Nach heftiger Kritik: Stadt Heilbronn hisst Israel-Flagge nun doch
Nach dem Zögern hisst die Stadt Heilbronn doch die israelische Flagge vor dem Rathaus. Die besondere Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk stehe außer Frage, so Oberbürgermeister Harry Mergel.

Hunderte Menschen hat die Terrororganisation Hamas bei einem Angriff auf Israel am Wochenende getötet. Als Zeichen der Anteilnahme entschieden sich viele Städte in Deutschland, die israelische Flagge zu hissen. Bereits am Samstagabend erstrahlte das Brandenburger Tor in den Nationalfarben Israels, blau und weiß, und zeigte den Davidstern.
Stuttgart und viele Städte im Südwesten folgten darauf. Am Sonntagabend setzte die Landeshauptstadt die Flaggen auf Halbmast, ein Zeichen der Trauer. Am Montag wurden dann vor dem Neuen Schloss, dem Landtag und dem Staatsministerium die Flaggen Israels gehisst.
Nach Kritik: Stadt Heilbronn hisst Israel-Flagge am Rathaus
Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte Bernd Sommer, Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Heilbronn (DIG) gefordert, dass Heilbronn diesem Beispiel folgt. Eine Stadtsprecherin erteilte dem Vorschlag jedoch eine Absage: Die Flaggen seien auf Halbmast gesetzt worden, weil es keine Städtepartnerschaft mit Israel gebe, hisse man jedoch nicht die blau-weiße Flagge.
Die Entscheidung sorgte für Kritik. "Das Sich-Wegducken unter Verweis auf verwaltungstechnische Details verweist auf unheilvolle Aspekte der deutschen Geschichte", kritisierte Bernd Sommer. Von einer "befremdlichen" und "erbärmlichen" Entscheidung sprachen regionale Politiker.
Seit Dienstag weht die Israel-Flagge vor dem Rathaus
Am Dienstag hat die Stadt ihre Entscheidung geändert. Inzwischen wehen vor dem Heilbronner Rathaus die Flaggen der Stadt, die Flagge Israels und die der Mayors for Peace (deutsch: Bürgermeister für den Frieden).
"Nach dem grausamen Terrorangriff der Hamas auf Israel habe ich als Zeichen der Anteilnahme an den Opfern im Nahen Osten die höchste Form der Stadttrauer für Heilbronn angeordnet und die Flaggen auf Halbmast hissen lassen", erklärt Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel gegenüber unserer Redaktion. "Wenn dieses deutliche Zeichen nicht von allen verstanden wurde, dann bedauere ich dies außerordentlich."
Deutschland und die Stadt hätten eine besondere Verantwortung gegenüber Israel und dem jüdischen Volk, so Mergel weiter. Deshalb habe er etwa das Gedenken an die Reichspogromnacht in der städtischen Erinnerungskultur verankert. "Mein Wunsch ist und bleibt ein baldiges Ende der Gewalt und ein friedliches Miteinander der Menschen in aller Welt", so Mergel. Dafür setze er sich als Mitglied der Mayors for Peace ein. Bernd Sommer freut das: „Dies ist ein Sieg von Völkerfreundschaft, Humanität und Gerechtigkeitssinn.“
Viele Städte im Südwesten zeigen Solidarität mit Israel
Auch andere Städte haben ihre Anteilnahme bekundet. In Karlsruhe wurde Trauerflor gehisst, Bürgermeister Frank Mentrup hat an einer Mahnwache teilgenommen. Mannheim hat die Israel-Flagge am Rathaus gehisst und die Fahnen mit Trauerflor bestückt. Der Mannheimer OB Christian Specht hat seinem Amtskollegen in der Partnerstadt Haifa zudem einen Brief geschrieben.
Freiburg hat sich entschieden, die Flagge der Partnerstadt Tel Aviv-Yafo zu hissen. In Ulm weht die israelische Flagge. „Deutschland steht in diesem Konflikt an der Seite Israels, dies ist Teil der deutschen Staatsräson und Ausdruck unseres besonderen Verhältnisses zu Israel“, erklärt OB Gunter Czisch.
Städte können selbst entscheiden, welche Flagge sie hissen
Für Bundes- und Landesgebäude gibt es Vorgaben, welche Flaggen wann gehisst werden. Wie etwa, dass an Feiertagen geflaggt wird und meist auch die Europaflagge gehisst wird. Bürgermeister können meist selbst entscheiden.
So sei das auch aktuell, erklärt Norbert Brugger vom baden-württembergischen Städtetag. Es gebe keine Empfehlung der Landesregierung, Städte können die Israel-Fahnen freiwillig hissen. Eine Vorgabe, wann die blau-weiße Fahne eingeholt werden muss, gibt es nicht.
Stadt Neckarsulm will Israel-Flagge hissen
Vor vielen Behörden wehen seit Montag israelische Flaggen als Zeichen der Solidarität. Auch bei der Stadt Neckarsulm ist man "entsetzt über die unfassbaren, menschenverachtenden Terrorangriffe auf Israel", teilte Pressespreche Andreas Bracht schriftlich mit. Als sichtbares Zeichen der Solidarität, des Mitgefühls und der Trauer werde man in Kürze die israelische Flagge mit Trauerflor vor dem Rathaus hissen, die bestellte Flagge müsse aber noch geliefert werden.