Können Studierende sich eine Wohnung in Heilbronn noch leisten?
Der Wohnraum für Studierende in Baden-Württemberg ist knapp und teuer. In Heilbronn ist die Verfügbarkeit von Zimmern im Vergleich zu anderen Universitätsstädten noch recht gut. Dafür sind die hohen Mietpreise ein Abschreckungsfaktor.
Der Wohnraum für Studierende in Baden-Württemberg im angelaufenen Wintersemester ist knapp und teuer. Medienberichten zufolge sind tausende Studierende auf der Suche nach einem Zimmer und müssen auf Notunterkünfte oder gar Campingplätze ausweichen. Problematisch ist nicht nur die Verfügbarkeit von Wohnheim- und WG-Zimmern. Auch die hohen Mietpreise bereiten Sorgen. Obwohl die Lage in Heilbronn nicht so dramatisch ist wie in anderen Universitätsstädten, steigen die Mietpreise auch hier stetig.
Studentenheim-Betreiber sprechen von enorm vielen und verzweifelten Anfragen
Die Firma Böhringer, die in Heilbronn die Studentenwohnheime PaulA und RobertA betreibt, kann bestätigen, dass der Andrang in diesem Semester sehr hoch ist. "Wir haben eine durchgehende Auslastung von 100 Prozent, und noch enorm viele und auch sehr verzweifelte Anfragen. Zum Teil rufen Eltern an, die sagen: Wir suchen jetzt schon so lang, und alles ist voll", heißt es von einer Mitarbeiterin. Die beiden Studentenwohnheime seien auch gefragt, weil sie vergleichsweise günstig seien, besonders das Wohnheim RobertA. Dort gibt es Zimmer mit einer Warmmiete ab rund 330 Euro.
Im sogenannten Anspannungsindex einer neuen Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts liegt Heilbronn mit einem Index von 40,5 im Mittelfeld, auf Platz 40 von den 95 in der Studie verglichenen Hochschulstädten. 100 ist der höchste und schlechteste Indexwert. Die Anspannung wird anhand von mehreren Faktoren wie Mietpreisen, Bevölkerungszahl, Anzahl der Studierenden, Leerstandsquote, Neubauanteil und vielem mehr berechnet. München hat mit einem Wert von 79 den höchsten Anspannungsindex.
Der durchschnittliche Mietpreis für WG-Zimmer in Heilbronn liegt laut der Studie bei 420 Euro. Im vergangenen Jahr war der Schnitt noch 385 Euro, 2020 und 2019 waren es 370 Euro. Während die Durchschnitts-WG-Preise laut Daten der Studie von 2016 bis 2021 eher mäßig gestiegen sind, ist der Preissprung jetzt umso deutlicher.
Schneller Fund für die einen, langer Weg für die anderen
Die persönlichen Geschichten und Erfahrungen von Studierenden auf Wohnungssuche in Heilbronn sind unterschiedlich. Manche sprechen von Glück, schnell eine passende Wohnung gefunden zu haben, so wie Laura Gert. Sie ist aus Fulda nach Heilbronn gezogen, um ihren Bachelor in Tourismus-Management an der Hochschule Heilbronn (HHN) zu absolvieren. Die 20-Jährige sagt, sie habe sich im Internet umgeschaut und Besichtigungen ausgemacht. "Bei vielen war nicht sicher, ob man die Wohnung auch wirklich bekommt", die Vermieter hätten offen gesagt, dass es viele andere Bewerber gebe. Letztendlich ist Gert in einer Einzimmerwohnung untergekommen. Die Vermieterin, eine ältere Dame, wohnt direkt über ihr. Die Miete der Wohnungen, die sie sich angeschaut hat, habe zwischen 500 und 750 Euro gelegen - oft ohne Gas oder Strom.
Bei Bahia Boukhari gestaltete sich die Suche schwieriger. Die 29-Jährige macht ihren Master an der TUM in Heilbronn und kommt aus dem Libanon. Zunächst, erzählt sie, habe sie sich vor fünf oder sechs Monaten beim Studierendenwerk Heidelberg, das drei Wohnheime in Heilbronn betreibt, nach Plätzen erkundigt. Gleichzeitig schaut sie sich auf Online-Plattformen um. "Ich habe an die 100 Nachrichten verschickt", sagt Boukhari. Und hört erst einmal gar nichts. Ihre ersten Tage in Heilbronn muss sie in einem Airbnb verbringen. "Es war sehr schwierig und sehr frustrierend." Schließlich bekommt sie ein Angebot vom Studierendenwerk für eine Zweier-WG. Mit 300 Euro Warmmiete bleibt sie dort deutlich unter dem Schnitt.
Ahmed Eltayyeb ist ebenfalls aus dem Ausland, aus Neuseeland, nach Heilbronn gekommen, um an der TUM am Bildungscampus zu studieren. Der 18-Jährige beschreibt seine Suche als recht einfach. "Ich habe mich auf WG-gesucht umgeschaut und Besichtigungen ausgemacht". In sechs WGs spricht er vor, bei seinem Favoriten erhält er auch prompt eine Zusage. Die Preise bei den Zimmern, die er findet, liegen zwischen 430 und 500 Euro.
Asta der Hochschule Heilbronn zeigt sich enttäuscht von mangelhafter Unterstützung für Studierende
Verschiedene Ansprechpartner der DHBW Heilbronn und HHN bestätigen, dass die Lage in Heilbronn recht entspannt sei - zumindest, was die Verfügbarkeit von Wohnungen angeht. Der Allgemeine Studierendenausschuss der HHN (Asta) teilt zudem mit, dass die HHN ein Kleinanzeigenportal betreibe, in dem Privatpersonen und Unternehmen Angebote wie Wohnungen veröffentlichen können. Angebot und Nachfrage, so der Asta, seien allerdings zurückgegangen und ein deutlicher Preisanstieg sei zu verzeichnen. "Durch Gespräche mit Studierenden haben wir erfahren, dass viele gar nicht mehr nach Heilbronn ziehen möchten und lieber pendeln, um sich die Miete zu sparen. Hierfür nehmen sie teilweise sehr lange Wege und viel Zeit - bis zu 1,5 Stunden - auf sich", heißt es auf Anfrage.
Der Asta bedauert, dass Wohnheimplätze für einige Studierende nicht mehr bezahlbar seien und es zu wenig finanzielle Entlastungen vom Staat für Studierende gebe. Das dritte Entlastungspaket der Regierung sei kaum Grund zur Erleichterung, zumal "immer noch nicht klar ist, wann dieses denn endlich ausgezahlt werden soll".