Seilbahn für Heilbronn: Wie realistisch ist die Idee?
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Zur Anbindung des Ipai plant Heilbronn eine Seilbahn. Andere Städte wie Stuttgart, München oder Duisburg hatten diese Idee ebenfalls. Was daraus geworden ist und wie realistisch die Gondeln für Heilbronn sind.
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Eine Seilbahn, wo es weder Berge noch Skifahrer gibt? Die Skepsis ist groß, seit Heilbronn Pläne für eine Gondel-Strecke von der City über den Bildungscampus bis zum neuen KI-Industriepark Ipai vorantreibt. Doch ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus zeigt: Das Thema hat die Nische verlassen und beflügelt die Fantasie von Stadtplanern in ganz Europa.
Zugspitze, Schauinsland, Bundesgartenschau: Das kommt wohl den meisten zuerst in den Sinn. Im Gegensatz zu den Berggondeln hat das Konzept der urbanen Seilbahn als Teil des öffentlichen Nahverkehrssystems in Deutschland noch kaum Beachtung gefunden, während es etwa in südamerikanischen Metropolen schon lange solche Anlagen gibt. Hierzulande war die Initialzündung 2022.
Seilbahn als ÖPNV-Option: Welche Städte neben Heilbronn noch die Idee hatten
Der Bund hat Seilbahnen damals ins Gesetz zur Finanzierung der Verkehrswege (GVFG) aufgenommen und die Exoten damit zu ernst zu nehmenden ÖPNV-Optionen geadelt. Seither ist eine Bundesförderung bis zu 75 Prozent der Kosten möglich, die von den Ländern auf bis zu 95 Prozent aufgestockt werden kann. „Das“, sagt Dominik Berndt, „war faktisch die Stunde Null für das Thema.“ Berndt ist Stadtplaner und Geschäftsführer des Unternehmens Cable Car World GmbH, das unter anderem eine gleichnamige Fachmesse zu dem Thema in Essen mitgestaltet.
An Seilbahn-Ideen war schon zuvor kein Mangel, erinnert sich der Fachmann. „Es gab rund 100 Projektideen in Deutschland.“ Oft waren sie mehr getrieben von politischer Euphorie als von Sachkenntnis. München wollte mit Gondeln über den Mittelstreifen des viel befahrenen Frankfurter Rings schweben.
Gondel-Planung für Heilbronn: Anbindung mit Seilbahn in Stuttgart?
Stuttgart hegt seit Jahren Pläne, den sogenannten Eiermann-Campus am Stadtrand anzubinden. Das Städtebauprojekt steckt fest, von einer Seilbahn ist in der Landeshauptstadt derzeit keine Rede. „Viele der Ideen haben sich schnell erledigt“, weiß Cable-Car-World-Chef Berndt. „Wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, verläuft auch die beste Idee im Sand.“
Doch das Konzept der urbanen Seilbahn scheint der Wildwuchsphase entwachsen. Städte stellen nun vermehrt fundierte Studien an, klopfen Alternativen ab. „Es gibt heute einige seriöse Projekte“, sagt Dominik Berndt und zählt ausdrücklich Heilbronn dazu. Hier gibt es eine Gemeinsamkeit mit Seilbahn-Vorhaben, die in den nordrhein-westfälischen Städten Duisburg und Herne verfolgt werden. Bei allen Dreien geht es um die Anbindung von Neubaugebieten.
Seilbahn zum Ipai: Rush-Hour in der Heilbronner Gondel?
Duisburg will das Seil vom Hauptbahnhof in sogenannte „Zukunftsquartiere“ im Süden der Stadt spannen. Herne will den Graben vom Bahnhof über Gleisanlagen in ein neues Stadtquartier überwinden. Etwas anders ist die Situation in Bonn: Dort geht es nicht um Neubauareale, sondern um Verkehr zu bestehender Infrastruktur, in diesem Fall das Universitätsklinikum.
