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Illegales Straßenrennen auf der Allee
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Heilbronner Gericht verurteilt Bruder des Wollhausstraßen-Rasers

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Im Prozess wegen eines Autorennens muss der 19-jährige Angeklagte in Freizeitarrest, sein Führerschein ist weg. Angesprochen auf seinen Bruder fließen Tränen. Der sitzt wegen des tödlichen Raserunfalls in U-Haft.

Das Heilbronner Amtsgericht verurteilt zwei junge Männer wegen eines illegalen Straßenrennens in Heilbronn. Einer von beiden ist der Bruder des Wollhausstraßen-Rasers.
Das Heilbronner Amtsgericht verurteilt zwei junge Männer wegen eines illegalen Straßenrennens in Heilbronn. Einer von beiden ist der Bruder des Wollhausstraßen-Rasers.  Foto: Seidel/dpa, Montage: HSt

Welches Unheil mit Autos angerichtet werden kann, hat sich in aller Grausamkeit bei dem tödlichen Unfall in der Wollhausstraße vor gut einem halben Jahr gezeigt. Ein Familienvater starb noch an der Unfallstelle, als ein damals 20-Jähriger mit beinahe 100 Kilometern pro Stunde in dessen Mercedes gerast sein soll. Er steht derzeit vor Gericht.

Nun saß am Dienstag der 19-jährige Bruder des Wollhaus-Rasers auf der Anklagebank. Er soll sich unter anderem im November vergangenen Jahres mit einem anderen jungen Mann ein illegales Straßenrennen geliefert haben und etwa auf Höhe des Wollhauses auf der Allee in Richtung Theater gerast sein. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit sind dort 40 Kilometer pro Stunde. Die Angeklagten sollen zwischenzeitlich auf etwa 120 Kilometer pro Stunde beschleunigt haben, während sie von einer Polizeistreife verfolgt und kurz nach dem Blitzer auf der Allee gestellt wurden. Jene zwei Polizisten sagten auch als Zeugen aus. 

 


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Illegales Straßenrennen in Heilbronn: Angeklagte zu Freizeitarrest verurteilt

Jugendrichter Martin Dietrich sprach den Angeklagten zu Beginn kurz auf dessen Bruder an, der sich wegen des tödlichen Unfalls in der Wollhausstraße in Untersuchungshaft befindet. Ob die derzeitige Situation die Familie belaste? Der 19-Jährige nickte, ehe bei ihm Tränen flossen und die Gerichtsverhandlung kurz unterbrochen werden musste. 

 

Neben dem illegalen Straßenrennen soll er in der Vergangenheit teilweise mehr als doppelt so schnell wie erlaubt gefahren sein, beispielsweise auf der B27 von Neckarsulm in Richtung Heilbronn. Dort soll er vergangenes Jahr mit einem Audi S8 phasenweise 230 Kilometer pro Stunde gefahren sein, obwohl nur 100 Stundenkilometer zulässig waren. „Um später mit seinem rücksichtslosen Verhalten prahlen zu können“, so die Staatsanwältin Natalia Sterz weiter, soll der damals 18-Jährige seine Rasereien mit seinem Smartphone aufgezeichnet haben. „Diese Videos sagen nicht aus, wer gefahren ist“, kritisierte Verteidiger Konstantin Matzner. 


Strafverteidiger: „Bloße Geschwindigkeitsüberschreitung“ noch keine Straftat

Die Quintessenz der sechsstündigen und laut Jugendrichter Martin Dietrich „ungewöhnlich langen“ Gerichtsverhandlung: Beide Strafverteidiger der Angeklagten bestreiten, dass es sich um ein illegales Straßenrennen gehandelt habe. Die Beweislage sei dünn. Eine „bloße Geschwindigkeitsüberschreitung“ sei keine Straftat.

Am Ende verkündete Jugendrichter Martin Dietrich das Urteil: Der 19-jährige Angeklagte erhält demnach zwei Freizeitarreste, muss einen polizeilichen Verkehrsunterricht besuchen und 800 Euro Bußgeld Strafe zahlen. Seine Fahrerlaubnis wird ihm für mindestens eineinhalb Jahre entzogen.

Der andere Angeklagte muss ein Bußgeld von 900 Euro zahlen, verliert ebenfalls seine Fahrerlaubnis und muss auch polizeilichen Verkehrsunterricht besuchen. Ob gegen das Urteil Rechtsmittel eingelegt werden, bleibt abzuwarten.


Was ist ein Freizeitarrest?

Ein Freizeitarrest ist eine jugendliche Strafsanktion, die als Alternative zur Jugendhaft oder Freiheitsstrafe in einigen Ländern genutzt wird. Dabei wird der jugendliche Straftäter für eine bestimmte Zeit in einer speziellen Einrichtung festgehalten, wie einer Jugendarrestanstalt. Der Zweck des Freizeitarrests ist es, jugendliche Straftäter zu bestrafen und ihnen gleichzeitig Möglichkeiten zur Resozialisierung und Vermeidung weiterer Straftaten zu bieten. Während des Arrests erhalten die Jugendlichen oft pädagogische Unterstützung.

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Kommentare

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Wilfried Müller am 26.09.2023 14:08 Uhr

Ich konnte mir in dem Alter nur einen VW Käfer leisten und das Geld musste mühsam zusammen gespart werden. Welche tollen Berufe haben diese jungen Autofahrer um sich Autos für 100 000€ zu leisten. Wurde das Auto das mit 230 durch die Stadt fuhr dann wenisgtens als Waffe
eingezogen ?

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