Nach Einsturz im EnBW-Block 7: Heilbronner Kraftwerk fällt noch lange aus
Der beschädigte Block 7 des Kohle-Standorts ist für mehr als ein Jahr abgemeldet worden. Die Arbeiten sind umfangreich - noch immer wird erst einmal das Gebäude abgesichert, bevor der Schaden begutachtet werden kann.
Der Schaden an Block 7 des Kraftwerks Heilbronn setzt die Anlage womöglich noch bis Ende März nächsten Jahres außer Betrieb. Eine Sprecherin des Energiekonzerns EnBW bestätigte entsprechende Anmeldungen bei der Leipziger Strombörse EEX. Dort hat der Energiekonzern für den Heilbronner Block 7 bis 31.März 2024, 23.45 Uhr, die "Nichtbeanspruchbarkeit" angezeigt.
Transnet-BW kümmert sich um die Stromversorgung
"Wichtig ist, dass die Bevölkerung sich keine Sorgen machen muss wegen des Ausfalls. Das hat keinerlei Auswirkungen auf die Stromversorgung vor Ort", erklärt die Konzernsprecherin weiter. Es gebe keine einzelnen Kraftwerke, mit denen der Ausfall ausgeglichen wird - es sei Aufgabe der Übertragungsnetzbetreiber, die Versorgungssicherheit auch bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Kraftwerksausfällen, veränderten Witterungsbedingungen oder einem kurzfristig veränderten Verbrauch sicherzustellen.
Bei Transnet-BW sagt Sprecher Alexander Schilling dazu: "Wir tun alles, damit die Stromversorgung sichergestellt wird." Außer durch die Aktivierung von Reservekraftwerken wie Heilbronn 5 und 6, Walheim, Marbach oder Altbach-Deizisau 1 könne auch Strom aus dem Ausland, vor allem aus der Schweiz und Österreich, bezogen werden. Die jüngsten Warnmeldungen der App "Stromgedacht", durch die Baden-Württemberger aufgerufen wurden, ihren Stromverbrauch in bestimmten Zeiträumen zu senken, hingen nicht mit dem Heilbronner Schaden zusammen. "Es ist auch nicht so, als würde dies in der Häufigkeit zunehmen", sagt der Sprecher weiter.
Tonnenschwere Teile sind abgestürzt
Am 29. Januar hatten sich große Teile der Rauchgaskanäle in Block 7 zwischen dem Heizkessel und dem Luftvorwärmer aus ihrer Befestigung gelöst und waren aus großer Höhe abgestürzt, erläutert die EnBW-Sprecherin. Der Rauchgaskanal in diesem Bereich des Kesselhauses sei etwa 65 Meter lang und habe einen Durchmesser von etwa zwölf Meter. Der betroffene Bereich habe eine Grundfläche von etwa 20 auf 20 Meter. "In diesem Bereich liegen die abgestürzten Bauteile." Das Gewicht der Rohre könne bis zu mehrere Tonnen pro Meter betragen, denn die Kanäle bestehen aus Stahl.
Statische Sicherung läuft noch bis Ende April
Die statische Absicherung des Gebäudes läuft noch. "Nach aktuellem Planungsstand dauert dies voraussichtlich bis Ende April. Erst danach darf der Schadensbereich für die weiteren Schritte, unter anderem die genaue Schadensermittlung, betreten werden." Von außen wurde ein Gerüst an Block 7 angebracht, denn die Statik der Außenfassade des betroffenen Gebäudeteils sei geschwächt worden, erläutert die Sprecherin. Das Gerüst diene dazu, Maßnahmen zur statischen Stabilisierung der Trägerkonstruktion dieser Fassade durchführen zu können, habe aber selbst keine stützende Funktion.
Auch andere Kraftwerke wurden überprüft
Daneben kümmere sich die EnBW bereits um Vorarbeiten für die Reparatur des Blocks: Firmen werden mit den Aufräumarbeiten, der Fertigung und Lieferung der neuen Rauchgaskanäle sowie der Instandsetzung von beschädigten Aggregaten und Einbauten beauftragt. Da die Schadensaufnahme noch gar nicht laufe, seien Angaben zur Schadenssumme noch nicht möglich.
Obwohl der Heilbronner Block anders gebaut sei als die anderen Kohlekraftwerke des Konzerns, seien diese nach dem Vorfall sicherheitshalber auch überprüft worden. Die EnBW hofft, die Abmeldezeit bei der Strombörse nicht voll ausschöpfen zu müssen: "Es ist unser Ziel, mit dem Block 7 bis zum kommenden Winter wieder am Netz zu sein. Wir arbeiten mit Hochdruck daran."
Längere Laufzeiten
Eigentlich wäre die Frist für die Vorhaltung in der Netzreserve für alle Blöcke der EnBW Ende dieses Monats ausgelaufen. Bereits im Juni hatte die Bundesnetzagentur aber den weiteren Reservebetrieb des Blocks 1 am Kraftwerk Altbach-Deizisau genehmigt. Mitte Januar folgte dann die Genehmigung für drei weitere Standorte: Auch die Blöcke Heilbronn 5 und 6 sowie die Kraftwerke Walheim und Marbach dürfen nun länger in der Netzreserve bleiben. Neuer endgültiger Abschalttermin ist nun der 31. März 2025. Diese Anlagen kommen zusammen auf eine Leistung von 1353 Megawatt.