Solidarität mit Israel: Kritik an Flaggen-Entscheidung der Stadt Heilbronn
Die Region blickt mit Trauer und Entsetzen auf die Angriffe der Terrororganisation Hamas in Israel. Als Zeichen der Solidarität wehen vor vielen Behörden seit Montag israelische Flaggen, darunter in Stuttgart. Die Entscheidung der Stadt Heilbronn, darauf zu verzichten, sorgt für Kritik.

Bernd Sommers Worte sind bedacht, aber eindeutig. "Was wir seit Samstag erleben, ist der Versuch, Israel komplett zu vernichten - initiiert, gesponsert und ausgerüstet von der islamischen Republik Iran." Sommer ist Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Heilbronn-Unterland (DIG), er hat selbst Verbindungen nach Israel. Die Hamas verübe dort Taten von "unerhörter und ungesehener Grausamkeit". Im Internet geteilte Bilder und Videos zeugten davon.
Wie etwa ein Video, in dem die nackte Leiche einer Frau von Hamas-Anhängern präsentiert und verhöhnt wird - wie sich später herausstellt, war die junge Frau deutsche Staatsbürgerin und besuchte ein Festival.
"Israel wusste, dass die Hamas ihr Feind ist", sagt Sommer. "Aber so geht man nicht mit Feinden um. Man greift Soldaten an, keine wehrlosen Frauen und Kinder." Für die palästinensische Zivilbevölkerung empfindet er Mitleid. Sie werde von der Hamas als "menschlicher Schutzschild" missbraucht.
"Während in Israel gestorben wird, ergötzt man sich an Baklava"
Die Bilder aus Berlin, wo rund 50 Menschen die Angriffe der Hamas mit palästinensischen Flaggen und Baklava feierten, verurteilt Sommer. "Das sind perverse Orgien des Sadismus. Während in Israel gestorben wird, ergötzt man sich an Baklava", sagt er. "Solche Menschen haben in der Bundesrepublik nichts zu suchen."
Geschockt haben die Berichte aus Israel auch Claudia Finkbeiner aus Heilbronn, die als Professorin an der Universität Kassel lehrt. Sie ist seit Jahren in Israel unterwegs, arbeitet mit Kolleginnen von dort bei Projekten zusammen. "Wir haben vor vier Monaten noch Schulen im Süden besucht", erzählt Finkbeiner. "Das erschüttert mich sehr." Derzeit erlebe sie, wie Israelis Video-Schalten unterbrechen müssen, um in Bunkern Schutz zu suchen. Die neusten Angriffe seien die schlimmsten seit jeher. "Viele werden noch eine Zeitlang brauchen, bis sie das einordnen können."
Heilbronn: Keine Israel-Flagge – Flaggen von Bund, Land und Stadt auf Halbmast
Bernd Sommer fordert, dass die Deutschen sich mit Israel solidarisch zeigen, etwa, indem vor dem Heilbronner Rathaus die israelische Flagge gehisst wird. Eine Stadtsprecherin erteilte diesem Anliegen auf Anfrage unserer Redaktion jedoch eine Absage.
"Wir beobachten mit großer Sorge die Entwicklung in Israel und sind bestürzt über die Explosion der Gewalt, die durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel am Samstag ausgelöst wurde", sagte sie. "Unsere Trauer und unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien." Da es keine Städtepartnerschaft gebe, werde jedoch aktuell keine Israel-Flagge gehisst. Stattdessen hisste die Stadt am Montag die Flaggen von Bund, Land und Stadt Heilbronn auf Halbmast.
Nico Weinmann, FDP-Fraktionschef im Heilbronner Gemeinderat, übt daran Kritik. Das Existenzrecht Israels zu sichern, sei die historische Verantwortung der Bundesrepublik. "Hier geht es auch um ein klares Signal, dass Antisemitismus, Hass und Gewalt in unserem Land keine Chance haben."
Solidarität gäbe es nur in Sonntagsreden, kritisiert die JU
Felix Schurr, Vorsitzender der Jungen Union Kreisverband Heilbronn, springt ihm bei. "In Sonntagsreden ist Israels Existenzrecht stets Staatsräson, aber wenn es darum geht, ein kleines Zeichen der Solidarität zu setzen, scheitert das schon an einer fehlenden Städtepartnerschaft. Einfach nur erbärmlich!" Bernd Sommer hat sich nun an die Landtagspräsidentin und mehrere Politiker gewandt. "Wir sind nicht gewillt, die Entscheidung von Herrn Mergel zu akzeptieren."
Anders entschied man in Stuttgart. Am Sonntagabend wurde am Neuen Schluss und vor dem Staatsministerium in Stuttgart Trauerbeflaggung gehisst, am Montag dann die Israel-Flagge. Man stehe solidarisch an der Seite des Landes, teilte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit.