Volksfest in Heilbronn – So schön war der Auftakt
Die Theresienwiese steht wieder ganz im Zeichen des Heilbronner Volksfestes. Der Sonntag war super. Die Wochenend-Bilanz wird nur von Regen am Samstag getrübt. Das neue Freiluft-Konzept kommt unterschiedlich an.

Nach dem feuchtfröhlichen Fassanstich und der emotionalen Achterbahnfahrt beim Deutschland-Spiel, ging es beim restlichen Auftakt-Wochenende zum Heilbronner Volksfest nicht ganz so hoch her. Vor allem am Samstagabend bremsten Regenschauer den Zulauf. Dafür war der Sonntag super.
Wieviele Besucher bis Sonntagabend den Weg auf die Theresienwiese gefunden haben, ist laut Heilbronn-Marketing-Chef Steffen Schoch schwer zu sagen. Immerhin lockte der sonnige Sonntag viele Familien auf die Festwiese, während die Bierbänke vor der großen LED-Wand im Biergarten anders als zum Auftakt Lücken aufwiesen.
Festwirt auf Heilbronner Volksfest: Türkische Fans lassen sich nicht provozieren
"Beim Türkei-Spiel blieb es insgesamt friedlich", meint Festwirt Karl Maier. "Das gute Publikum hat sich von einigen kurdischen Fahnen und Rufen nicht provozieren lassen." Polizei und Security hätten die kurzzeitige Aufregung beruhigt. Für mehr Aufsehen und teilweise auch Verwunderung sorgt etwas anderes: "Also ich dachte, es gibt diesmal gar kein Bierzelt. Aber da steht doch eines."
Der ehemalige Cluss-Brauerdirektor Hans-Wilhelm Dietel spricht für viele. Schon von weitem ist im Schatten des 40 Meter hohen Riesenrads und des 80 Meter hohen Kettenfliegers ein Zeltgiebel mit der Leuchtschrift Göckelesmaier zu erkennen.
Wofür das verkleinerte Bierzelt nicht nur bei Regen gut ist
"Wir nutzen das Zelt in erster Linie für die Logistik und für die Küche", so Gastro-Chef Ralf Wegener. "Und wenn es tatsächlich mal ein richtiges Regen- und Donnerwetter gibt, kann man sich auch reinsetzen. Aber nur im Notfall." Der trat am Samstag tatsächlich immer wieder ein. Aber auch im Biergarten sind viele Plätze unterm offenen Zeltgiebel überdacht.

Zum neuen Freiluft-Konzept gehören auch zwei Gastro-Inseln inmitten der 70 Schaustellergeschäfte: am sogenannten Klimawäldchen, das das städtische Grünflächenamt bereits 2019 am Nordende der drei Hektar großen Schotter- und Betonwüste hat anlegen lassen, und die neue Lounge am Theresienturm, wo die Liegestühle am Freitag gut belegt waren und DJ Log Misk ins Spiel brachte. Die Meinungen über den Abschied vom klassischen Bierzelt gehen auseinander.
Meinungen über das neue Gastro-Konzept gehen auseinander

Karl Müller spricht als ehemaliger Chef des Schausteller-Stammtischs Kischtleshocker für viele seiner Kollegen: "Das ist auch eine wirtschaftliche Frage. Das Zelt war bei Hitze gähnend leer, der Biergarten immer sehr gut besucht. Da muss man reagieren und kann einen Betrieb nicht sehendes Auges gegen die Wand fahren." Hans-Jürgen Ochs aus Gemmingen, der als Profi-Tennis-Schiedsrichter viel in der Welt herumkommt, betont dagegen: "Zu einem richtigen Volksfest gehört auch ein richtiges Zelt." Ähnlich sieht es ein Tischnachbar: "auch wegen der ganzen Stimmung, der Musik, dem ganzen Halligalli, die Krüge hoch und so!"
Viele Besucher kommen nur zum Schauen und Bummeln
Während gegenüber dem Biergarten Marcus Heumann mit witzigen Lautsprecheransagen, Eisnebel und heißen Rhythmen die Leute zum "Break Dance" lockt, erleben viele Besucher noch lange nach dem Deutschland-Spiel wahre Berg- und Talfahrten. Zu Beispiel Sara und Hannah Braun, die mit ihren Freuden Maxi Gottwald und Lars Grünewald eine Fahrt im sogenannten Alpen Coaster wagten. Hoch im Kurs stand auch der 80 Meter hohe Kettenflieger. "Mein Gott, was für eine Aussicht", gibt Stefanie Liebig aus Mosbach zu verstehen, "ich habe sogar den Katzenbuckel gesehen", also ihren Hausberg. Nicht alle Fahrgschäfte und Buden sind gut umlagert. "Es ist viel Laufpublikum unterwegs, das nur zum Gucken da ist", meint ein Schausteller. "Das spiegelt die allgemeine Wirtschaftslage wider."
Dafür drehen auf der Festwiese auffallend viele private Security-Leute und Polizeistreifen ihre Runden. "Routine", sagt Polizeihauptkommissar Rafael Gawlik. "Für ein Fest dieser Größenordnung geht es hier meist recht friedlich zu. Im Prinzip geht es darum, Präsenz zu zeigen und da zu sein, nicht nur wenn etwas passiert, sondern als Freund und Helfer."




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