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Gefahr durch Versiegelung in Heilbronn

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Experten mahnen zu besserer Vorsorge vor Extremwetterereignissen wie Starkregen und Hitze. Heilbronn ist die Stadt mit der höchsten Versiegelungsdichte im Land nach Mannheim.

Auf großräumigen versiegelten Flächen, hier der Heilbronner Kiliansplatz, kann Wasser schlecht abfließen, bei Hitze heizen sich solche Bereiche stark auf.
Auf großräumigen versiegelten Flächen, hier der Heilbronner Kiliansplatz, kann Wasser schlecht abfließen, bei Hitze heizen sich solche Bereiche stark auf.  Foto: Veigel, Andreas

Mannheim ist die am stärksten versiegelte Stadt im Land. 66 Prozent des Siedlungsgebiets sind laut einer Studie des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) bebaut, betoniert oder asphaltiert. Direkt dahinter folgt mit knapp 61 Prozent Heilbronn - deutschlandweit bedeutet das Rang sieben, die Industriestadt Ludwigshafen führt die Liste an. Baden-Württemberg hat im Vergleich der Bundesländer mit 50 Prozent den höchsten Versiegelungsgrad, Brandenburg mit 36 Prozent den niedrigsten.

Gefahren in der Planung besser berücksichtigen

Zum Problem kann das angesichts der wachsenden Gefahr von Extremwettern wie Starkregen werden. "Versiegelte Flächen verhindern das Versickern des Regenwassers. Dies kann bei extremen Regenfällen zu Überschwemmungen mit erheblichen Schäden führen", heißt es vom GDV. "Kommunen sollten die Starkregengefahr in ihrer Stadt- und Landschaftsplanung stärker berücksichtigen. Auch die Entsiegelung von Flächen muss auf die Tagesordnung", mahnt der GDV.

 


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Stadt Heilbronn verweist auf Rückhaltebecken und Klimawäldchen als Schutzmaßnahmen

Die Stadt Heilbronn sei "sich der Problematik bewusst", heißt es dazu aus dem Rathaus. Das Thema Versiegelung stelle "nicht nur für Heilbronn, sondern für alle Großstädte in Deutschland eine Herausforderung dar". Maßnahmen zur Innenentwicklung, zur Wiedernutzbarmachung und Nachverdichtung von Flächen würden schon umgesetzt. Konkrete Beispiele für Entsiegelung seien "die bestehenden Klimawäldchen auf der Theresienwiese sowie am Wollhaus". Im neuen Quartier Hochgelegen werde ein Klimawald entstehen, zudem gebe es Dachbegrünung und grüne Außenbereiche. Als Schutzmaßnahmen gegen Überflutungen führt die Stadt die Reinigung "neuralgischer Stellen, Straßeneinläufe und Gräben bei Unwettervorhersagen" an, zudem würden "über 30 Regenrückhaltebecken" betrieben.

Wasser in der Stadt zu halten, ist die neue Maxime

"Die Kanalisationen sind für solche großen Mengen an Wasser, wie sie bei Starkregenereignissen innerhalb kürzester Zeit vom Himmel kommen, oft nicht ausgelegt", mahnt Thomas Preuß vom Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin (Difu). Es sei künftig nötig, Wasser möglichst lange in der Stadt zu halten, statt es schnell wegzuleiten, auch um Perioden von Trockenheit und Hitze besser zu begegnen. Das erfordere eine geschickte Straßen- und Freiraumplanung, etwa nach dem Prinzip der Schwammstadt. "Dabei wird leistungsfähige grün-blaue Infrastruktur stärker in die Städte integriert, zum Beispiel durch Sickermulden auf Grundstücken, an Straßenrändern oder in öffentlichen Grünflächen, die das Wasser aufnehmen und es kontrolliert und langsam in den Boden abgeben. Auch begrünte Dächer halten Wasser und sorgen für Verdunstung und damit Kühlung."

 


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Hausbesitzer sind ebenfalls gefordert, Vorsorge zu treffen

Gemessen wurde in der GDV-Studie der Versiegelungsgrad des Siedlungsgebietes - also des bebauten Bereichs - anhand von Daten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. In der Untersuchung von 2018 betrachtete der GDV noch die gesamte Stadtfläche. "Wir rücken damit näher an Hausbesitzer heran", erklärt eine Sprecherin. So könne man besser zeigen, wo im Siedlungsbereich Gefahren durch nicht abfließendes Wasser drohten und damit auf die Notwendigkeit von Präventionsmaßnahmen hinweisen. Auch Immobilienbesitzer sein gefordert, mehr zu tun. "Wer baut, sollte Schutzmaßnahmen gegen mögliche Überschwemmungen einplanen und möglichst viele Flächen erhalten, auf denen Wasser versickern kann."

 


Grünflächen mitzählen

Die Stadt Heilbronn betont, dass aus ihrer Sicht die Betrachtung der Grünflächen in der GDV-Studie zu kurz kommt: "Die Untersuchung bezieht sich auf kompakte Siedlungsflächen, nicht auf die gesamte Gemarkungsfläche mit den Freiflächen." Heilbronn sei "eine grüne und lebenswerte Stadt mit Erholungsflächen am Neckar, umgeben von Weinbergen und Wald" und einer Quote von Bäumen je Einwohner, "die ihresgleichen sucht". 

 


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