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„Schön, aber nicht kritisch“: KI-Film zu altem Heilbronn sorgt für Gesprächsstoff

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Aus alten Fotografien und Postkarten entstand mithilfe Künstlicher Intelligenz ein Film, der das historische Heilbronn angeblich lebendig werden lässt – die Reaktionen darauf sind gespalten.


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Das alte Heilbronn treibt derzeit viele Heilbronner um. Victor Gruber hat es dank Künstlicher Intelligenz (KI) geschafft, mit alten Fotos und Postkarten einen Film herzustellen, in dem das einstige Heilbronn wieder zu leben scheint. Zu sehen sind historische Gebäude vor der Zerstörung im Jahr 1944, KI-animierte Personen laufen umher, kaufen an einem Marktstand ein, Fahrzeuge und Pferdekutschen bewegen sich. Der Film ist unter Historikern umstritten, weil nicht das echte Heilbronn entsteht, sondern ein geschöntes ohne das Leid auf der Straße.

Historiker kritisiert KI-Video, das altes Heilbronn zeigen soll

Ebenfalls kritisiert wird, dass das eingeblendete Jahr 1920 suggeriert, dass das Heilbronn aus diesem Jahr zu sehen ist. Tatsächlich waren die Vorlagen aus mehreren Jahrzehnten nach der Jahrhundertwende, das gibt selbst Victor Gruber zu. Er wollte nach eigenen Angaben „die historische Schönheit von Heilbronn zeigen“ und zum Nachdenken anregen. Das ist gelungen.

Das alte Heilbronn: Zu sehen ist das Fleiner Tor.
Das alte Heilbronn: Zu sehen ist das Fleiner Tor.  Foto: privat

KI-Film zum alten Heilbronn: Die Reaktionen auf unsere Berichterstattung

Die Reaktionen an unsere Redaktion sind geteilter Meinung. Ein Befürworter des Films schreibt: „Anstatt den kleinen Film einfach anzuschauen und zu genießen, treten wieder die Besserwisser und Mahner auf den Plan.“ Sie hätten Einwände und Bedenken gegen diese Produktion. Es sei doch fast jedem klar, so der Autor, dass das Ganze eine KI-Animation ist und „es in der Stadt vor 100 Jahren sicher auch viele dreckige Ecken und Elend gab, dafür braucht’s keinen Althistoriker der Stadt Heilbronn“.

In der Mail an unsere Redaktion heißt es außerdem: „Für mich ist der Film gut gemacht, ganz egal ob die Aufnahmen die 1910er, 20er oder 30er Jahre zeigen.“


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Historiker: Heilbronn war damals auch beengt, verdreckt und unhygienisch

Auch Joachim Hennze wendet sich an die Stimme. „Der Filmbeitrag ist schön, aber nicht kritisch“, so der Historiker. Ein einseitiges Bild könne mehr zerstören, als tausend Worte wieder berichtigen können. Im Film zu sehen seien „mehrheitlich Ansichten von Gebäuden aus der Zeit zwischen 1870 und 1914“.

Hennze schreibt: „In jenen Jahren boomte Heilbronn und sein Stadtbild hat sich radikal verändert.“ Diese Neubauten im Stil des Historismus seien aber nicht allein typisch für Heilbronn, sondern für jede deutsche Stadt, die in jenen Jahren einen wirtschaftlichen Aufstieg erlebte. Nur: Heilbronn sei in jenen Jahren aber auch „sehr beengt, verdreckt und unhygienisch“ gewesen. Das treffe zudem auf Reutlingen, Ulm, Pforzheim und andere Industriestädte zu. 


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Dem Historiker Peter Wanner fehlen in dem Film die Kriegsversehrten nach dem Ersten Weltkrieg. Dem stimmt Joachim Hennze zu. Er ergänzt: „Auch der Hunger, der Dreck und die Enge der Behausungen machten das Leben der unteren 40 Prozent der Gesellschaft zur Hölle.“ Dies sei der Preis für die Industrialisierung und den Wohlstand der oberen zehn Prozent gewesen. „Damals war dies aber kein Thema für Fotos, die man heutzutage mit KI animieren könnte. Sein Appell: Schüler und Kinder mögen den Film anschauen, aber „bitte nicht gedankenlos“ übernehmen. Hennze: „Denkt selbst nach!“


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