Automaten-Standorte in Heilbronn nehmen zu – "Kann zu rechtlichen Problemen kommen"
Leere Ladenflächen werden zunehmend von Blechkästen mit Snacks und Getränken eingenommen. Taugen Automatenshops als neues Geschäftsmodell für die Zukunft der Innenstädte?

Das Sterben der Innenstädte ist momentan ein aktuelles Thema. Immer mehr Läden müssen aufgrund fehlender Einnahmen oder zu hoher Kosten die Schotten dicht machen. Überraschenderweise sind diese leeren Ladenflächen jedoch ein fruchtbarer Nährboden für ein neues Geschäftsmodell – Automatenshops. Getränke, Snacks, Alkohol und E-Zigaretten animieren Jugendliche zum Einkauf, wenn auch zu hohen Preisen. Trotzdem scheint dieses Konzept aufzugehen. Jugendliche stehen oftmals Schlange vor den Blechkästen.
Der Reiz, die teuren Automaten anstelle des handelsüblichen Supermarkts zu besuchen, liegt vor allem an den Produkten. Die Automaten enthalten trendige Getränke und Snacks aus Amerika und China. Im Internet konsumieren Influencer die hippen Produkte und rufen zum Nachmachen auf. Ein Beispiel ist der nun verbotene Hot-Chip mit über 1,6 Millionen Scoville. Aufgrund der extremen Schärfe hat dieser virale Trend einige Menschen ins Krankenhaus gebracht.
E-Zigaretten, sogenannte „Vapes“, gehört ebenfalls zu den Verkaufsschlagern. Hier wird, wie bei alkoholischen Produkten, eine Altersverifizierung benötigt. Für das Betreiben eines Automaten wird nur zum Auffüllen der Produkte und zum Entnehmen des Geldes Personal benötigt. Meistens sorgen Kameras für die nötige Sicherheit. Ein weiterer Vorteil sind die Öffnungszeiten. Rund um die Uhr, selbst an Sonn- und Feiertagen, sind die Automaten bedienbar – ein großer Vorteil gegenüber dem Einzelhandel.
Trotz hohen Preisen: Automatenshops kommen bei Jugendlichen super an
Die importierten Waren werden aufgrund des medialen Einflusses verhältnismäßig teuer verkauft. Die scharfen, erdnussflipsähnlichen Takis aus Mexiko können im amerikanischen Walmart für umgerechnet 3,64 Euro pro 280 Gramm erworben werden. Hiesige Automaten verlangen für ungefähr 100 Gramm im Schnitt stolze fünf Euro.
Der Automatenaufsteller Selim Kuran vom Heilbronner Snackwolf Automatenshop kauft seine Waren bei einem Großhändler ein. „Mit einem Mengenrabatt bekommen wir die Takis für ungefähr 2,30 Euro pro Stück“, erklärt der junge Unternehmer. Auch im Internet werden die importierten Schmankerl verkauft und beworben.
In Heilbronn hat sich die Firma „Candy Peak“ niedergelassen und beliefert Privatkunden und Automatenaufsteller. „Wir bieten den Leuten bequemen Onlineservice zum fairen Preis an“, sagt Geschäftsführer Murat Yörüker. Der Erfolg der Firma basiert auf den zahlreichen TikTok- und Youtube-Abonnenten des Mitgründers Luca Yilmaz („V-Skillz“). Allein in den ersten sieben Monaten soll die Snack-Firma zwei Millionen Euro Umsatz eingebracht haben. Die Konkurrenz wachse allerdings täglich, betont Yörüker. „Auch die Tankstellen und Supermärkte sehen langsam das Potenzial in diesem Bereich.“ Die Automaten dürften daher bald nicht mehr die gewünschten Umsätze liefern.
Verstoß gegen Feiertagsgesetz: Automatenbetreiber stehen vor möglichem Problem
Professor Stephan Rüschen von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg findet den Boom der Automatenshops grundsätzlich in Ordnung. „Es ist gut, dass leerstehende Ladenflächen gefüllt werden, auch wenn gewöhnliche Läden und Geschäfte natürlich besser für das Stadtbild sind.“ Durch die Corona-Pandemie habe sich das Automatensystem bewährt und könne schon jetzt positiv zum Stadtleben beitragen. „Am Freiburger Hauptbahnhof gibt es einen Laden mit über 36 Automaten“, sagt der Experte für Lebensmittelhandel. Im Sortiment seien Esswaren, Drogerieartikel oder sogar selbstgemachter Käsekuchen.
"Es kann zu rechtlichen Problemen kommen."
Stephan Rüschen
Ein mögliches Problem der Automaten können die ständigen Öffnungszeiten sein, die gegen das Feiertagsgesetz verstoßen. „Sobald das Sortiment dem eines Einkaufsladens ähnelt, kann es zu rechtlichen Problemen kommen“, so Rüschen. Hierzu gäbe es allerdings noch keine einheitlichen Vorgaben. Für Anwohner kann ein Automatenzentrum ebenfalls bedenklich sein. Der Lärm durch viele Kunden an Feiertagen und in der Nacht, sei nicht zu vermeiden.

Heilbronn als Stadt der Automaten: Neues Geschäft an der Allee
In Heilbronn nimmt die Anzahl an Automaten seit geraumer Zeit stark zu. Nach den beiden großen Ladenflächen in der Weinsberger Straße und im Ortsteil Neckargartach eröffnete diese Woche erneut ein Automatengeschäft an der Allee mit dem Namen „Roadrunner“. Auch im ländlichen Bereich der Region Heilbronn-Franken gibt es Automaten, die allerdings nützliche Waren anbieten. Zum Sortiment gehören beispielsweise Lebensmittel wie Eier, Milch und Fleisch.