"Völlig verwerflich": Tierschützer kritisieren 1-Cent-Aktion von "Bambi Schnitzel" und "Haus des Döners"
"Haus des Döners" machte es vor, das neue Heilbronner Lokal "Bambi Schnitzel" macht es nach und bietet Schnitzel für einen Cent an. Tierschützer sind von den Ein-Cent-Angeboten nicht begeistert.

Noch sind es mehr als vier Wochen bis zur geplanten Neueröffnung, doch das Interesse der Öffentlichkeit hat Yasin Eren bereits geweckt. Bis Ende Juli möchte er den Schnellimbiss "Bambi Schnitzel" auf der Heilbronner Allee, in den Räumen der ehemaligen Metzgerei Nothwang, eröffnen. Doch schon bevor nur ein warmes Putenschnitzel-Brötchen über den Tresen von "Bambi Schnitzel" gewandert ist, kommt bereits Kritik auf.
Braucht es angesichts zahlreicher Dönerläden wirklich einen weiteren Schnellimbiss in der Heilbronner Innenstadt? Yasin Eren verfolgt die Diskussionen seit Tagen in den sozialen Netzwerken und liest sich die Kommentare – positive wie negative – durch.
Schnitzel für einen Cent: "Bambi Schnitzel" in Heilbronn macht es "Haus des Döners" nach
An seinem Plan, einen Imbiss in einer großen Stadt zu eröffnen, hält er trotzdem fest. "Man kann es nicht allen recht machen", sagt Eren. Er steht auch hinter der geplanten Werbeaktion für den Eröffnungstag, an dem das Schnitzel für einen Cent angeboten werden soll.
Mit einer ähnlichen Werbeaktion lockte schon die "Haus des Döners"-Filiale, die sich direkt neben "Bambi Schnitzel" befindet. Im April standen Kunden dort stundenlang Schlange, um einen Döner zum Preis von einem Cent zu ergattern. Ein Kennenlernangebot, das die Kette in allen neu eröffneten Filialen anbietet, erklärt eine Sprecherin des Franchiseunternehmens. Je nach Standort bewegten sich die Normalpreise für die Döner, deren Fleisch aus Deutschland komme, zwischen 7,50 und 8,50 Euro. Ein "Zurück zu alten Preisen" sollte die Aktion nicht sein, so die Sprecherin.
"Bambi Schnitzel" in Heilbronn: Qualität des Fleischs ist dem Betreiber wichtig
Yasin Eren gibt offen zu, dass ihn die Schnupperaktion der künftigen Nachbarn zu seiner "1-Cent-Aktion" inspiriert hat. Anfangs wollte er das Schnitzel noch für zwei Cent anbieten, entschied sich dann aber für einen Cent. Er betont, dass er das "Haus des Döners" nicht unbedingt preislich unterbieten möchte. Wie viel das Schnitzelbrötchen nach der einmaligen Sonderaktion kosten soll, hat er "noch nicht kalkuliert".
Yasin Eren, der vier Jahre lang den Imbiss "Bambi Kebab" in Güglingen betrieben und seit drei Jahren verpachtet hat, bezieht sein Fleisch von einem Metzger aus der Region, "etwa 200 Kilometer" entfernt.
Die Qualität des Fleischs ist ihm sehr wichtig, betont er. Er sei sich der Diskussionen um Billigfleisch und der Forderung nach mehr Tierwohl bewusst, konkret Stellung bezieht er jedoch nicht.
"Haus des Döners" und Bambi-Schnitzel: Tierschützer lehnen Ein-Cent-Aktionen klar ab
Tierschützer lehnen die Einführung solcher Lockangebote klar ab. "Die Geiz-ist-geil-Masche führt dazu, dass Tierleben verramscht und Bauern um faire Preise betrogen werden. Das ist genau das Gegenteil von Tierwohl und Solidarität mit der Landwirtschaft", sagt Andrea Hohlweck, Regionalgeschäftsführerin des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (Bund) Heilbronn-Franken. "Wer in ein solches Schnitzel beißt, dem muss klar sein, unter welchen Bedingungen es produziert wurde."
Schon jetzt müssten Bauern durch den Preisdruck der großen Discounter Schweinefleisch für einen Kilopreis von rund 1,25 Euro produzieren – wirtschaftlich ist das kaum tragbar, sagt Andrea Hohlweck.
Billig-Aktionen moralisch "verwerflich": Landwirte fordern mehr Wertschätzung für Fleisch
Tierschützer halten die Billigfleisch-Aktionen moralisch für "völlig verwerflich", sagt Lisa Kainz, Fachreferentin für Agrar bei Peta Deutschland. "Selbst bei einem angemessenen Preis leiden die Tiere für das Produkt." Das Preisniveau für günstiges Fleisch geht auch immer mit einer für Umwelt und Klima schädlichen Massentierhaltung einher, sagt Stefan Hitzler, Vorsitzender des baden-württembergischen Landestierschutzverbands. "Das hat mit vernünftiger Erzeugung nichts zu tun." Als Verbraucher habe man eine ethische Verantwortung. "Wer Fleischalternativen wählt, kann sich beim Tierschutz sicher sein", sagt Lisa Kainz. Und wenn es mal Fleisch sein soll? Der Bretzfelder Rinderhalter Lorenz Weibler fordert, dem Fleisch einen besonderen Stellenwert einzuräumen, schließlich müsse dafür ein Tier getötet werden. "Ein Sprichwort sagt: Was nichts kostet, ist nichts wert. Das kann in puncto Fleisch nicht gelten." Leider sei der gesellschaftliche Stellenwert der Nahrungsmittel allgemein gesunken, weil Lebensmittel heute jederzeit verfügbar sind. Tierhaltung sei eine Tätigkeit, die Zuwendung und ein hohes Maß an Verantwortung erfordere. Das Tierwohl sei dabei von zentraler Bedeutung.
Der Kirchardter Putenhalter Timo Bentz fordert, bei der Werbung mit tierischen Lebensmitteln statt des Preises Qualitätsmerkmale, wie Herkunft und Haltungsform, in den Vordergrund zu stellen: "Das würde beim Verbraucher langfristig zu einem Umdenken führen", ist der Landwirt überzeugt.