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Druck auf Wohnungsmarkt in Heilbronn bleibt hoch

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Die Mietpreise in vielen Großstädten entwickeln sich weiter nach oben. So auch in Heilbronn. Die Gründe dafür sind nach Einschätzung von Branchenexperten vielfältig. Schlechte Kaufbedingungen und eine daraus folgende hohe Nachfrage auf dem Mietmarkt zählen dazu.

von Annika Heffter
In Heilbronn wird viel gebaut, mit dem Rosenbergquartier (vorne links) kamen zum Beispiel erst kürzlich 479 Wohnungen dazu. Die Nachfrage nach Mietwohnungen wird Experten zufolge weiter steigen.
Foto: Berger
In Heilbronn wird viel gebaut, mit dem Rosenbergquartier (vorne links) kamen zum Beispiel erst kürzlich 479 Wohnungen dazu. Die Nachfrage nach Mietwohnungen wird Experten zufolge weiter steigen. Foto: Berger  Foto: Berger

Energiekrise, Klimakrise, Inflation, steigende Zinsen: Auf den Immobilienmarkt wirken derzeit sehr viele unterschiedliche Faktoren ein. Es lohnt sich ein Blick auf die Situation in Heilbronn.

Die Angebotsmieten auf Onlineportalen für Wohnungen in Heilbronn steigen seit Jahren. Eine kürzlich veröffentlichte Statistik von Immowelt zeigt: In fünf Jahren sind die dort inserierten Angebotspreise in Heilbronn um 34 Prozent nach oben gegangen, von 2021 auf 2022 um vier Prozent. Branchenexperten erwarten, dass es in den kommenden Jahren zu weiteren Mietpreisanstiegen kommen wird.

Leerstandsquote in Heilbronn "irre" niedrig

Einen der Gründe dafür nennt Martin Werner, Inhaber der Maklergruppe Werner Immobilien: "Die Nachfrage ist groß und die Leerstandsquote in Heilbronn liegt bei ein bis zwei Prozent, das ist irre wenig. Da ist also ordentlich Druck auf dem Kessel."

Der Berliner Immobilienmarkt-Experte Jan Kricheldorf, der mit Werner eine digitale Veranstaltung zur Situation auf dem Heilbronner Markt durchgeführt hat, sagt: "Die Politik hat es versäumt, ausreichend Wohnraum zu schaffen." Das, ergänzt Werner, gelte vor allem bundesweit - Heilbronn habe früh begonnen, dagegen zu steuern.


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Doppelverdiener entscheiden sich in unsicherer Zeit oft gegen Immobilienkauf

Einen weiteren Grund für Mietpreisanstiege sieht der Experte in der Tendenz, dass junge Paare sich momentan eher für Mietwohnungen entscheiden als für den Immobilienkauf. "Das sind häufig Doppelverdiener, die sich auch höhere Mieten leisten können", erklärt er. Während diese Gruppe früher noch eine Immobilie gekauft hätte, sei in der derzeitigen krisenbehafteten Wirtschaftssituation die Unsicherheit einfach zu groß. Und so drängen auch sie auf den sowieso schon überlaufenen Mietwohnungsmarkt.


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Die tatsächlichen Mieten in Heilbronn sind laut Werner etwas niedriger als der von Immowelt angegebene Angebotspreisschnitt. Eine 80-Quadratmeter-Wohnung würde bei durchschnittlicher Lage und Ausstattung seiner Schätzung nach auf etwa 800 Euro Kaltmiete kommen. Im Neubausegment wäre man hier dagegen schon bei einer Miete von mehr als 1000 Euro.

Bei Bestandsgebäuden, so Werner, werde es preislich weiter nach oben gehen. Die Mieten in Neubauten hingegen "sind nah am Limit angekommen." Bei Neubauten hätten besonders die hohen Baukosten dazu beigetragen, dass die Mieten mittlerweile im Spitzenbereich angekommen seien.


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Durch den geplanten Innovationspark Künstliche Intelligenz werden künftig noch mehr Wohnungen gebraucht

Alfred Huber, der Vorsitzende des Mieterbunds Heilbronn-Franken, sieht noch weitere Gründe für steigende Mieten. "In Heilbronn hat die Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen Jahren eher stagniert. Jetzt gehen die Zahlen der Zuzüge wieder hoch", sagt er. Mit dem geplanten großen Innovationspark Künstliche Intelligenz würde zudem auch künftig immer mehr Wohnraum gebraucht. Eine Lösung sieht Huber vor allem im verstärkten Bau geförderter Wohnungen. Zudem sollte der gemeinnützige Wohnungsbau, etwa von Genossenschaften, wieder mehr "zum Leben erweckt" werden.


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Eigenkapital-Forderungen von 20 Prozent beim Kauf mittlerweile fast normal

Für die, die es sich leisten können, empfiehlt Werner, auf Eigentum statt Miete zu setzen. "Eine abbezahlte, selbst genutzte Immobilie ist nach wie vor die beste Altersvorsorge", sagt er. Die Finanzierung sei allerdings immer schwieriger. "Die Forderung nach einem Eigenkapital von 20 Prozent ist bei Banken heute schon fast normal." Das Zinsniveau ist Werners Einschätzung nach aber "keine Katastrophe", sondern für den Markt "völlig normal".

Die Katastrophe habe vielmehr vor zehn Jahren "mit der Jahrhundert-Niedrigzinsentwicklung begonnen", als "die Preise ohne Ende nach oben stiegen" und letztendlich "nichts mehr mit der tatsächlichen Wertigkeit einer Immobilie zu tun hatten". Von diesem "Immobilienfieber", so der Branchen-Beobachter, habe sich der Markt nun verabschiedet.


Serie Bauen und Wohnen

In loser Reihenfolge berichten wir in der Serie Bauen und Wohnen über Entwicklungen in diesem Bereich.

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