Wachstum versus Flächenverbrauch: Auch in der Region gibt es Konflikte
An konkreten Beispielen werden Zielkonflikte zwischen Wirtschaftsförderung und Umweltschutz sichtbar: In Hohenlohe sind die Gewerbepark-Erweiterung und das geplante Hochregallager von Schäfer&Peters in Neuenstein nicht unumstritten, Heilbronn freut sich derweil auf seinen KI-Park Ipai.

Nachverdichten statt immer größere Flächen zu erschließen ist auch in Bereichen für Gewerbe und Industrie eine Möglichkeit, um dem Flächenfraß entgegenzuwirken. Mancherorts wird die Frage gleich grundsätzlich gestellt - und die Ausweisung neuer Gewerbeflächen generell in Zweifel gezogen.
Widerstand gegen den Flächenhunger
Eine Debatte entzündet sich im Hohenlohekreis gegenwärtig beispielhaft an zwei großen Wirtschaftsprojekten: Der Gewerbepark Hohenlohe, das größte Gewerbegebiet des Landkreises, welches die drei Kommunen Künzelsau, Waldenburg und Kupferzell gemeinsam betreiben, soll in den kommenden Jahren nördlich der A6 um rund 20 Hektar weiter wachsen: 2003 wurde die maximale Größe des interkommunalen Industriegebiets auf 230 Hektar festgelegt. In den nächsten drei bis fünf Jahren sollen rund 180 Hektar davon erschlossen sein.
Doch gegen den Flächenhunger regt sich seit 2021 Widerstand vor Ort: Eine kleine aber rührige Bürgerinitiative hat sich gegründet. Das benachbarte Evangelische Bauernwerk Hohebuch protestierte ebenfalls öffentlich gegen die Expansion - und "Hohenlohe for Future" ist sie auch ein Dorn im Auge.
Die Kritiker fürchten angesichts des, so das Bauernwerk, "uferlosen Flächenverbrauchs" den Verlust wertvollen Ackerlands sowie Raubbau an der Natur. So wird etwa eine alte Obstbaum-Allee, die 2014 noch zum Naturdenkmal werden sollte, von einer Straße durchkreuzt.
Ein Hochregallager war unerwünscht

Auch der mutmaßlich sinkende Grundwasserspiegel erzürnt die Skeptiker. Eine Besorgnis, welche das Regierungspräsidium Stuttgart unlängst auf Stimme-Anfrage jedoch als "Stand heute unbegründet" zurückwies. Claudia Rohn, Geschäftsführerin des Gewerbeparks, betont, das Thema Flächenverbrauch spiele eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung des Industriegebiets. Durch eine sogenannte Grundflächenzahl von 0,8 erreiche man eine "hohe bauliche Nutzung des einzelnen Grundstücks". Und auch sonst wird dem Flächenhunger wenigstens etwas Einhalt geboten. Denn 2021 haben sich die Gewerbepark-Verantwortlichen positioniert: Über die 230 Hektar hinaus soll das Gebiet nicht weiterwachsen.
Dass auch flächensparendes Bauen in die Höhe umstritten sein kann, zeigt sich beim geplanten 40 Meter hohen Hochregallager des Unternehmens Schäfer & Peters: Nachdem Widerstand der Bevölkerung 2019 das Logistikzentrum in Öhringen verhindert hatte, will sich die Firma nun in Neuenstein ansiedeln - und sieht sich auch dort mit einer Bürgerinitiative konfrontiert.
Stadt Heilbronn betont, das flächensparende Bauen für den KI-Park
In Heilbronn herrscht dagegen große Euphorie angesichts der geplanten Ansiedelung des KI-Innovationsparks Ipai im Gebiet Steinäcker. "Für die Realisierung ist ein großflächiges, zusammenhängendes Areal gefordert, um das Ziel einer Vernetzung und räumlichen Konzentration zu erreichen", schreibt die Stadt. Das dafür gewählte Areal sei "seit Jahren im Flächennutzungsplan als geplante Gewerbebaufläche ausgewiesen".
Zur Frage des Flächenschutzes schreibt sie: Der Siegerentwurf lege "bewusst eine landschaftsschonende und stark nachhaltige Flächenstruktur zugrunde. So bleiben etwa 50 Prozent der Gesamtfläche des Gebietes unversiegelt". Der übliche Versiegelungsgrad in Gewerbegebieten liege dagegen häufig bei mehr als 75 Prozent. Der Bebauungsplan sehe zudem "umfangreiche klimatologische und stadtökologisch wirksame Maßnahmen" vor.