Eine Überlegung treibt alle um: Eine Seilbahn ist ein sogenannter „Stetigförderer“, also darauf ausgelegt, im Dauerfluss Passagiere aufzunehmen, unabhängig von der Rush-Hour am Morgen und am Nachmittag. Auch das sorgt für Skepsis in Heilbronn. Besteht wirklich der Bedarf, den ganzen Tag zum Ipai zu gondeln? Das System lasse sich gut an den Bedarf anpassen, erklärt Dominik Berndt. „Fährt die Seilbahn mit vier statt fünf Metern pro Sekunde, merkt das der Fahrgast kaum, es spart aber bis zu 20 Prozent des Energiebedarfs.“
Gondeln in Heilbronn: Welche Haltestellen für die Seilbahn möglich sind
Es gibt auch On-Demand-Systeme, bei denen Kabinen je nach Passagieraufkommen ein und ausgehängt werden. Heilbronn hat sich noch nicht auf ein System festgelegt. Auch über die Kosten ist nichts Konkretes bekannt. In der Fachliteratur kursieren Werte von 3,5 bis 30 Millionen Euro pro Streckenkilometer. In Bonn soll die Seilbahn 4,3 Kilometer lang sein, etwas kürzer als die 4,7 Kilometer in Heilbronn. Kalkulierte Kosten dort: 66 Millionen Euro nach Preisen von 2019. Klar ist: Das Teure an Seilbahnen ist die Infrastruktur der Stationen. Je mehr Halte, desto höher die Kosten.
Mögliche Finanzierung von Seilbahn-Projekten
Urbane Seilbahnen wurden 2022 in das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) aufgenommen und sind seither als förderfähige Vorhaben anerkannt. Mit der jüngsten Neuregelung des GVFG können Seilbahnprojekte bei einer Mindestvorhabengröße von 30 Millionen Euro mit bis zu 75 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten im Rahmen des GVFG-Bundesprogramms gefördert werden. Mit Länderförderung können es bis zu 95 Prozent sein.
In Heilbronn sind fünf Stopps geplant: am Hauptbahnhof, auf dem Bildungscampus West, im Industriepark Wohlgelegen, beim Campina-Gelände in Neckargartach und schließlich am Ipai. Als echte „ÖPNV-Seilbahn“ gilt eine Anlage, wenn sie ins örtliche Tarifsystem eingebunden ist. Das gibt es in Deutschland bisher nicht.
Seilbahnen in Frankreich: Paris bekommt im Jahr 2025 Gondeln
In Stuttgart sind die Kriterien erfüllt, dort rattern Holzwagen seit 1929 aus dem Tal zum Waldfriedhof hinauf, alles im Tarif inklusive. Allerdings handelt es sich bei dem historischen Kleinod um eine Standseilbahn, keine Schwebe-Seilbahn, wie sie in Heilbronn gebaut werde soll.
Eine solche gibt es in der südfranzösischen Großstadt Toulouse. Die Gondeln verbinden dort eine Universität mit einem Klinikstandort. Eröffnet wurde die Bahn 2022, nach zwei Jahren zählte sie drei Millionen Fahrgäste, zuletzt wurden die Fahrzeiten wegen großer Nachfrage bis Mitternacht verlängert.
Téléo heißt die Seilbahn im südfranzösischen Toulouse: Die 2022 eröffnete Anlage gilt als großer Erfolg, die Fahrzeiten wurden zuletzt erweitert.
Foto: Matgrt
Noch 2025 soll bei Paris eine vier Kilometer lange Seilbahn das Metro-Netz ergänzen. Wer wird der Pionier in Sachen urbane Seilbahn in Deutschland? Bonn rechnet mit einer Inbetriebnahme frühestens 2028. Dominik Berndt von der Cable Car World GmbH rechnet damit, „dass für die deutschen Projekte allesamt 2030 ein realistisches Ziel ist“. Da wäre auch Heilbronn gut im Rennen.
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Jürgen Mosthaf am 12.06.2025 13:59 Uhr
In La Paz werden pro Tag über 300 000 Menschen pro Tag über 1000 Höhenmeter transportiert. In Metropolen in denen an jedem Tag im Jahr ein Verkehrskollaps stattfindet macht solch ein Transportmittel durchaus Sinn. Milliarden an Steuergeld kann man auch als Masken thermisch verwerten, kriminellen Coronatestern in den Hintern blasen oder bei einer nie gebauten Batteriefabrik und gegroundetem Mautsystem ohne Konsequenzen zum offenen Fenster rausschmeissen. Jeden Tag lese ich wie die Kommunen kurz vor dem finanziellen Kollaps stehen und dann das Vierfache an Grundsteuern eintreibt.
Gottseidank verfügen wir wieder über hunderte von Milliarden als Sondervermögen. Diejenigen die ihr Gehalt nicht aus Steuergeldern finanziert bekommen drücken jetzt schon mehr als die Hälfte von jedem verdienten Euro ab. Wenn ich durch mein Städtle gehe sehe ich hunderte von Dingen die im Argen liegen. Der einfache Bürger braucht einen funktionierenden und gerechten Staat der vor allem seinen Pflichtaufgaben nachkommt. Der Staat lebt von seinen Bürgern und nicht umgekehrt. Eine Seilbahn vom Bahnhof in das neue Silicon Valley der KI braucht der kleine Bürger am wenigsten.
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