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Stadt rechnet mit Förderung 
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Wie teuer wird die Heilbronner Seilbahn? OB Mergel hält sich bei Kosten bedeckt

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Heilbronn will eine Seilbahn vom Zentrum nach Neckargartach bauen. Das Projekt war Thema beim Diskussionsforum der Heilbronner Stimme im Wertwiesenpark.


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Eine innerstädtische Seilbahn soll die Heilbronner City mit dem Bildungscampus und dem geplanten KI-Innovationspark Ipai im Stadtteil Neckargartach verbinden. Beim Diskussionsabend „Im Fokus“ auf der Bühne im Wertwiesenpark war das Projekt am Freitagabend zentrales Thema. 

Auf die Nachfrage der Stimme-Journalisten, was eine Seilbahn kosten würde, betonte OB Harry Mergel: „Sie werden von mir keine Zahl hören.“ Das Vorhaben befindet sich in einem frühen Planungsstadium. Mergel erinnerte an seine Erfahrungen mit der Buga-Brücke. Das Bauwerk mit der charakteristischen Blitz-Form verbindet den Hauptbahnhof mit dem neuen Stadtteil Neckarbogen. Die Brücke sollte ursprünglich um die sieben Millionen Euro kosten, letztlich waren es fast 19 Millionen Euro. 

Seilbahn in Heilbronn: Bund und Land könnten Geld geben 

Diesem „Fluch der ersten Zahl“ will sich Mergel bei der Seilbahn offenbar nicht aussetzen. Er betonte aber, die Verbindung mit Gondeln sei den ersten Kalkulationen zufolge 80 Prozent günstiger als eine Stadtbahnverbindung, wie sie zum Beispiel vom Verkehrsclub VCD gefordert wird. 

Klar ist: Wird die Seilbahn gebaut, kann die Stadt auf üppige Förderung hoffen. Der Bund hat erst 2022 Seilbahnen ins Gesetz zur Finanzierung der Verkehrswege (GVFG) aufgenommen und die Exoten damit zur ernstzunehmenden ÖPNV-Optionen geadelt. Möglich ist eine Förderung zu 75 Prozent aus Bundesmitteln. Von den restlichen 25 Prozent könnte wiederum das Land drei Viertel beisteuern. Entsprechende Signale gibt es. 

Heilbronner wegen Seilbahn zu Besuch in Berlin 

Auch der Bund ist offenbar aufgeschlossen. Dieser Tage waren Oberbürgermeister Harry Mergel, Baubürgermeister Andreas Ringle sowie der städtische Seilbahnbeauftragte Jens Boysen in Berlin und stellten das Vorhaben dem neuen Bundesverkehrsminister Patrick Schneider vor. Der CDU-Politiker sei „beeindruckt“ gewesen, berichtet die Heilbronner Delegation. 

Doch was kostet die Heilbronner Seilbahn? Das bleibt Spekulation, es gibt allenfalls Anhaltspunkte. So scheint aus anderen Projekten ein Preis von 20 bis 30 Millionen Euro je Streckenkilometer realistisch. In Heilbronn bei einer 4,7 Kilometer langen Strecke ergäbe das eine Summe um die 100 Millionen Euro. Allerdings sind laut Experten vor allem die Haltestellen der Kostentreiber, davon gibt es in Heilbronn mit fünf relativ viele. 


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Kommentare

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Jakob Gabriel am 22.07.2025 10:58 Uhr

Heilbronn investiert. Das ist erstmal löblich. Aber auf Pump eine Seilbahn zu bauen, die schwierig in die Mobilitäts-Initiative zu integrieren ist meiner Meinung nach rausgeworfenes Geld. Niemand wird in der Rushhour die Seilbahn nutzen um von A nach B bzw. von B nach A zu kommen. Auch wenn dazwischen noch 3 Haltestationen möglich sind (glaub ich zumindest... es ist von insgesamt 5 Stationen die Rede).
Für Touristen dagegen ist die Seilbahn sicherlich anziehend um die Stadt von oben zu erleben.
Aber sind die vielen Millionen, die dafür notwendig sind, um ein paar weitere Touristen anzuziehen?
Wie immer kommt es auf die Gesamtkosten an. Ich seh da kaum Chancen, dass die Gesamtkosten unterhalb einer 9-stelligen Summe bleiben. Eher im Bereich einer Viertel Milliarde. Woher die Zahlen stammen? Schauen wir mal Wuppertal an. Dort wurde 2016 bereits mit Kosten von 140 Mio € gerechnet. Das Projekt wurde dann 2019 eingestellt. Wenn man von 250 Mio € oder mehr an Kosten ausgeht, dann rechnet sich das Projekt wohl nie, wenn von maximal 1500 Menschen pro Stunde (in der Spitze) ausgeht. Auch die Wartung darf man nicht überschätzen. Auch hier sind 2-4% der ursprünglichen Kosten pro Jahr anzusetzen. Ob dies berücksichtigt wird?

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Jürgen Mosthaf am 22.07.2025 05:57 Uhr

Schwachsinnig! Auch Fördergelder sind Steuergelder, die an anderer Stelle fehlen. Heilbronn hat 120 000 Einwohner. Liest man sich in die Materie ein stellt man schnell fest, dass Seilbahnen dazu genutzt werden um Höhendifferenzen zu überwinden. Einen sinnvollen Einsatz daneben findet man vor allem in Städten mit über 500 000 Einwohnern, die Aufgrund ihrer engen Bebauung, eines Flusslaufes oder eines deutlichen Höhenunterschiedes solch ein Projekt rechtfertigen.

Ein weiterer Punkt über den sträflich wenig gesprochen wird sind neben den tatsächlichen undefinierbaren Baukosten die Betriebskosten im Vergleich zu der geringen Auslastung zu wirklich notwendigen Seilbahnverbindungen dieser Welt.

Eine Rechtfertigung für solch eine Steuerverschwendung gibt es in Heilbronn nicht. Es gäbe jede Menge von kommunalen Pflichtaufgaben, die weniger spektakulär aber deutlich sinnvoller wären als solch ein Hirngespinst und Prestigeprojekt für den Ego demokratisch gewählter Entscheidungsträger, wozu ich die Tageszeitung nicht zähle. Offensichtlich versucht man hier mit klammen städtischen Finanzen einem privaten Gönner dieser Stadt städtebaulich auf Augenhöhe zu begegnen.

Jürgen Mosthaf

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