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Wachsen Hohenloher Wohngebiete und Gewerbeflächen zukünftig mehr in die Höhe statt in die Breite?

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Angesichts des Klimawandels ist der zunehmende Flächenfraß fatal: Daher ändern sich auch in einigen Kommunen des Hohenlohekreises langsam althergebrachte Maximen des Bauens.

von Christian Nick
Gnadenloser Biss der Baggerzähne: Zunehmende Flächenversiegelung − wie hier für die Gewerbepark-Erweiterung − ist angesichts der Klimakatastrophe fatal und sorgt unter anderem für weniger Biodiversität sowie Probleme bei Starkregen.
Foto: privat
Gnadenloser Biss der Baggerzähne: Zunehmende Flächenversiegelung − wie hier für die Gewerbepark-Erweiterung − ist angesichts der Klimakatastrophe fatal und sorgt unter anderem für weniger Biodiversität sowie Probleme bei Starkregen. Foto: privat  Foto: privat

Der Platz wird knapp: Nachdem jahrzehntelang Bauflächen für Gewerbe- und Wohngebiete ausgewiesen wurden, als gäbe es kein Morgen - und erst recht auch keinen Klimawandel - , setzt sich nun langsam die Erkenntnis durch: Die unbegrenzte bauliche Expansion muss ein Ende haben. Zumindest die in die Breite. Als ökologisch verträglichere Alternative wird das Bauen in die Höhe und in die Tiefe diskutiert. Welche Rolle spielt das Thema bei den Verantwortlichen im Hohenlohekreis?

"Flächensparendes Bauen ist ein wichtiges Thema im Bereich der Gewerbeflächenentwicklung", sagt Claudia Rohn, Geschäftsführerin des Gewerbeparks Hohenlohe. Die effiziente Ausnutzung des dort noch vorhandenen Platzes werde künftig "neben anderen Aspekten eine große Rolle bei der Verkaufsentscheidung spielen". Mehrgeschossige Industriegebäude seien ein "sehr wichtiger Faktor". Ob die aktuell zulässige Maximalhöhe von 26 Metern noch erhöht werde, müssten die "künftigen Bauleitverfahren" erweisen. In die Tiefe indes ließen sich Gewerbegebäude kaum wirtschaftlich bauen.

Lieber in die Höhe, als in die Tiefe bauen. Wie hoch werden die Gebäude künftig?

"Wir sind dafür, in die Höhe zu gehen statt in die Tiefe", so Öhringens Oberbürgermeister Thilo Michler - denn Letzteres sei "immer kostenintensiv". Aktuell seien im Gewerbegebiet "Schönblick" Bauplätze für Unternehmen ausgeschrieben: "Ein Platz kann mit mindestens drei und maximal sieben Geschossen bebaut werden. Das wären rund 22 Meter Höhe." Auf fünf Bauplätzen könnten hier fünfgeschossige Gebäude entstehen. Das geplante "Stadtteilzentrum" neben der Grundschule im Limespark werde "zum Teil viergeschossig ausgelegt". Einen Sinneswandel gebe es auch beim Thema Parken: "Mittelfristig sollen in Öhringen zwei bis drei neue Parkhäuser entstehen", sagt Michler.

Das Prinzip des Bauens in die Höhe oder in die Tiefe spiele eine "bedeutende Rolle, um den Flächenverbrauch zu reduzieren", heißt es grundsätzlich auch von Künzelsaus Pressesprecherin Elke Sturm. Gerade "aufgrund der begrenzten verfügbaren Fläche in der beengten Topographie des Kochertals" seien vor Ort "kreative Lösungen" nötig. Ein konkretes Projekt: das von der Stadt ab Sommer 2024 zu errichtende Parkhaus, welches das neue Kreishaus flankieren wird. Auch im Quartier "An der Stadtmauer" und auf dem ehemaligen "Mustang-Areal" werde von privaten Investoren mehrgeschossig gebaut. Sturm macht jedoch klar: Die hohe Nachfrage nach Wohnraum könne in der Stadt "nicht allein durch Innenentwicklung gedeckt werden".

