Seilbahn in Heilbronn: Land unterstützt Pläne mit Millionen-Betrag
Rückenwind für Heilbronns spektakuläres Seilbahn-Projekt: Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Pläne, den KI-Park Ipai mit Gondeln an die City anzubinden. Dazu fließt auch Geld aus Stuttgart.
Das spektakuläre Heilbronner Seilbahn-Projekt hat einen weiteren wichtigen Schritt genommen. Wie die Heilbronner Stimme exklusiv erfahren hat, haben Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel und Landesverkehrsminister Winfried Hermann am Montag in Stuttgart eine Absichtserklärung, einen sogenannten Letter of Intent, unterzeichnet. Darin verpflichtet sich das Land, die Hälfte der Planungskosten mit einer Vorfinanzierung von vier Millionen Euro zu übernehmen.
„Seilbahnen in der Stadt sind ein innovatives Verkehrsmittel und passen perfekt in moderne ÖPNV-Konzepte“, sagte Hermann anlässlich der Unterzeichnung. Die Gondeln könnten flächensparend Stadtzentren mit Vierteln an der Peripherie verbinden und „Engpässe am Boden“ überwinden, ist der Grünen-Politiker überzeugt.
Gondeln in Heilbronn: Seilbahnen im Nahverkehrsnetz sind ein Novum
Seilbahnen als Teil des öffentlichen Nahverkehrssystems sind in Deutschland ein Novum, obwohl es in vielen Städten entsprechende Überlegungen gibt. Bisher, so Hermann, sei keine Stadt über erste Machbarkeitsstudien hinausgekommen. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass das in Heilbronn jetzt gelingen kann.“
Für Oberbürgermeister Harry Mergel ist die urbane Seilbahn „eine große Chance, Heilbronn als Zukunftsstadt weiterzuentwickeln“. Die Pläne dafür sind vor wenigen Wochen vorgestellt worden. Die Strecke soll in der Nähe des Hauptbahnhofs beginnen und über insgesamt fünf Haltestellen nach Norden führen.
Gondeln sollen KI-Innovationspark an die Heilbronner City anbinden
Angebunden würden damit der erweiterte Bildungscampus, auf dem sich zuletzt international renommierte Hochschulen angesiedelt haben, der Zukunftspark Wohlgelegen als Standort für Start-up-Unternehmen und der neue KI-Innovationspark Ipai (Innovation Park Artificial Intelligence). Das Areal entsteht nordwestlich der City im Stadtteil Neckargartach. Dort sollen einmal bis zu 5000 Menschen in zahlreichen Firmen und Forschungseinrichtungen an Anwendungen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz arbeiten.

Wie genau das System in Heilbronn funktioniert, soll erst noch festgelegt werden. Eine Option ist eine Gondelbahn, die sich wie bei den aus Skigebieten bekannten Varianten während der Betriebszeiten ständig dreht. Daneben gibt es bereits sogenannte On-Demand-Systeme, bei denen sich Kabinen erst in Bewegung setzen, wenn ausreichend Passagiere bereitstehen.
Seilbahn in Heilbronn: Kosten-Nutzen-Check fällt positiv aus
Vorgesehen sind Gondeln mit einer Kapazität von je zehn Personen, die Fahrtzeit für die 4,7 Kilometer lange Strecke soll 14 Minuten betragen. Eine erste Hürde hat das Projekt bereits genommen. So ergab eine Untersuchung durch ein Fachbüro ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1,27. Hier ist entscheidend, dass der Wert größer als eins ist – dass also jeder investierte Euro mehr als einen Euro volkswirtschaftlichen Nutzen bringt. Die sogenannte standardisierte Bewertung ist entscheidend dafür, ob öffentliche Fördergelder in ein Projekt fließen können.

Standseilbahnen gibt es in Baden-Württemberg bereits, etwa eine historische Linie in Stuttgart. Seilschwebebahnen werden hingegen vor allem in Urlaubsgebieten genutzt, um Berge für Wanderer oder Skifahrer zu erschließen. Bei der Bundesgartenschau in Mannheim verband eine mittlerweile abgebaute Gondelbahn die verschiedenen Areale der Schau.
In Berlin gibt es, ebenfalls als Erbe einer Gartenschau, eine Seilbahn in Marzahn. Die Stadt hat kürzlich davon Abstand genommen, sie in das Berliner Tarifsystem aufzunehmen. Das französische Toulouse bezeichnet sich als Vorreiter mit Gondeln, die Teil des öffentlichen Nahverkehrssystems sind. Auch in Paris geht in diesem Jahr eine solche Bahn in Betrieb.