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Zeugin schildert tödlichen Unfall
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Todesfahrt in Heilbronn: Trauer, Wut und Beschimpfungen im Raser-Prozess

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Am Rande des Prozesses um den tödlichen Unfall in der Heilbronner Wollhausstraße kommt es zu einer üblen Beleidigung. Der Richter reagiert entsprechend. Rückblick auf einen aufwühlen Prozesstag.

Die Zeugenaussagen zum Hergang des tödlichen Unfalls in der Wollhausstraße nahm der Angeklagte am dritten Prozesstag regungslos zur Kenntnis.
Die Zeugenaussagen zum Hergang des tödlichen Unfalls in der Wollhausstraße nahm der Angeklagte am dritten Prozesstag regungslos zur Kenntnis.  Foto: HSt-Archiv (groß) / Christiana Kunz (klein)

Update vom 19.09.23, 20 Uhr: Der Bruder des Wollhausstraßen-Rasers wurde wegen eines illegalen Straßenrennens vom Gericht verurteilt.

Die Tat ist so spektakulär wie schrecklich. Der Prozess um den tödlichen Raser-Unfall in der Heilbronner Wollhausstraße ist ebenfalls aufwühlend. Am dritten Verhandlungstag sorgte neben der Rekonstruktion des tragischen Geschehens, bei dem ein 42-Jähriger Mann ums Leben kam und eine ganze Familie in Trauer und Depressionen gestürzt wurde, eine Szene am Rande des Prozesses für Aufsehen.

Nach der zweiten Verhandlungspause am Morgen rief der Vorsitzende Richter am Landgericht Alexander Lobmüller einen Zuschauer ans Richterpult. "Seien Sie vorsichtig, wenn es solche Bedrohungen gibt und Beleidigungen, sind Sie ruckzuck in Haft", schrie Lobmüller. Der Besucher soll in der Pause eine Zeugin und weitere Frauen im Vorbeigehen mit einem üblen Schimpfwort beleidigt haben. Ein nahestehender Wachmann hatte das dem Gericht mitgeteilt.

Augenzeugin des tödlichen Unfalls in der Wollhausstraße schildert Fahrt des Angeklagten

"Das ist nicht meine Wortwahl", verteidigt sich der Prozessbeobachter. "Das habe ich schon so oft gehört. Wenn noch einmal etwas passiert, dann rappelt es im Karton", macht Lobmüller klar, ehe er den Zuschauer zu seinem Platz im vollbesetzten Großen Strafkammersaal zurückschickt. Später werden Zweifel laut, ob der Richter tatsächlich den richtigen Besucher gerügt hat.

 


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Am Morgen des dritten Verhandlungstages hatte nach der Klärung einiger Verfahrensfragen vor allem die Zeugin ausgesagt, die wenige Sekunden vor der Todesfahrt den Zebrastreifen an der Heilbronner Kreissparkasse überquert hatte. Das weiße Unfallfahrzeug habe sie dabei am Eingang der Wollhausstraße gesehen. "Als ich auf der Mitte des Zebrastreifens war, hatte ich das Gefühl, der bremst nicht und beschleunigt noch", schildert die 29-Jährige.

Sie schätzt die Geschwindigkeit auf 60 bis 70 Stundenkilometer. "Ich bin dann gerannt, danach hat der Fahrer weiter beschleunigt", so ihre Lageeinschätzung. Sie wollte noch das Kennzeichen notieren. "Dann hat es schon gekracht. Es ging alles so schnell", erklärt die Zeugin. Sie sei dann zur Unfallstelle gerannt, um zu helfen.

Mit mindestens 97 Kilometern pro Stunde sei der Fahrer ungebremst in den Mercedes der Opferfamilie geknallt, wirft die Staatsanwaltschaft dem 21-jährigen türkischen Staatsbürger vor der Zweiten Jugendkammer vor. Zur Tatzeit war der gebürtige Heilbronner noch 20 Jahre alt. Die Anklage lautet auf Totschlag, doch auch Mordmerkmale könnten vorliegen.

Angeklagter nimmt Zeugenaussagen regungslos hin

Der Angeklagte, der in Haft sitzt, und in weißem Hemd, Jeans und Handschellen vorgeführt wird, nimmt die Aussagen weitgehend regungslos hin. Bestürzt und bewegt sind dagegen viele Besucher, als die Ehefrau des Getöteten, die heute noch in psychiatrischer Behandlung ist, ihre Aussage macht. 24 Jahre waren sie und ihr Mann zusammen. "Das Leben war ganz anders geplant. Damit komme ich nicht zurecht", bekennt sie.

Das gilt auch für ihren vierjährigen Sohn und die siebenjährige Tochter, die wie die Mutter beim Unfall verletzt wurden. "Der Papa ist bei uns immer präsent", schildert die Frau, die Nebenklägerin im Prozess ist. Bis heute richte ihre Tochter noch täglich das Bett des verstorbenen Vaters.

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