Bretzfeld konzentriert sich verstärkt auf flächenschonende Bebauung 

Bretzfelds Bürgermeister Martin Piott sieht seine Kommune bei der Wohnbebauung ebenfalls in einer "Zwickmühle": In ländlicher Struktur seien die "Erwartungshaltung" und Nachfrage nach Einfamilienhäusern noch viel größer als in urbanen Gebieten. Dennoch werde die "Dringlichkeit" des Themas "zunehmen", da wohl bald auch die Genehmigung von Bebauungsplänen "restriktiver gehandhabt" werde. Piotts Fazit: "Wir werden uns noch stärker als bisher auf Nachverdichtung und flächenschonende Bebauung ausrichten." Ebendiese könne auch ein Instrument für die Wiederbelebung örtlicher Innenbereiche sein.


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Im Schöntal sollen keine Hochhäuser entstehen

In Schöntal sei man in jüngerer Zeit "sehr sparsam" bei der Ausweisung neuer Bauflächen gewesen, so Rathauschef Joachim Scholz. Gewerbezonen habe man gar keine neu zur Verfügung gestellt. Bauen in die Höhe sei jedoch "für uns als ländliche Gemeinde kein Thema".

In Dörzbach soll ein Parkhaus gebaut werden

"Man kann nicht in den Ortskern ein Hochhaus bauen", heißt es auch aus dem Dörzbacher Rathaus. "Bauen in die Tiefe ist in der Nähe der Jagst fast nicht möglich." In der Ortsmitte plane man jedoch ein Parkhaus für rund 80 Fahrzeuge.

In Forchtenberg entstehen insgesamt zehn neue Häuser

In Forchtenberg entstehen gerade sechs bis zu zehn Meter hohe Mehrfamilienhäuser mit Tiefgarage im Areal "Waldfeld" und in Neuwülfingen vier Doppelhäuser, wie Bürgermeister Michael Foss mitteilt.

Neuenstein: Auflagen sorgen dafür, dass im "Stegrain" Flächenverbrauch reduziert wird

Ein - wenn auch nicht unumstrittenes -  Musterbeispiel für hohes Bauen kann Neuensteins Bürgermeister Karl Michael Nicklas mit dem 40-Meter-S&P-Hochregallager vorweisen. Auch im Areal "Stegrain" sei durch Auflagen dafür gesorgt, dass Flächenverbrauch reduziert werde.

Waldenburg: In Ausnahmefälle kann dreigeschossig gebaut werden

"Derzeit haben wir keine konkreten Projekte in Planung", sagt indes der Waldenburger Verwaltungschef Bernd Herzog. In "Ausnahmefällen" könne in der Bergstadt aber auch dreigeschossig gebaut werden. So ähnlich verhält es sich auch im Kupferzeller Baugebiet "Riedenstraße", teilt Bürgermeister Christoph Spieles mit.

"Wir lassen in Bebauungsplänen heute eine größere Bauhöhe zu", sagt sein Amtskollege Achim Beck. Auch würden in Niedernhall nur zehn Bauplätze pro Jahr verkauft.


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Mehrstöckiges Bauen hat nicht nur Vorteile

Die befragten Hohenloher Verantwortlichen führen als Nachteile des Prinzips primär Kostengründe ins Feld. "Sehr unbeliebt" bei Bauherren, so Karl Michael Nicklas, sei Bauen in die Höhe oder die Tiefe bislang noch. Bei gewerblichen Bauten erhöhten sich möglicherweise auch Versicherungskosten.

Im Gewerbepark Hohenlohe seien überdies "zentrale Nutzungen in Obergeschossen nicht oder nicht wirtschaftlich möglich", sagt Claudia Rohn.

In der Tiefe können beim Bau Unwägbarkeiten wie harte Gesteins-Schichten oder auch Schadstoff-Funde auftreten und für Verzögerungen sorgen. Das Bauen nach oben bringe hauptsächlich optische Akzeptanzprobleme mit sich, so der allgemeine Tenor.

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