Heilbronn verschärft Waffenverbotszone: neue Regelung betrifft auch Taschenmesser
Seit August gelten in Teilen der Heilbronner Innenstadt striktere Regeln, betroffen davon sind Messer aller Klingenlängen. Was jetzt in den Waffenverbotszonen gilt – und welche Kritik es daran gibt.
Die Stadt Heilbronn zieht die Regeln bei den Waffenverbotszonen in Teilen der Heilbronner Innenstadt und am Hauptbahnhof an. Seit Anfang August gilt das Verbot für alle Messer – unabhängig der Klingenlänge. Zuvor galten die Regeln nur für Messer ab einer Klingenlänge von vier Zentimetern.
Zudem dürfen selbst Inhaber des kleinen Waffenscheines in beiden Zonen keine Schreckschusswaffen oder Gaspistolen mehr mit sich führen, das war zuvor erlaubt. Warum die Stadtverwaltung die Regeln verschärft hat, erklärt das Rathaus auf Anfrage der Heilbronner Stimme so: Die Änderungen basierten auf ebenfalls veränderten Bundes- und Landesgesetzvorgaben.
Waffenverbotszone in Heilbronn: Das sagt ein Messer-Fachgeschäft dazu
Jürgen Maurer, der das gleichnamige Messergeschäft in der Innenstadt führt, macht sich Sorgen. „Für mich ist das eine unglückliche Situation.“ Grund: Kunden seien verunsichert, schon bevor die strengeren Regeln in Kraft getreten sind. Sie wüssten nicht mehr, ob man bei ihm ein Messer kaufen oder eines zum Schleifen zu ihm bringen könne – ohne gegen die Regeln zu verstoßen.
Als einen Tiefpunkt bezeichnet Jürgen Maurer eine Situation vor etwas über einem Monat. Eine Kundin wollte ein Küchenmesser für 25 Euro kaufen. „Sie hat darauf bestanden, dass wir es portofrei zusenden, weil sie nicht damit durch die Innenstadt nach Hause gehen möchte.“ Alle Infos und Aufklärung hätten nichts geholfen, erzählt er.
Einzelhändler spricht von „signifikantem Umsatzrückgang“
Der Geschäftsinhaber registriert nach eigenen Angaben einen „signifikanten Umsatzrückgang bei Küchen- und Haushaltmessern“. Jürgen Maurer betont: „Die Menschen, die anrufen, kann man wenigstens noch versuchen, zu beruhigen und zu überzeugen. Die, die nicht mehr kommen und sich nicht melden, sind weg und suchen sich im Internet das oft vermeintlich Passende aus.“
Jürgen Maurer wünscht sich andere Regeln. Eine Waffenverbotszone lehnt er ab, stattdessen solle man der Polizei die Möglichkeit gegeben, Personen anlassunabhängig zu kontrollieren. Die Beamten wüssten, welche Personengruppen anfällig dafür seien, mit Messern umherzulaufen.
Kleines Messer am Schlüsselbund? Selbst das ist nicht erlaubt
Der Einzelhändler ist überzeugt davon, dass viele Passanten gar nicht wüssten, dass sie selbst mit einem kleinen Taschenmesser am Schlüsselbund gegen die Regeln verstießen. Er befürchtet, dass die Politik mit solchen Regeln nur Wähler gegen sich aufbringe.
Bei Waffenverbotszonen in Städten bleibt es längst nicht mehr. Mittlerweile sind auch im öffentlichen Personennahverkehr unter anderem Taschenmesser verboten. Einen Rückgang der Verkaufszahlen dieser beliebten Messer hat Jürgen Maurer noch nicht gemerkt. Er ist gespannt über die näheren Bestimmungen, ob und wie Messer in Bussen und Bahnen mitgenommen werden dürfen. Für viele Wanderer gehört das Utensil dazu, wenn sie draußen unterwegs sind.

Messer sind nicht grundsätzlich in der Waffenverbotszone verboten. Das Rathaus selbst erklärt, wie sich Kunden richtig verhalten: Der entscheidende Punkt sei, „dass ein Messer nicht zugriffsbereit sein darf“. Wer ein Messer kauft, in der Verpackung in einem Rucksack oder einer Tasche verstaut und den aktuellen Kaufbeleg dabei hat,verhalte sich korrekt. „Auch bei einer Reparatur ist es entscheidend, dass ein Messer zum Beispiel eingewickelt in einer Tasche transportiert wird – und nicht direkt eingesetzt werden kann.“ Wegen der Verhältnismäßigkeit gilt die Waffenverbotszone in Heilbronn ab 14 Uhr. Im Bahnhofsbereich gilt die Waffenverbotszone von 4 Uhr morgens bis 1.30 Uhr nachts.