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Kardiologe Urs Riemann: "Sport ist besser als jede Medizin"

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Das Auto stehen lassen und Rad fahren: Der Heilbronner Kardiologe Urs Riemann plädiert in seinem Fitness-Tipp für mehr Alltagsbewegung.

Urs Riemann ist Arzt und begeisterter Radfahrer. Zwischen 7000 und 8000 Kilometer legt er jährlich auf zwei Rädern zurück, hat nach eigener Auskunft im vergangenen Jahr das „Stadtradeln“ in Heilbronn gewonnen. Riemann fährt mit dem Rad zu seiner Heilbronner Praxis oder zum SLK-Klinikum nach Bad Friedrichshall, wenn er dort Patienten zu versorgen hat. Außerdem macht er Touren mit seinen vier Kindern und fährt Rennrad. „Ich genieße jede Sekunde auf dem Rad, denn ich bekomme sofort den Kopf frei“, sagt der 51-Jährige.

 

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Ist Rad fahren eine gute Sportart, um die Fitness zu steigern?

Urs Riemann: Ich will niemanden zu irgendetwas überreden. Fest steht aber: Wir müssen uns als Gesellschaft dramatisch mehr bewegen, um gesund und fit zu bleiben. Es gibt Untersuchungen, die besagen, dass die Mehrheit der Deutschen nicht auf das empfohlene Mindestmaß an Bewegung kommt. Wer täglich einen 15-Minuten-Happen einbaut, weil er mit dem Rad zur Arbeit fährt, statt sich ins Auto zu setzen, der hat schon ganz schön was für sich getan. Insofern ist das eher ein Plädoyer für mehr Alltagsbewegung. Ich bin nicht so der Anhänger von Extremen im Breitensportbereich. Einige machen sich echt kaputt, wenn sie den x-ten Marathon im Jahr auf Zeit laufen und Medikamente einnehmen, um das überhaupt einigermaßen schmerzfrei zu schaffen.

 

Was spricht aus medizinischer Sicht fürs Rad fahren?

Riemann: Rad fahren ist der ideale Herzsport. Eine an den eigenen Zustand angepasste körperliche Betätigung kräftigt das Herz und verbessert den Allgemeinzustand. Natürlich gibt es auch gute andere Alternativen wie zum Beispiel Nordic Walking. Rad fahren ist eben gelenkschonend, im Freizeitbereich hat man selten Belastungsspitzen, man kann sich gut unterhalten, wenn man gemütlich nebeneinander herfährt – Rad fahren ist also gesellig, was ja auch schön und wichtig für das Wohlbefinden ist. Und dann gibt es natürlich noch den ökologischen Aspekt: Unter Klimagesichtspunkten sollten wir alle das Auto öfter stehen lassen und mehr Rad fahren.


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Was bedeutet der Begriff Fitness für Sie als Arzt und Sportler?

Riemann: Fitness als Lifestyle-Begriff ist ein weites Feld, da fällt mir kulturhistorisch Einiges ein: Die auf Friedrich Jahn zurückgehende Turn- und Nationalbewegung des frühen 19. Jahrhunderts, bei der es ja gar nicht so sehr ums Turnen, sondern eher um die paramilitärische Ausbildung der Turner ging. Aus heutiger Perspektive ist das natürlich kritisch zu sehen. Ab den 1970er-Jahren gab es dann die Trimm-dich-Bewegung als Vorläufer von Volksläufen und den Fitness-Boom, zum Beispiel mit Aerobic à la Jane Fonda. Später dann die Bodybuilding-Szene, in der teilweise leistungsfördernde Substanzen eingesetzt werden – das ist medizinisch absolut abzulehnen. Aus dieser Szene hervorgegangen ist auch das breite Angebot an kommerziellen Fitnessstudios, das wir heute haben.

 

Trotz dieses breiten Angebots bewegen sich die Deutschen immer weniger statt mehr, Übergewicht und damit verbundene Krankheiten sind zum großen Problem geworden.

Riemann: Auch eine Folge unseres „Lifestyle“, der sehr von Bequemlichkeit geprägt ist. In meinen Augen braucht es nur eine Badehose, ein paar Turnschuhe oder ein Rad, um „lifestylisch“ unterwegs zu sein und etwas für sich selbst zu tun.


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Wie lautet Ihr persönlicher Gesundheits-Tipp für unsere Leser?

Riemann: Wenn ich einen Tipp geben soll, dann den: Bewegen Sie sich, egal ob Sie Rad fahren, wandern, schwimmen oder was anderes machen. Aber tun Sie es für sich und Ihre Gesundheit – und zwar regelmäßig.


Zur Person

Dr. Urs Riemann (51) ist Kardiologe in einer Gemeinschaftspraxis in Heilbronn. Der frühere Leichtathlet ist zudem Vorsitzender der Leichtathletik-Sparte der Sport-Union Neckarsulm, SUN. Im nächsten Serienteil geht es um Yoga.
 


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