ICE in Heilbronn ein Erfolg? Stadt und Bahn mit widersprüchlichen Aussagen
Das Gastspiel des ICE in Heilbronn geht am Samstag zu Ende. Über den Erfolg des jüngsten Intermezzos ziehen Stadt und Bahn eine höchst unterschiedliche Bilanz.
"ICE-Anbindung nach Berlin stark nachgefragt", schreibt die Stadt in einer aktuellen Pressemitteilung. Seit Juli gibt es Schnellzugverbindungen von Heilbronn nach Berlin, Hamburg oder Innsbruck. Grund waren die Bauarbeiten auf der Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim, die Umleitungen nötig machten.
Die Bauarbeiten sind vorbei, am Samstag fährt der ICE zum vorläufig letzten Mal um 15.48 Uhr am Heilbronner Hauptbahnhof ab. Dann verkehren hier wieder ausschließlich Stadtbahnen und Regionalzüge, bevor es ab dem 17. April wieder ICE-Verbindungen gibt, aber abermals nur für sieben Wochen. Die Stadt hat gemeinsam mit dem Institut Logwert der Hochschule Heilbronn eine Bürgerbefragung durchgeführt und sieht "sehr positive Ergebnisse", wie es in der Mitteilung von Freitag heißt.
ICE-Zwischenfazit der Stadt Heilbronn fällt "sehr positiv aus"
Ein Ergebnis: Den Fahrgästen sei wichtig, dass sie nicht oft umsteigen müssen, dass sie pünktlich ans Ziel kommen und nicht zu viel bezahlen. „Einsteigen, zurücklehnen und entspannt ankommen“, sagt Oberbürgermeister Harry Mergel. „Genau das durften die Heilbronnerinnen und Heilbronner in den zurückliegenden Wochen mit dem temporären ICE-Halt erleben." Der OB fordert abermals einen dauerhaften Halt in Heilbronn.
Bei der Deutschen Bahn hört sich das weit weniger euphorisch an. "Die Nachfrage durch die Reisenden in Heilbronn liegt dabei im erwarteten, eher niedrigen Bereich", teilt ein Sprecher des Konzerns auf Nachfrage mit. Außerhalb der Bauzeiträume "sind derzeit keine regelmäßigen Fernverkehrshalte in Heilbronn geplant, weil die großen Reisendenströme dann über schnellere und nachfragestärkere Routen verlaufen", sieht die Bahn keinen Anlass, Heilbronn ans Fernverkehrsnetz anzukoppeln.
ICE in Heilbronn? Nachfrage laut DB niedrig
Dass Heilbronn als eine der wenigen Großstädte in Deutschland nur Provinzbahnhof ist, bewegt die Region seit Jahrzehnten. Immer wieder haben sich Politiker vieler Parteien dafür eingesetzt, dass sich das ändert. Zuletzt lag der Fokus aber darauf, den störungsanfälligen Regionalverkehr zu verbessern und zumindest verlässliche Verbindungen zu den ICE-Knoten Stuttgart, Mannheim und Würzburg zu ermöglichen.
Die Stadt will im Frühjahr weitere Details zu ihrer Untersuchung veröffentlichen. Neben der Befragung von Fahrgästen am Bahnsteig nahmen vom 3. September bis 3. November 2024 auch rund 2200 Bürger aus der Stadt und dem Landkreis Heilbronn an einer digitalen Haushaltsumfrage teil.