Zeugen berichten: So kam es zum tödlichen Unfall in der Wollhausstraße
Der Raserunfall in der Wollhausstraße, bei dem ein Familienvater ums Leben kam, erschütterte die Region. Derzeit muss sich ein 21-Jähriger vor dem Landgericht Heilbronn verantworten. Eine Rekonstruktion des Unfallgeschehens – beruhend auf Aussagen der Augenzeugen.

Update vom 19.09.23, 20 Uhr: Der Bruder des Wollhausstraßen-Rasers wurde wegen eines illegalen Straßenrennens vom Gericht verurteilt.
Es war ein Unfall, der die Region erschütterte und bundesweit Schlagzeilen machte. Grüne, wenn auch leicht verblaste, Markierungen an der Unfallstelle auf der Wollhausstraße zeugen noch heute von der Tragödie. Am Abend des 12. Februars soll ein damals 20 Jahre alter BMW-Fahrer mit rund 100 Stundenkilometern in einen Mercedes gerast sein. Der Fahrer starb noch an der Unfallstelle. Seine Frau und zwei Kinder überlebten teils schwer verletzt.
Nach bisherigen Zeugen-Aussagen stellt sich das Unfallgeschehen so dar: Der tödlich verunglückte Familienvater wollte mit seinem Mercedes aus einer Ausfahrt auf die Wollhausstraße einbiegen, die sich zwischen der städtischen Kindertagesstätte und dem Wohnhaus Nummer 26 befindet. Wegen des aktuell laufenden Verfahrens vor Gericht wollte aber weder das Landgericht Heilbronn noch die Polizei die genaue Adresse benennen.

Tödlicher Unfall in der Wollhausstraße: Wie die Frau des Mannes den Hergang schildert
Auf dem Beifahrersitz saß seine Frau, hinten die siebenjährige Tochter und der dreijährige Sohn. Parkende Autos erschwerten dem Fahrer die Sicht nach links, weshalb sich der Mercedes langsam aus der Ausfahrt vortastete. So schilderte es jedenfalls die Frau des verstorbenen Mannes, die als Zeugin vor Gericht aussagte und in dem Prozess als eine von insgesamt neun Nebenklägern auftritt. Zu diesem Zeitpunkt kam auch von rechts ein Auto von der Oststraße kommend angefahren.
Die Witwe sprach vor Gericht von einem Blickkontakt zur Fahrerin. Sie habe ihr damit signalisiert, dass ihr Mann ausfahren könnte. "Wir sind langsam losgerollt. Dann bin ich hochgeschreckt, weil auf einmal ein Auto auftauchte. Das ist das Letzte, woran ich mich erinnere."
Die von der Oststraße kommende Fahrerin des Wagens habe ebenfalls einen "viel zu schnellen" BMW kommen sehen. Sie sei deswegen langsamer geworden, habe dem Mercedes damit jedoch nicht signalisiert, dass er ausfahren könne.
Nach dem Unfall hat es beide Autos mehrere Meter weit auf die Straße geschleudert. Die Polizei ermittelt später eine Geschwindigkeit des BMW-Fahrers von 97 Stundenkilometern.
Passantin berichtet von Beinahe-Zusammenstoß vor dem Unfall
Bereits bevor es zum tödlichen Unfall kam, soll der BMW-Fahrer eine Passantin beinahe überfahren haben. Sie wollte nach eigenen Aussagen gerade den Zebrastreifen in Richtung Kreissparkasse überqueren, "Ich habe ein weißes Fahrzeug kommen sehen, es war ziemlich schnell", schilderte die 29-Jährige vor Gericht ihre Eindrücke. Statt langsamer zu werden, habe das Auto sogar noch beschleunigt. Auf der Mitte des Zebrastreifens sei sie dann gerannt. "Ich glaube, er hat mich gar nicht wahrgenommen." Kurze Zeit später habe es dann schon geknallt. "Es war so laut, dass ich dachte, eine Bombe wäre explodiert."
Derzeit muss sich der 21-jährige Angeklagte vor dem Landgericht Heilbronn verantworten. Die Staatsanwältin erhob nach dem tödlichen Unfall Anklage unter anderem wegen Totschlags. Der Vorsitzende Richter gab allerdings einen Hinweis, dass Mordmerkmale vorliegen könnten.