Ausfall des Heilbronner Kraftwerks bedeutet Super-Stresstest
Der Ausfall des Kraftwerksblocks wird zeigen, ob die Energiewende klappt, meint unser Autor.
Als hätte sich alles verschworen: Das Suedlink-Kabel ist noch nicht da, Gas ist entsetzlich teuer und knapp geworden, am 15. April soll das Kernkraftwerk Neckarwestheim endgültig abgeschaltet werden − und dann fällt auch noch der größte Block im Heilbronner Kohlekraftwerk aus. Nicht für ein paar Wochen, sondern wohl für mehr als ein Jahr. Mehr und mehr Kapazitäten fehlen, die in den vergangenen Jahren dafür gesorgt haben, dass Strom zuverlässig aus der Steckdose kam und nicht von Wetterkapriolen abhing. Für eine Stromverbrauchs-App bestand daher gar kein Anlass.
Region als Experimentierfeld
Die Region Heilbronn wird in den nächsten Monaten zum Experimentierfeld: Schaffen es Netzbetreiber, Energiekonzerne und die erneuerbaren Energien, die Lücken zu füllen? Oder leuchtet die Stromverbrauchs-App immer häufiger auf Warnstufe gelb oder orange? Und was kostet es die Gesellschaft, wenn im Hauruck-Verfahren die komplette Energieversorgung umgestellt wird, weil es nun einmal vor Jahren beschlossen worden ist, als von Ukraine-Krieg und Gasmangel noch nichts zu ahnen war?
Man wünscht sich da gelegentlich auch für politische Entscheidungen jene Flexibilität, die in der zentralen Schaltstelle von Transnet-BW jeden Tag bewiesen wird. Aber vielleicht hat Heilbronn ja Glück und es kommt weiter Strom aus der Steckdose.