Heilbronn wird wohl keine EM-Gastgeberstadt – Defizite in mehreren Bereichen
Der Blick auf die Gastgeberstädte in Baden-Württemberg, die bei der Fußball-EM 2024 Nationalmannschaften beherbergen, zeigt die Defizite der Heilbronner Bewerbung. Und die liegen in mehreren Bereichen.

Die Würfel sind gefallen, und in Heilbronn herrscht Katzenjammer. Keine der bisher 21 Mannschaften, die sich für die vom 14. Juni bis 14. Juli in Deutschland stattfindende Endrunde der Fußball-Europameisterschaft qualifiziert hat, macht Station in Heilbronn.
Die Stadt hatte sich mit dem Parkhotel als Quartier und dem Frankenstadion als Spielstätte als Team-Base-Camp beworben und war als eine von 56 Bewerbern in den offiziellen Katalog des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aufgenommen worden, der den Teams zur Verfügung gestellt wurde.
Heilbronn wird kein Gastgeber einer Nationalmannschaft bei der EM – "Stimmiges Gesamtpaket vorgelegt"
Zu den Gründen, warum Heilbronn nicht zum Zuge kam, äußern sich bisher weder der DFB noch die Stadt. Die Stadtverwaltung gibt nur eine allgemein gehaltene Antwort: "Wir haben keinen Grund, an der Güte unserer Bewerbung zu zweifeln, und sind überzeugt, ein stimmiges Gesamtpaket mit dem Parkhotel und dem Frankenstadion vorgelegt zu haben", sagt Pressesprecherin Claudia Küpper.
Für Marcel Küffner ist klar, dass es auch eine Nachbetrachtung geben muss. "Ich will vom DFB wissen, warum die Entscheidungen so gefallen sind", betont der Geschäftsführer des Heilbronner Parkhotels. "Die Bewerbung ist ja auch eine emotionale Geschichte, in die wir viel Herzblut gesteckt haben", macht Küffner klar.
Auch viel Zeit haben Hotel und Stadtverwaltung investiert, um in den DFB-Katalog aufgenommen zu werden. Es gab Meetings, Vorbereitungen, Kontakte mit den Delegationen, Absprachen, Warten, Hoffen und Bangen. Am Ende stand eine telefonische Absage des DFB, wie Claudia Küpper bestätigt.
Anderer Bewerber aus Baden-Württemberg: Schwarzwald punktet mit Natur
Schaut man sich das Heilbronner Paket im Vergleich mit den Bewerbern aus der Nachbarschaft an, so gibt es zumindest einige Anhaltspunkte, warum die Käthchenstadt nicht allererste Wahl war. Die bisher feststehenden Quartiere liegen alle im eher ländlichen Raum.
Die Schweiz hat das idyllisch gelegene Waldhotel auf Stuttgarts Höhen in Degerloch gewählt und wird auf der Waldau trainieren. Spanien schlägt sein Quartier im Öschberghof in Donaueschingen auf. Das Luxushotel, das bereits Gastgeber für Mannschaften wie FC Liverpool, Barcelona und Bayern München war, verfügt über drei nebeneinander liegende Fußball-Spielfelder nach Uefa-Richtlinien, moderne Fitness- und Sportanlagen und einen 5500 Quadratmeter großen Spa-Bereich. Ebenfalls im Schwarzwald gastiert die dänische Nationalmannschaft. Sie zieht ins Fünf Sterne-Wellnesshotel Fritz Lauterbad nach Freudenstadt.
Alle gewählten Quartiere liegen auf Fünf-Sterne-Niveau, verfügen über einen großen exklusiven Wellnessbereich und sind inmitten einer reizvollen Naturlandschaft erbaut. Das Parkhotel am Stadtgarten ist mit vier Sternen klassifiziert und liegt mitten in der Stadt. Der Wellnessbereich ist relativ klein, zudem ist der quadratische Hotelkomplex nicht so gut abgrenzbar. "Die DFB-Vorgaben mit separatem Essbereich, Tagungs-, Fitness- und Erholungsräumen haben wir aber alle erfüllt", betont Marcel Küffner.
Im Zuge der EM-Bewerbung: Neuer Rasen im Frankenstadion
Beim Blick auf das Mitte der 1980er Jahre erbaute Heilbronner Frankenstadion, ist die vier Kilometer lange Anfahrt mitten durch die Stadt ein Schwachpunkt. Auch lässt sich das Trainingsgelände an Theresienwiese und Food Court nicht so gut abschotten. Am Rasen dürfte es dagegen nicht liegen. Die Stadt saniert die Spielfläche derzeit für rund 450.000 Euro. Auch Räume und Umkleidekabinen im Stadion werden hergerichtet.
Dennoch sind auch die Chancen, dass Heilbronn bei den noch um die drei freien Plätze kämpfenden Qualifikanten zum Zug kommt, gering. Mit Israel und der Ukraine sind zwei Teams in der Südgruppe, die zu den Hochrisiko-Nationen gehören und besonders geschützt werden müssen. Bleiben Island und Bosnien-Herzegowina. "Ich möchte auf jeden Fall aus unserer Bewerbung etwas für die Zukunft lernen", betont Marcel Küffner. Damit der ganze Aufwand nicht umsonst gewesen sei.