauliche Herausforderungen mit sich, für unsere 4000-Mann-Festhalle mit Logen, mit viel Mobiliar, hochwertigen Bars, mit wahnsinnig viel Technik, mit Beleuchtung, LED, mit LED-Wänden, auf denen wir Infos weitergeben und und und. Also es ist ein wahnsinnig aufwendiger Bau, den wir da zweimal im Jahr hinstellen. Und es gibt keinen einzigen Monat im Jahr, wo wir nicht mit den Festen zu tun hätten im Büro.

 

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Können Sie auch mal entspannen und abschalten?

Maier: Außerhalb der Festsaison ist es wie in einem normalen Bürojob, der natürlich auch Gelegenheit gibt, an den Wochenenden und in den Ferien zu entspannen. Wir machen Urlaub wie jeder normale Mensch auch und haben im Stuttgarter Westen ein schönes Zuhause, einen schönen Garten mit Schwimmteich, der uns im Sommer Abkühlung gibt. Wir machen viel Sport. Und ich spiele natürlich nach wie vor Fußball.

 

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