Klage gegen das BundesmodelI: Vom Bundesfinanzhof wird im Dezember ein Urteil erwartet. Laut Rechtswissenschaftler Gregor Kirchhoff wird der Gleichheitsgrundsatz verletzt, weil die Finanzämter die Grundsteuer aufgrund pauschaler Durchschnittswerte für Nettokaltmieten und Bodenwert festsetzen dürfen. Im wertorientierten Modell in Baden-Württemberg werden die Bodenrichtwerte zugrunde gelegt, was zu großen Unterschieden, beispielsweise in Heilbronn, führt.
Grundsteuer in Baden-Württemberg – „Schmerzgrenze ist überschritten“
Der Eigentümerverband Haus & Grund hat das Grundsteuer-Ranking 2025 vorgestellt: Besonders Baden-Württemberg ist betroffen – auch Heilbronn zeigt Unterschiede.
Das Gundsteuerranking 2025 des Eigentümerverbands Haus & Grund stellt fest: Die Reform in Baden-Württemberg hat die Wohnkosten weiter in die Höhe getrieben. Sebastian Nothacker, Vorstand Haus & Grund Württemberg, sagt dazu: „Die Schmerzgrenze ist damit überschritten. Die Steigerungen belasten nicht nur Eigentümer und Vermieter, sondern auch Mieter, deren Wohnkosten ebenso steigen.“
Teilweise 434 Prozent mehr: Höchste Steigerungen bei der Grundsteuer in Baden-Württemberg
Mit einem Musterbeispiel, einem Haus mit 126 Quadratmetern, das auf einer Fläche von 508 Quadratmetern Grundstück steht und im Jahr 1990 erbaut wurde, hat die Studie einen bundesweiten Vergleich gezogen. In Zwickau kostet die Vergleichsimmobilie 258 Euro Grundsteuer pro Jahr, während beim Spitzenreiter Tübingen 1.377 Euro pro Jahr fällig werden. „Das sind rund 434 Prozent mehr“, so Haus & Grund.
Die höchsten Steigerungen bei der Grundsteuer seien im Südwesten zu beobachten, so der Eigentümerverband. „Das wertorientierte Modell in Baden-Württemberg hat dem Bundesland einen beispiellosen Abstieg im Ranking beschert. Die größten Verlierer dabei sind Eigentümer, die ein kleines Haus auf einem großen Grundstück besitzen.“
Grundsteuerreform: Auch in Heilbronn gibt es Verlierer und Gewinner
„Die Stadt Heilbronn ist auf dem relativ guten Platz 31 gelandet“, teilt die Pressereferentin Sandra Dambacher-Schopf mit. Der Bodenrichtwert wird mit 268 Euro je Quadratmeter angenommen. Für das Vergleichsbeispiel wird beim Hebesatz von 345 Prozent eine Grundsteuer von 427 Euro fällig, das sind nur vier Euro mehr als im Vorjahr.
Allerdings gibt es andere Beispiele. Im Kreuzgrund in Heilbronn-Böckingen zahlen vor allem Besitzer älterer Häuser mit großem Garten deutlich mehr. Mieter oder Bewohner von Wohnungen kommen je nach Lage günstiger weg. Mehr als die Hälfte der Grundsteuerzahler werden nach Zahlen der Stadt Heilbronn entlastet.
Wohnen wird teuer: Lohnt sich das Vermieten überhaupt noch?
Die notwendige Reform der Grundsteuer dürfe nicht dazu benutzt werden, Haushaltslöcher der Kommunen zu stopfen und das Wohnen zu verteuern, so die Kritik von Haus & Grund. Eine Folge könne sein, dass es „sich für private Vermieter gar nicht mehr lohnt“, so Nothacker.
Musterklagen gegen die Grundsteuerreform hat das Finanzgericht Baden-Württemberg abgewiesen. Dennoch fordert der Verband Haus & Grund: „Die Reform der Grundsteuer wurde nicht gerechter für Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg, sondern lediglich teurer.“
Kommentare öffnen

Stimme.de
Kommentare
am 18.11.2025 08:04 Uhr
Ich vermiete seit 25 Jahren eine 95 qm große Wohnung in einem 2 Familienhaus auf 8,2 ar Grund. Die zweite Maisonette darin mit 145 qm vermiete ich seit 15 Jahren an eine 4 köpfige, selbständige Handwerkerfamilie. Die Miete liegt 30 % unter der Vergleichsmiete in dieser sehr bevorzugten Wohnlage. Meine Netto Rendite bewegt sich bei 1,5%.
Die Grundsteuer, die meine Mieter bezahlen müssen lag zusammen bei 1050 €. Nach der grottenschlecht gemachten Reform liegt sie nun bei 3600 €. Das entspricht einer 1,5 fachen kalten Monatsmiete beider Wohnungen. Der größte Profiteur an meiner Altersversorgung ist schon lange die öffentliche Hand. Es mag sein, dass viele Wohneinheiten auf wenig Grund günstiger wurden, aber das ist für meine Zwei Mietparteien mit je zwei Kindern keine Beruhigung.
Millionenfache Einsprüche dagegen bleiben seit Jahren unbeantwortet. Vom Oberbürgermeister kommt ein achselzuckendes „isch halt so“. Der Staat, Länder, Kommunen und allen voran die Politik rufen seit Jahren nach bezahlbarem Wohnraum und haben aber selbst dafür gesorgt, dass dieser ein teures Gut ist. Es wurden seit 2015 über 3 Millionen Menschen ins Land gelassen. Wo wohnen diese armen Leute? Und wer bezahlt deren überteuerten Mieten?
Jürgen Mosthaf