Gemischtes Fazit zur Waffenverbotszone in Heilbronn – Scherze über Zeitfenster
Messerangriffe sind laut aktuellen Zahlen zwar zurückgegangen, doch nicht alle sind überzeugt: Bürger und Händler ziehen ein gemischtes Fazit zur Heilbronner Waffenverbotszone.
In Heilbronn gibt es seit Juni 2024 eine Waffenverbotszone im Bereich des Hauptbahnhofs, seit September desselben Jahres auch in der Innenstadt.
Innerhalb der Zone ist das Mitführen von Waffen aller Art sowie von Messern mit einer feststehenden oder feststellbaren Klinge ab vier Zentimetern Länge zwischen 14 und 6 Uhr verboten. Einzelhändler, die Messer verkaufen, befürchteten zu Beginn einen Umsatzrückgang. Haben sich diese Sorgen bewahrheitet?
Ein halbes Jahr Waffenverbotszone in Heilbronn: Weniger Angriffe, aber auch weniger Umsatz?
Jürgen Maurer, der die Messerschmiede Messer Maurerin der Heilbronner Fleiner Straße in dritter Generation führt, berichtet auf Anfrage der Heilbronner Stimme, dass er im Januar und Februar Umsatzeinbrüche bei Messern festgestellt habe. Andere Produktgruppen wie Pfannen lägen jedoch auf Vorjahresniveau.

Sein Eindruck: Viele Kunden seien verunsichert und fragten, ob sie ihre Messer überhaupt noch zum Schleifen vorbeibringen dürften. Dabei gelte ja nur ein Führungs- und kein Transportverbot. Von der Verbotszone selbst ist Maurer nicht überzeugt: Kriminelle lasse sie unbeeindruckt, gesetzestreue Bürger hingegen seien verunsichert.
Waffenverbotszone in Heilbronn: Scherze über Zeitfenster
Claudia Glück, Filialleiterin des Haushaltswaren-Geschäfts Tritschler in der Heilbronner Kaiserstraße, erzählt, dass sie sich regelmäßig mit Kunden über die Zeiten amüsiere und Scherze darüber mache. Das Zeitfenster sei in ihren Augen sinnlos und müsse abgeschafft werden. Ein Mensch in einem psychischen Ausnahmezustand würde sich nicht daran halten, sagt sie. Stattdessen sollte das Verbot durchgängig gelten. Grundsätzlich hält sie Waffenverbotszonen für sinnvoll – in anderen Städten gebe es sie schon längst.
Stephan Buchholz, der im Agroa-Vorstand für die Raiffeisenmärkte mitverantwortlich ist, berichtet hingegen von keinerlei Auswirkungen. Einen messbaren Umsatzrückgang habe es nicht gegeben. Die meisten Kunden kämen ohnehin wegen Gartenbedarfs und nicht wegen Messern. In den Raiffeisenzentren seien Taschenmesser und Multitools zudem hinter Vitrinen verschlossen.
Zahlen von der Heilbronner Polizei: Messerangriffe zurückgegangen
Laut der kürzlich veröffentlichten Kriminalstatistik der Polizei Heilbronn sei die Zahl der Messerangriffe zurückgegangen. 2024 wurden beim Polizeipräsidium Heilbronn 170 Messerangriffe registriert, 33 weniger als im Vorjahr. Das Präsidium sieht diesen Rückgang als Erfolg der Kooperationsvereinbarung „Sicheres Heilbronn“ sowie der Messerverbotszone in der Innenstadt.
Ob die Verbotszone tatsächlich zu mehr Sicherheit führt, möchte die Stadt Heilbronn mit einer groß angelegten Studie untersuchen. Dafür wurden rund 15.000 Bürgerinnen und Bürger ein drittes und letztes Mal zur Teilnahme an einer Befragung eingeladen. Die Befragung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg.
Zukunft der Heilbronner Waffenverbotszone ungewiss
In der Evaluation vergangenes Jahr, als die Zone zunächst nur am Hauptbahnhof eingeführt wurde, hatte sie breite Zustimmung gefunden: Drei Viertel der befragten Bürgerinnen und Bürger befürworteten eine Fortführung der Regelung.
Ob die Verbotszone verlängert wird, will die Stadt erst nach Abschluss der dritten Befragung entscheiden, heißt es aus dem Rathaus.