SLK-Betriebsrat: Gewinne sind zu hinterfragen
Jens Mohr und Andrea Großkopf reagieren auf Aussagen von Oberbürgermeister Mergel und Klinikchef Weber zur Lage an den SLK-Kliniken. Viele Mitarbeiter hätten resigniert, sagen sie.
Nach der SLK-Geschäftsführung und dem Aufsichtsratsvorsitzenden OB Harry Mergel hat der SLK-Betriebsrat zur Situation an den regionalen Kliniken Stellung bezogen. Für ihn sei die Kernfrage, ob die Gesellschafter künftig bereit seien zu akzeptieren, dass die Kliniken dauerhaft kommunaler Zuschüsse bedürften, sagt der Betriebsratsvorsitzende Jens Mohr im Interview mit unserer Redaktion. "Was ist es den Gesellschaftern wert, dass Patienten, die als Notfall in ihre Kliniken kommen, schnell behandelt werden?", fragt seine Stellvertreterin Andrea Großkopf. Es müsse ein Weg gefunden werden, das System gemeinsam am Laufen zu halten, betonen beide: "Die kommunalen Häuser werden gebraucht."
Gesundheitssystem ist krank
Sie zweifeln daran, dass die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Krankenhausreform die Lage für die Kliniken im Land deutlich verbessern wird. Das Hauptproblem sei überall die Knappheit an qualifiziertem Personal und die hohe Arbeitsbelastung für die übrigen Mitarbeiter. Selbst wenn es gelingen sollte, durch die Schließung kleiner Häuser Personal umzuschichten, bleibe doch die Frage, wo die gleichbleibend hohe Zahl von Patienten versorgt werden solle. Der ambulante Sektor arbeite aktuell schon vielfach am Anschlag. "Wir befinden uns in einem kranken Gesundheitssystem, der Rahmen passt einfach nicht mehr", so Mohr.
Probleme sind auch hausgemacht
Die Probleme bei SLK seien jedoch nicht nur systembedingt, sondern auch hausgemacht, sagen beide. Für den Pflegebereich etwa gebe es immer wieder gute Ansätze. Projekte verliefen aber häufig im Sande und würden schnell und ohne klare Kommunikation durch neue ersetzt. "Die Mitarbeiter werden überfrachtet mit vielen Änderungen und Ideen, die nicht sauber zu Ende gebracht werden", sagt Großkopf. Viele Mitarbeiter hätten resigniert, auch weil sie das Gefühl hätten, mit ihren Sorgen nicht gehört zu werden.
Es gebe auch gute Konzepte, so die Betriebsräte
Für eine gute Idee halten beide die Überlegungen zur Bezugspflege. Demnach sollen große 72-Betten-Stationen in kleinere Einheiten aufgeteilt werden, für die fest zugeteilte Pflegekräfte zuständig sind. Das soll zu mehr Kontinuität für Patienten und höherer Zufriedenheit beim Personal führen. Mohr zweifelt jedoch daran, dass das Konzept angesichts des gravierenden Personalmangels trägt. "Rückblickend denke ich, man hätte es schon beim Bezug des Neubaus einführen sollen. Mir fehlt der Glaube daran, dass es sich mit der aktuellen Mitarbeiterzahl umsetzen lässt."
An der Kommunikation arbeiten
Das Interview, das SLK-Chef Thomas Weber unserer Redaktion Anfang Februar gegeben hatte, habe in der Belegschaft für "Unruhe" gesorgt, sagt Großkopf. In der Wahrnehmung der Mitarbeiter seien "Aussagen getroffen worden, die nicht die Realität abbilden".
Ein Kritikpunkt: Der angenommene Personalschlüssel für die Schichten bilde die tatsächlichen Probleme nicht ab, sagt Mohr. Die Stammbelegschaft aus examinierten Pflegefachkräften sei geschrumpft, viele erfahrene Mitarbeiter hätten das Unternehmen verlassen. "Die Teams werden aufgefüllt mit weniger qualifizierten Kräften, zum Beispiel Anerkennungspraktikanten oder Pflegehelferinnen." Insofern sagten die Personalzahlen wenig über die Qualität der Pflege aus. Beide betonten, ihnen sei an einer guten Kommunikation mit Geschäftsführung und Aufsichtsrat gelegen: "Es gibt unterschiedliche Sichtweisen", aber man wolle daran arbeiten, dass der Austausch besser wird.
Finanzielle Lage bei SLK
Drei Viertel aller Krankenhäuser rechnen nach Angaben der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) mit einem Minus im Geschäftsjahr 2022. SLK gehört nicht dazu, wie Geschäftsführer Thomas Weber unserer Redaktion Anfang Februar sagte. Demnach werde der Gewinn voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr mit 4,3 Millionen Euro. Auf die Frage, ob es nicht sinnvoll sei, mehr Geld in den Personalbereich zu stecken, hatte Weber gesagt, Gewinne seien nötig, um "unsere Handlungsfähigkeit zu behalten und im Sinne unserer Patienten investieren zu können".